Mit Foto-Frisch um die Welt! In diesem Monat reisen wir ans Kaspische Meer, nach Salzburg, dann nach São Paulo, in die USA, nach Finnland, die Schweiz und nach Kanada. Wir blättern in Büchern und besuchen Ausstellungen. Und freuen uns sehr, dass Sie mit dabei sind:

 

Foto Mila Teshaieva, Koshkar-Ata
 
 
Foto Mila Teshaieva, Atyrau
 
 
Foto Mila Teshaieva, Baku

Fotos: Mila Teshaieva

 
In den ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan ist nichts mehr, wie es einmal war. Seit vier Jahren fotografiert Mila Teshaieva den Wandel in der Region am Kaspischen Meer, jetzt dokumentiert ein Bildband diese Veränderungen. Der Kampf um Rohstoffe wie Erdöl und Gas hat dramatische Folgen für Umwelt und Gesellschaft. Unsicherheit und Hoffnung – zwischen diesen Polen mäandert diese Serie hervorragender Dokumentarfotografien der in Berlin lebenden ukrainischen laif-Fotografin.
 

Peter Fischli / David Weiss, Pilze / Funghi 18,1997/98

Peter Fischli / David Weiss, Pilze / Funghi 18,1997/98
Inkjet-Print auf Polyesterfolie 73,8 x 106,7 cm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen München – Pinakothek der Moderne
Erworben von PIN, Freunde der Pinakothek der Moderne für die Sammlung Moderne Kunst
© the artists, Galerie Sprüth Magers Berlin London, Galerie Eva Presenhuber Zürich und Matthew Marks Gallery New York
Foto: Walter Bayer

 
 
David LaChapelle, Late Summer, 2008-2011

David LaChapelle, Late Summer, 2008-2011
C-Print 152 x 110 cm
Courtesy of the Artist ROBILANT + VOENA, London – Milan
 
 
Michael Wesely, Stilleben (29.12. - 4.1.2012), 2012

Michael Wesely, Stilleben (29.12. – 4.1.2012), 2012
C-Print, UltraSecG, Metallrahmen 100 x 130 cm
Courtesy Galerie Fahnemann, Berlin
© VBK, Wien, 2013

 
Der Hirmer-Verlag bringt in diesen Tagen ein Buch heraus, das sich vielleicht eher als Geschenk anbietet. „Flowers & Mushrooms” heißt der Band, der sich mit Blumen und Pilzen in der Kunst beschäftigt – vor allem in der Fotografie. Versammelt sind Arbeiten so unterschiedlicher Künstler wie Andy Warhol, Robert Mapplethorpe, David LaChapelle, Georgia O’Keeffe oder Fischli/Weiss, die schon in den siebziger Jahren Bilder geschaffen haben, in denen sich Aufnahmen von Blumen und Pilzen überlagerten. Herausgegeben wurde der Band von dem österreichischen Kunsthistoriker Toni Stooss, der seit 2005 Direktor des Museums der Moderne in Salzburg ist. Die Ausstellung ist ebendort bis zum 27. Oktober zu sehen: „Dabei werden Kategorien wie Herrschaft, Vanitas, Erotik, Lebenszyklus und Politik ebenso kritisch untersucht wie Bedrohung und Kitsch.“

Von Salzburg führt uns die Reise nach São Paulo, wo Carlos Cazalis für ein faszinierendes Buch fotografiert hat. Die größte Stadt in Brasilien ist bekannt für ihr Ausufern, für ihr Chaos, ihre Unordnung. Diese Stadt ist ein Moloch, ein industrieller Ballungsraum, ein unwirtliches System aus Elendsvierteln, Brachen, Hochhausvierteln, Bürohäusern und Industrie. Und diese Stadt ist voller Menschen – ein multikultureller Menschenhaufen, in dem viele Einwanderer ihre Spuren hinterlassen haben.
 

Foto Carlos Cazalis, Downtown

Carlos Cazalis, Downtown
Der Slum Molinho in Bras im Zentrum São Paulos ist wegen der vielen Leichen berüchtigt, die in der stillgelegten Mühle gefunden wurden. Der Slum wird von einer Autobahn, einer Brücke und von Gleisen flankiert und ist von ein paar Mittelklasse-Häusern umgeben. Für die Einwohner ist das Leben in São Paulo ein ständiger Kampf. 2010 schätzte São Paulos Einwohneramt, dass mehr als 12 % der Stadtbevölkerung in Slums leben und dass fast 40 % der Stadtwohnungen illegal und nicht registriert sind.

