Der Herbst wirft seine Schatten voraus. So langsam darf man sich vom sonnigen Liegestuhl erheben und die eine oder andere Fotoausstellung besuchen. Unsere Empfehlung des Monats wäre eine Reise nach Wien … und natürlich einige neue Fotobücher

„Das Porträt. Fotografie als Bühne“, so der Titel einer Schau, die bis zum 18. Oktober 2009 in der Kunsthalle in Wien zu sehen ist. Ihr Thema ist das Verhältnis von Fotograf und Fotografierten – sie entwirft eine Geschichte des fotografischen Porträts seit den 1980er Jahren bis heute. Präsentiert werden unter anderem Arbeiten von Anton Corbijn, Nan Goldin, Robert Mapplethorpe, Helmut Newton, Thomas Ruff, Jürgen Teller und Wolfgang Tillmans. Zur Ausstellung ist auch ein Buch im Nürnberger Verlag für Moderne Kunst erschienen, das einen umfassenden Überblick über die zeitgenössische Porträtfotografie bietet.
 

Foto Amy Elkins: Bon  Foto Robert Mapplethorpe: Ken Mood and Robert

Links: Amy Elkins – Bon, Brooklyn, NY, 2008, © die Künstlerin, Courtesy Yancey Richardson Gallery, New York
Rechts: Robert Mapplethorpe – Ken Moody and Robert Sherman, 1983, © Robert Mapplethorpe Foundation. Used by permission

 
 
Foto Tina Barney: Mark, Amy, and Tara; 1983

Tina Barney – Mark, Amy, and Tara, 1983 © die Künstlerin, Courtesy Janet Borden, Inc., New York

 
Im selben Verlag erschienen ist der Band „Schwarzwald. Landschaft“ von Thomas Ruff. Ruff – Becher Schüler und Großmeister der deutschen Kunstfotografie – ist 1958 in Zell am Harmersbach im Schwarzwald geboren, doch seine Annäherung an die Heimat bleibt sonderbar kalt, wie man nun auch in einer Ausstellung im Museum für Neue Kunst in Freiburg sehen kann. Gänzlich öde die neue Werkgruppe der „jpegs“, in denen das Pixel-Raster zum einfallslosen Element der Bildgestaltung wird.
 

Foto Anni Leppälä - Orange Tree

Anni Leppälä – Orange Tree, 2009; C-Print / Aluminium

 
Deutlich mehr Esprit haben da die Bildfindungen, die das bei Hatje Cantz erschienene Buch „The Helsinki School. Vol. 3. Young Photography by Taik“ zusammenbringt. Zu entdecken sind neue Fotografie-Talente der Helsinki School of Art. In diesem Band stellt Timothy Persons 17 junge Künstler und deren Arbeiten vor.

Eine fotografische Reise besonderer Art verspricht das im Prestel-Verlag erschienene Buch „New York Sleeps“ von Christopher Thomas. Am frühen Morgen hat Thomas New York fotografiert – entstanden sind poetische, stille Bilder: die Metropole als Ort, „an dem die Plätze und Monumente nur sich selbst gehören.“
 

Foto Christopher Thomas - aus „New York Sleeps“

Christopher Thomas – aus „New York Sleeps“
 
 
Foto Horst A. Friedrichs  Foto Horst A. Friedrichs

Horst A. Friedrichs – aus: I’m One: 21st Century Mods

 
Noch ein Höhepunkt aus dem Prestel-Verlag ist das Buch „I’m One: 21st Century Mods“ von Horst A. Friedrichs. Das Buch stellt in fantastischen Fotografien die englische Mod-Szene der Gegenwart vor – die ihre Wurzeln in der Jugendbewegung der Sechziger hat. Der Fotograf hat die britische Mod-Szene 11 Jahre mit der Kamera begleitet.
 

Foto Nick Brandt

Nick Brandt – aus „A shadow falls“

 
Im Knesebeck-Verlag erscheint am 25.9.2009 „A shadow falls“: ein neuer Fotoband von Nick Brandt. „Die Tiere und Landschaften Ostafrikas haben so etwas Mythisches an sich“, sagt der Fotograf – und vermag es, die so oft fotografierten Stars der Tierwelt auf eine Weise zu zeigen, wie es noch nie jemand vor ihm getan hat. Majestätisch wirken sie, von sonderbarer Monumentalität. Nie fotografiert Brandt seine Tiere in Bewegung – er fotografiert Porträts von Tieren. „Ich versuche, die Tiere so, wie sie sind – ihre Persönlichkeit, ihre Seele – einzufangen und sie genau so zu photographieren, wie ich es bei Menschen tun würde.“

Menschen, viele Menschen, sind in dem Buch „Ostzeit. Geschichten aus einem vergangenen Land“ zu sehen – ein Fotobuch, das den Alltag in der DDR in Erinnerung rückt. Es lädt ein, in der Geschichte zu blättern. Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Werner Mahler, Harald Hauswald und Maurice Weiss, allesamt Fotografen der 1991 gegründeten Agentur „Ostkreuz“, gehören zu den wichtigsten Bildautoren der ehemaligen DDR. Die Schönsten ihrer seit Anfang der siebziger Jahre entstandenen Schwarzweißfotografien stellt dieses Buch vor; noch bis 13.9. sind die Arbeiten in Berlin zu sehen.
 

„Ostzeit. Geschichten aus einem vergangenen Land“

„Ostzeit. Geschichten aus einem vergangenen Land“
 
 
Foto Taiyo Onorato und Nico Krebs - The Great Unreal

Taiyo Onorato und Nico Krebs – The Great Unreal

 
Eine subjektive Sicht auf ein Land bietet auch das Buch „The Great Unreal“ von Taiyo Onorato und Nico Krebs, erschienen in der Edition Patrick Frey. In einem Zeitraum von drei Jahren reisten die Schweizer Fotografen mehrere Monate durch die Vereinigten Staaten: „Zusammen mit den Buchgestaltern Megi Zumstein und Claudio Barandun entstand ein reines Bilderbuch, das eine visuelle Reise ohne jegliche Anweisungen ermöglicht.“

(Marc Peschke)