Hundstage. Eigentlich viel zu warm, um vors Haus zu gehen. Statt langer Fahrten zu Fotoausstellungen empfehlen wir deshalb im Juli kalte Duschen und ein gutes Fotobuch. Und außerdem ein interessantes Fotoportal

Fotograf unbekannt

Aus: V like Vintage

Ein spannendes Feld der Beschäftigung mit Fotografie bietet das historische Bild. Das Portal „V like Vintage“ ist die Seite für alle Sammler und historisch Interessierte – eine interaktive Foto-Community und Suchmaschine, die nicht weniger als eine „faszinierende Zeitreise durch die vielen Gesichter der Geschichte“ verspricht. Die Macher: „Auf V like Vintage stellt eine stetig wachsende Community privater und professioneller User historische Fotografien online und führt einen regen Austausch untereinander. Ebenso fungiert V like Vintage als Suchmaschine für Archive, Galerien und Verlage. Bis dato haben unsere User über 80.000 Bilder online gestellt.“
 

Foto: Reiner Riedler

Foto: Reiner Riedler

 
„V like Vintage“ präsentiert Historisches seit den Anfängen der Fotografie. Nicht ganz so weit zurück reicht Regina Anzenbergers Buch „West“ – es wirft einen Blick auf die vergangenen 20 Jahre. Das soeben im Heidelberger Kehrer-Verlag erschienene Buch stellt Fotoarbeiten der letzten zwei Dekaden zusammen, welche die Entwicklung zu einer globalen Welt in faszinierende Bilder gießen. Was ist das eigentlich heute, die westliche Welt? Fragt dieses Buch – und findet Antworten im Mythos des Cowboys, bei kambodschanischen Street Gangs in den USA, im Financial District in London oder in Wiener Schrebergärten. Zu sehen sind Fotoarbeiten von Annet van der Voort, Arabella Schwarzkopf, Gianmaria Gava, Horst Friedrichs, Lauren Hermele, Mauro Bottaro, Paolo Woods, Philipp Horak, Reiner Riedler, Richard Ross, Robert Haidinger, Simone Casetta, Stuart Isett, Toni Anzenberger, Ulrich Eigner und Yadid Levy.

Auch das Buch „Oberflächen und Tiefen“, jetzt erschienen im Verlag für Moderne Kunst, wirft einen Blick zurück: Der von der Kunsthalle Wien zu der aktuellen Einzelausstellung herausgegebene Band stellt das Werk von Thomas Ruff auf 288 Seiten vor. Eine Monografie, welche die bekanntesten Bildserien Ruffs präsentiert. Nicht passend scheint die ungewöhnliche Entscheidung, dieses Buch im Zeitungs-Rotationsverfahren zu drucken: Damit soll „Ruffs Auseinandersetzung mit der Bildproduktion und -reproduktion Rechnung getragen“ werden – doch verlieren die Bilder dabei zu viel ihrer originalen Kraft.
 

Foto: Caroline Bachmann und Stefan Banz

Aus: What Duchamp Abandoned for the Waterfall

 
Caroline Bachmann und Stefan Banz zeigen in ihrem neuen Fotobuch, erschienen im Verlag Scheidegger & Spiess, ungewöhnliche Perspektiven auf ein Werk Marcel Duchamps. „What Duchamp Abandoned for the Waterfall“ heißt es und versammelt Bilder jenes Ortes, an dem Marcel Duchamp 1946 fotografiert hatte: am Wasserfall Le Forestay in der Nähe von Chexbres, über dem Genfer See. Bachmann und Banz fotografierten nun aber nicht noch einmal den Wasserfall selbst – der Ausgangspunkt einer bedeutenden Installation Duchamps wurde –, sondern jenen Blick, dem Duchamp damals den Rücken kehrte: Hundert Fotografien versammelt der kleine, feine Band: dramatische Bilder einer frappierenden Aussicht auf den Genfer See und die Alpen.
 

Foto Robert Häusser

Foto: Robert Häusser

 
Seit Juni 2009 zeigt das Mannheimer Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen die Ausstellung „Robert Häusser. Die Berliner Mauer. Fotografien und Zitate“, die noch bis zum 24. Mai des kommenden Jahres zu sehen ist. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Mauerfalls sind Bilder des Mauerbaus zu sehen, die Häusser im Westsektor Berlins fotografiert hatte. Vierundzwanzig Schwarz-Weiß-Bilder, die Zeitgeschichte präsentieren – doch mehr als das, wie Ausstellungskurator Claude W. Sui sagt: „Der historische Augenblick wird in einer subjektiven Sicht transparent.“ Zur Mannheimer Schau ist ein Katalog in der Heidelberger Edition Braus erschienen.

(Marc Peschke)