Foto der D5000 von NikonUm in den zur Hauptsaison unvermeidlichen Touristenmengen nicht weiter aufzufallen und neben Ehefrau und zwei kleinen Kindern möglichst wenig mitschleppen zu müssen, kam eine Nikon D5000 samt der „Plastik-Nikkore“ 3,5-5,6/18-55 mm VR und 4-5,6/55-200 mm VR mit in die Ferien. Erfahrungen zu Film und Foto, und mehr, kamen mit nach Hause:

Foto: Ralf Jannke

Der Gehäusegewichtsunterschied zur D300 bzw. D700 (ohne Batterieteil) ist einfach deutlich: 620 gegen 925 bzw. 1055 Gramm. Außerdem ist der „Nichthinschaueffekt“ der Kamera- / Objektivkombination ausdrücklich gewünscht. Und die D5000 bietet einfach mehr als die bis dahin verwendete D60-Familienknipse mit ihrem vergleichsweise einfachen Autofokus und den geringeren High-ISO-Möglichkeiten.

Obwohl laut Seriennummer fällig für den Nikon-Service (siehe Nikon D5000 mit Einschaltproblemen und Hinweis für Anwender der Nikon D5000) blieb die als Reserve mitgenommene D300 den kompletten Urlaub im ALDI-Beautycase. Die D5000 funktionierte einwandfrei.

Was die Kit-Objektive angeht, bleibt das 55-200 fest im Bestand. Das ist einfach gut und mit Abstrichen sogar auf der Vollformat-D700 brauchbar. Das simple 18-55 VR wird langfristig allerdings zur „Schranklinse“ degradiert werden. Nicht weil es schlecht wäre – über das eingesetzte Exemplar gab es schärfemäßig kaum etwas zu meckern -, sondern weil oben und unten einfach immer wieder ein paar wichtige Millimeter Brennweite fehlen: Ein 16-85 hat die gewünschten Extramillimeter Brennweite, und mit 16 mm (24 mm @KB) kann auch ein Super-Weitwinkelzoom notfalls zu Hause bleiben. Die Super-Weitwinkel-Funktion übernahm im Urlaub das extrem kompakte 3,5-4,5/10-17 mm Fisheyezoom von Tokina, dessen fehlender Autofokus (da „Stangenantrieb“; die D5000 braucht aber Objektive mit eigenem Autofokusmotor) an der D5000 kaum ins Gewicht fällt. Die große Mehrzahl der Urlaubsbildchen wurde mit den Kit-Nikkoren geknipst. Hier ein paar Beispiele:
 

Foto: Ralf Jannke
 
 
Foto: Ralf Jannke Foto: Ralf Jannke
 
 
Foto: Ralf Jannke

 
Klapp-Monitor

Den möchte ich nicht mehr missen! Zum brauchbaren Lichtschacht fehlt allerdings etwas Entscheidendes – der Schacht, der die „Mattscheibe“ gegen Lichteinfall schützt. Und dazu ein schnellerer Autofokus im Live-View-Modus. Für Schnappschüsse ist die Kombination D5000 + Klappmonitor nicht zu gebrauchen. – Und doch war der Klappmonitor, der ideal für die eine oder andere Froschperspektive ist, für mich der Hauptkaufgrund.
 

Foto der D5000 mit Schwenkmonitor von Nikon

 
Video

Auch dieses Feature möchte ich trotz der massiven Einschränkungen nicht mehr missen. Es ist in dieser Form – ohne Autofokus – aus der Hand sinnvoll nur mit viel Schärfentiefe, sprich kleinen Blenden (11-16), und kurzen Brennweiten einsetzbar. Nicht anders als bei einer Feld-Wald-und-Wiesen-Digiknipse. Manuelles Fokussieren mit langen Brennweiten ist nur mit dem Dreibeinstativ möglich.

