Nach der Insolvenz der Franke & Heidecke GmbH war lange Monate unklar, ob und wie eine Fertigung von Fotoprodukten, auch aus der Rollei-Nachlassenschaft, in Braunschweig weitergeführt werden kann. Mit dem Beschluss der heute durchgeführten Gläubigerversammlung zeichnet sich eine Perspektive ab – die neu gegründete DHW Fototechnik GmbH will das mit einem altbekannten Geschäftsführer übernehmen:

Die Gläubigerversammlung der insolventen Manufaktur für Optik und Feinmechanik hat am 11.11.2009 beschlossen, dass die der Insolvenzmasse zugehörigen Teile des Teile- und Fertigwarenlagers und die entsprechenden Anteile der Geschäftsausstattung vom Insolvenzverwalter an die am 22.10.2009 im Handelsregister Braunschweig (HRB 202052) mit einem Stammkapital von 25.200 Euro eingetragene DHW Fototechnik GmbH verkauft werden darf. Unternehmenszweck der DHW ist die Produktion, die Reparatur und der Vertrieb von Feinwerk und optischen Geräten.

Hinsichtlich der Produktionsanlagen, die in der Vergangenheit von der Franke & Heidecke GmbH im Sale-and-lease-back-Verfahren an eine Leasinggesellschaft veräußert wurden, müssen getrennte Verträge abgeschlossen werden. Für die Nutzung von Namens- und anderen Rechten muss ein Vertrag mit der Rollei GmbH geschlossen werden. Gleiches gilt für den Mietvertrag mit der Rollei Immobilien GmbH & Co. KG für die Räumlichkeiten in der Salzdahlumerstraße 196, die in Zukunft von der DHW genutzt werden sollen. Nach vorliegenden Informationen will die DHW die Fertigung auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern, verteilt auf drei Stockwerke, und mit 20 Mitarbeitern wieder aufnehmen. Franke & Heidecke beschäftige zuletzt, vor der Insolvenz im Februar 2009, 131 Mitarbeiter.

Das von Hans Hartje (vormals Gesellschafter und Geschäftsführer bei Franke & Heidecke und davor Rollei-Manager) geführte Unternehmen DHW Fototechnik GmbH, dessen Gesellschafter derzeit noch unbekannt sind, will offensichtlich sowohl die Fertigung der beiden Diaprojektorenlinien (66 Dual P und twin MSC) wieder aufnehmen als auch die zweiäugigen Mittelformatkameras nach Kundenwunsch konfektionieren (sehr exklusiv und teuer, vergoldet, verplatiniert usw., darf man vermuten) und möglicherweise auch den Bau von Rollei-35-Modellen wieder beginnen. Eine Neuaufnahme der Rollei-35-Produktion stand schon vor geraumer Zeit zur Debatte, wurde dann aber offensichtlich doch nicht realisiert.

Ob eine analoge Version der Rolleiflex Hy6 nochmals das Licht der Welt erblickt, hängt wohl auch von der Entwirrung der diesbezüglichen Rechte ab, die nach unserer aktuellen Informationslage bei Jenoptik und / oder Eastman Kodak liegen, wobei Rechte an der baugleichen Leaf AFi wohl zu Phase One übertragen wurden. (Siehe Stochern im Nebel: Zur Zukunft der Hy6)

Ein Vertreter der DHW Fototechnik stand bislang für eine Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung nicht zur Verfügung.

(CJ)