Foto Martin VietenDas kostenlose Programm CAIR („Content-Aware Image Resizer“) schont das Hauptmotiv bei einer Format- bzw- Proportionsänderung und steht in Versionen für Windows, Mac und Linux zur Verfügung:

Layouter und Webdesigner stehen immer wieder vor dem selben Problem: Das vorgesehene Bild will einfach nicht ins Layout passen. Da bleibt bislang nur die Totaloperation mit der Schere resp. dem Crop-Tool, um ein Foto zum Beispiel vom Quer- ins Hochformat zu bringen. Eine wesentlich elegantere Lösung zur Format- und Größenänderung hält CAIR („Content-Aware Image Resizer“) parat: Die Software dehnt oder staucht unwichtige Bildpartien, lässt das Hauptmotiv dabei aber unangetastet:

„Passt, wackelt und hat Luft“ – so grobschlächtig wie der Mechaniker kann ein Layouter nicht vorgehen. Dabei stellt sich bei der Druckseitengestaltung oder im Webdesign immer wieder das Problem: Wie lässt sich ein Bild in ein vorgegebenes Format einfügen, ohne das Hauptmotiv dafür zu beschneiden? Dieses Problem hatten auch Shai Avidan und Ariel Shair. Die beiden Forscher haben mit CAIR („Content Aware Image Resizer“) ein clevere Lösung gefunden: Das Programm zieht ein Bild in die Breite oder staucht es zusammen, ohne dass das Hauptmotiv dabei verzerrt wird. (Hintergrundinformationen dazu in der PDF-Datei Seam Carving for Content-Aware Image Resizing)

Ursprünglich war CAIR eine Laborentwicklung, das Programm ließ sich nur über Kommandozeilen steuern. Mit dem kostenlosen Seam Carving GUI liegt nun eine Benutzeroberfläche für Windows, Mac und Linux vor, die CAIR zu einem mehr als brauchbaren Werkzeug macht. Im Prinzip reicht es, das gewünschte Zielmaß einzugeben und CAIR einen Moment rechnen zu lassen. Die Software versucht selbstständig, wichtige und unwichtige Bildpartien zu erkennen und verzerrt nur letztere. Ist das Hauptmotiv optisch klar vom Hintergrund getrennt, funktioniert das bereits verblüffend gut.

Wo die Automatik versagt, erlaubt CAIR die Vorgabe, welche Bildbereiche geschützt werden sollen. Eine grün aufgetragene Maske signalisiert dem Programm: Hier bitte nicht verzerren.
 

Foto Martin Vieten
 
 
Foto Martin Vieten

Den flotten Kyte-Surfer hat CAIR schnell vom Hoch- ins Querformat verbreitert. Und dabei die Proportionen des Sportlers mit seinem schnittigen Gerät penibel gewahrt – so, wie es mit der grünen Maske vorgegeben wurde.

 
Genau so gut kann CAIR aber auch Bildbereiche löschen, die dem Anwender nicht so wichtig sind. Anders als beim grobschlächtigen Croppen darf dabei die zu löschende Partie durchaus auch in der Bildmitte liegen. Diese Möglichkeit ist vor allem interessant, wenn es gilt, ein Bild zu stauchen.

Schließlich erlaubt es CAIR, in einem Bild gleichzeitig geschützte und ungeschützte Bereiche zu definieren. So ist es ein Leichtes, unerwünschte Personen aus einem Bild verschwinden zu lassen. Oder einfach nur vorzugeben, welcher Bildrand gekappt werden soll.
 

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Diesmal wurde das Bild vom Quer- zum Hochformat geschrumpft. Dabei durfte CAIR den linken Rand (rote Maske) kappen, sollte Boot und Fischer sowie den Felsen im Hintergrund (grüne Masken) aber nicht antasten. Das Ergebnis sieht so aus:
 
 
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Die Ergebnisse, die CAIR liefert, können sich durchweg sehen lassen. Insbesondere, wenn man der Automatik mit der Maskierungsfunktion auf die Sprünge hilft. Noch arbeitet das Programm allerdings sehr gemütlich. Selbst bei der Berechnung unserer kleinen Bilddateien schlich der Fortschrittsbalken mehr als er lief. Bildbearbeitungsprofis werden sich daher mit CAIR wohl nicht anfreunden können. Sie greifen stattdessen gleich zu Photoshop CS4, das mit „Content Aware Scaling“ ganz neu eine sehr ähnliche Funktion bietet, die deutlich schneller rechnet (siehe Schon ausprobiert: Das bietet Photoshop CS4). Wer allerdings nur gelegentlich ein Foto verschlanken oder verbreitern möchte, kann getrost das kostenlose Care einsetzen.

(Martin Vieten)