 
 
Foto Carlos Cazalis, Praying

Carlos Cazalis, Praying
Sara, die mit ihrer Mutter, deren Partner und dem Neugeborenen in einem Zimmer im Stadtteil „Prestes Maia“ in der Innenstadt São Paulos lebt, betet vor dem Zubettgehen. Mehr als drei Jahre lang wohnte die Familie illegal. Sara gilt als begabt, konnte aber wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation der Familie die Schule nicht regelmäßig besuchen. Im Juni 2007 konnte die Familie das Haus verlassen und mit städtischer Unterstützung ein Appartement in der Innenstadt mieten. Saras Mutter versprach, Sara wieder in die Schule zu schicken, sowie sie Arbeit und einen Tagesplatz für ihr Baby gefunden habe, wurde aber 2008 erneut schwanger, was dies verhinderte.

 
 
Foto Carlos Cazalis, Alphaville

Carlos Cazalis, Alphaville
Eine junge Frau bei einer Poolside-Party im reichen, abgeschotteten „Alphaville“ im Westen São Paulos. Die reiche Jugend in den über 33 Gemeinden Alphavilles verlässt den geschlossenen Bereich nur selten, um São Paulo auf eigene Faust zu erkunden, sondern unternimmt stattdessen lange Sommerreisen durch europäische Städte. Aufgrund der Isolation sucht sie oft Zuflucht in Alkohol und Drogen.

 
 
Foto Carlos Cazalis, Sleeper

Carlos Cazalis, Sleeper
Ein Obdachloser schläft vor dem berühmten Jockey Club in der Innenstadt São Paulos. Über 10.000 heimatlose Menschen nächtigen in den Straßen São Paulos. Die meisten schlagen ihre Kartonbetten in der Innenstadt auf. Einige schließen sich zum Schutz zusammen. In den Wintermonaten wachen viele aufgrund der Inversionswetterlagen durch die hohe Luftverschmutzung nicht mehr auf.

 
All jenen „paulitanos“ nähert sich Carlos Cazalis mit seiner Kamera. Seit 2005 fotografiert Cazalis für sein „Urban Meta Projekt“ die Riesenmetropolen der Welt. Sein Buch „Occupy São Paulo“ ist der erste Teil der Veröffentlichungsreihe. Der im Kehrer-Verlag erschienene, kleine Band zeigt die Bewohner São Paulos, vor allem jene am unteren Ende der sozialen Leiter. Ihren Überlebenskampf, das Leben in kargen Unterkünften, unter Wellblechdächern und in Abrisshäusern. Aber er zeigt auch jene, die anders leben, wenngleich genauso gefangen: in ihren Villen in geschützten, gut bewachten Bezirken, die zu verlassen Angst bedeutet.

Arm und Reich begegnen sich selten auf diesen Bildern, doch wenn, dann sind die Motive von besonderer Sprengkraft. Ein Obdachloser liegt vor einem Nobelclub, vollkommen verhüllt in einem weißen Laken. Ein Nachtgespenst in einer Welt, in der es für viele schwer geworden ist, eine Heimat zu finden. Ein schmales, aber eindrucksvolles Buch, das nur wenig Mut macht. Wer arm ist, der wird arm bleiben. Das scheint – folgt man diesen Bildern – die bittere Realität von São Paulo.
 

Niina Vatanen, Red Letter I

Niina Vatanen, Red Letter I
 
 
Niina Vatanen, Rooms, Memory, Untitled (Reader)

Niina Vatanen, Rooms, Memory, Untitled (Reader)
 
 
Niina Vatanen, Red Letter III

Niina Vatanen, Red Letter III

 
Niina Vatanens Arbeiten, die jetzt erstmals auch als Buch erschienen sind, entstehen in einem mannigfaltigen Prozess aus Malen, Schneiden, Kleben, Inszenierung und erneutem Fotografieren. Das Ergebnis sind vielfach geschichtete Bilder, ein Bilderteppich, der zum freien Assoziieren einlädt. Niina Vatanen studierte Fotografie an der Universität für Kunst und Design in Helsinki, wo sie auch lebt.
 

Foto Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs, aus der Serie „Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City“

Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs, aus der Serie „Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City“
 
 
Foto Stanislaw Chomicki, aus der Serie „Towers“

Stanislaw Chomicki, aus der Serie „Towers“
 
 
Foto Nadja Pugliese, aus der Serie „Kidron Valley“

Nadja Pugliese, aus der Serie „Kidron Valley“

 
Bereits zum 10. Mal wurde in diesem Jahr der Europäische Architekturfotografie-Preis „architekturbild“ vergeben. In diesem Jahr war das Motto „Im Brennpunkt“. Das jetzt erschienene Buch stellt die besten Arbeiten vor, darunter auch die Preisträgerarbeit des Stuttgarter Fotografenduos Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs mit ihrer Serie „Die Entwicklung neuer Stadtquartiere im Herzen der City“, die sich mit dem Widerstand gegen das Großprojekt Stuttgart 21 beschäftigt.
 