Hier ein kleines Filmchen, das zur Wiedergabe allerdings massiv von 60 MB auf 3 MB komprimiert wurde. Bitte um Vergebung für gewisses Wackeln und schiefe Horizonte, aber ein rund 350 Euro teures Schwebestativ (siehe etwa SteadyWonder oder Glidecam 2000 Pro Schwebestativ) zum rund halben Kameraneupreis, das auch für eine ruhigere Kameraführung sorgt, werde ich für die wenigen Videoclips nicht anschaffen. Zur Auflockerung der späteren Diaschau auf Fernseher oder digitalem Bilderrahmen taugen die selbst gedrehten „Filme“ aber allemal.
 

Dampflok, Filmchen von Ralf Jannke

(Klick aufs Bild!)

 
Was die neue „Videomania“ in digitalen Spiegelreflexkameras angeht, beschleicht mich der Verdacht, dass die Hersteller da eine unmögliche Salamitaktik praktizieren. In Realität ist ein bezahlbarer Liveview mit passablem Phasen-AF auch bei Video vermutlich längst möglich. Aber man will seine Neuigkeiten ja scheibchenweise unters Volk bringen. Die neue Nikon D300s kann die Schärfe auch im Videobetrieb regeln, die D90 und D5000 können das nicht.

„Leise“ Fotos

Die D5000 hat ja – wie jetzt auch die D300s – einen Modus „Leise Auslösung“. Hier bleibt der Spiegel nach dem Auslösen so lange oben, bis der Fotograf den Auslöser loslässt. Dass diese Spezialfunktion die D5000 so leise macht wie eine M-Leica (das Ploppen des Tuchverschlusses), wie es ein amerikanischer Autor behauptet, ist reines Wunschdenken. Subjektiv scheint die D5000 in der Funktion „Leise Auslösung“ tatsächlich etwas dezenter zur Sache zu gehen. Aber der Effekt beruht vor allem, wenn nicht ausschließlich, auf der Trennung von Verschlussablauf und Spiegelrückschwung, wie eine Analyse der Tonaufzeichungen mit dem Freewareprogramm Audiacity zeigte. Hören Sie selbst:
 

Verschlussablauf der D5000, normal

Der normale Verschlussablauf der D5000
 
 
Verschlussablauf der D5000, nur Verschlussvorhang

Modus „Leise Auslösung“: Auf Auslöserdruck saust nur der Verschlussvorhang der D5000 …
 
 
Verschlussablauf der D5000, normal

… und erst nach Freigeben des Auslösers klappt der Spiegel hoch

 

Foto: Ralf Jannke

Es ergibt sich ein kleiner Vorteil, da ich mit dem Spiegelklappern warten kann, bis die Umgebung etwas lauter wird. Es bleibt aber mehr Marketinggag als Wirkung.

Anmerkungen

  • Dass Marketingkleingeister so etwas Unwichtiges wie einen Abblendhebel wegrechnen oder eine Abblendfunktion verweigern, damit muss man leben.
  • Die D5000 geht sehr sparsam mit der Energie um und akzeptiert im Gegensatz zu meiner D300 und D700 auch klaglos Fremdakkus.
  • Das (nachträgliche) D-Lighting habe ich schätzen gelernt. Und natürlich die Möglichkeit, bis ISO 3200/6400 einstellen zu können.
  • Die Nachbearbeitungsfunktionen in der Kamera gefallen mir besser als zuvor gedacht. Zumal dabei die Originalfotos unangetastet bleiben.
  • Was der Autofokus der D5000 bei schnell bewegten Motiven zu leisten vermag, wird sich in der in einigen Wochen beginnenden Basketballsaison zeigen. Die Paraglider (Drachen) jedenfalls stellten den Autofokus der D5000 nicht vor Probleme.

Für mich kam die D5000 zum perfekten (Urlaubsstart-) Zeitpunkt. Und nicht nur dafür. Ein Update von der D300 auf die D300s ist absolut unnötig und mit der D5000 habe ich die gewünschte unscheinbare, leichte Kamera mit Klappmonitor.

Die Diskussion, ob sich die gezeigten Ferienbildchen nicht auch mit einer der millionenfach vorhandenen Kompaktdigiknipsen oder einer Bridgekamera hätten machen lassen, überlasse ich gerne anderen. Ich kann mich mit diesen „Fummelteilen“ einfach nicht anfreunden – zumindest nicht für das etwas bewusstere Fotografieren.

(Ralf Jannke)