Foto Robert Mapplethorpe, Plate 179. Untitled (self-portrait), 1973/75

Robert Mapplethorpe, Plate 179. Untitled (self-portrait). 1973/75
Monochromatic dye diffusion transfer print (Polaroid); 418 x 518 in. (10,5 x 13 cm)
Private collection (PD68)

 
 
Foto Robert Mapplethorpe, Plate 115. Untitled (Lucy and Fred, Paris), 1971/73

Robert Mapplethorpe, Plate 115. Untitled (Lucy and Fred, Paris), 1971/73
Monochromatic dye diffusion transfer print (Polaroid); 414 x 314 in. (10,8 x 8,3 cm)
Robert Mapplethorpe Foundation (PD540)

 
 
Foto Robert Mapplethorpe, Plate 148. Untitled (Charles and Jim), 1973

Robert Mapplethorpe, Plate 148. Untitled (Charles and Jim), 1973
Monochromatic dye diffusion transfer print (Polaroid); 418 x 518 in. (10,5 x 13 cm)
Robert Mapplethorpe Foundation (PD149.2)

 
Der Prestel-Verlag bringt mit „Mapplethorpe Polaroids“ einen echten Klassiker neu in die Bücherregale. Mapplethorpes frühe Polaroids sind, so die Autoren, ein Schlüssel zum Verständnis des Werks von Robert Mapplethorpe. Das Buch zeigt Bilder aus den frühen siebziger Jahren – Fotografien aus den Archiven der „Mapplethorpe Foundation“ und privaten Sammlungen.

Ein schönes Buch zur Landschaftsfotografie ist „Wagner in der Schweiz“. Der Band stellt Fotografien von Antoine Wagner vor, des Ururenkel Richard Wagners, der in der Schweiz auf den Spuren seines Vorfahren wandelt. Das Ergebnis: Bilder der Schweizer Alpen von zeitloser Schönheit.
 

Jon Rafman, 3081 Valmont Road, Boulder, Colorado, USA, 2012

Jon Rafman, 3081 Valmont Road, Boulder, Colorado, USA, 2012, aus der Serie „The Nine Eyes of Google Street View“ (2008 – …)
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers; Galerie Antoine Ertaskiran, Montreal; Zach Feuer Gallery, New York; Seventeen Gallery, London
© Jon Rafman

 
 
Foto Spinatsch, Panorama Project No. 4: Vienna MMIX 10008/7000

Jules Spinatsch, Panorama Project No. 4: Vienna MMIX 10008/7000, Spekulatives Portrait einer Gesellschaft, 2009–11
Rauminstallation, Detail aus „Les Illustres“, 120 Einzelbilder, im Gitter angeordnet, Tintenstrahldrucke je 27 x 36 cm
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers; Blancpain Art Contemporain, Geneva; Galerie Luciano Fasciati, Chur
© Jules Spinatsch

 
 
Trevor Paglen, Reaper Drone: Indian Springs, NV; Distance – 2 miles, 2010

Trevor Paglen, Reaper Drone: Indian Springs, NV; Distance – 2 miles, 2010
Analoger Farbabzug (C-Print), 76,2 x 91,44 cm
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers; Metro Pictures, New York; Altman Siegel, San Francisco; Galerie Thomas Zander, Köln
© Trevor Paglen

 
 
Elina Brotherus, Le Chemin, 2011, aus der Serie „12 ans après“ (1999–2012)

Elina Brotherus, Le Chemin, 2011, aus der Serie „12 ans après“ (1999–2012)
Pigment-Tintenstrahldruck auf Fine-Art-Barytpapier, 90 x 120 cm
Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
© Elina Brotherus

 
„Le Mois de la Photo à Montréal” ist eine der wichtigsten Veranstaltungen zur zeitgenössischen Fotografie in Kanada. „Drone: The Automated Image“ ist die begleitende Publikation der internationalen Biennale und präsentiert Arbeiten von 27 Künstlern, die sich mit Themen wie Videoüberwachung, Google Street View, ferngesteuerten Kameras, Robotern und Drohnen befassen. Wen es nach Montreal treiben sollte: Die Ausstellung ist bis zum 5. Oktober zu sehen.

Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
 

Mila Teshaievam, Collector’s Edition, Set 1; Auflage 25

Mila Teshaievam, Collector’s Edition, Set 1; Auflage 25

 
Diesmal empfehlen wir die Collector’s Edition aus dem Buch „Promising Waters“ von Mila Teshaieva mit zwei Prints in handgefertigter Box, 3 Sets zur Auswahl, Blattformat etwa 22 x 30 cm, in einer Auflage von 75 Exemplaren für 150 Euro.

Haben Sie Anregungen? Dann schreiben Sie mir: info@marcpeschke.de

(Marc Peschke)