Ein internationales Forscherteam verfolgt mit der „Electrofluidic Display“-Technologie (EFD) einen Ansatz für farbiges E-Papier, das mit klassischen Printmedien mithalten können soll – womit die elektronische Zeitschrift inklusive farbigen Bildmaterials in Reichweite rückt:

EFD kann demnach andere Ansätze ausstechen: „Wir haben in kritischen Bereichen wie Helligkeit, Farbsättigung und Videogeschwindigkeit einen großen Vorsprung“, ist Jason Heikenfeld, Assistenzprofessor für Elektrotechnik an der University of Cincinnati (UC), überzeugt. Die Farbbrillanz der Technologie könne laut UC erstmals mit klassischen Printmedien mithalten, was gerade für elektronische Zeitschriften von großem Wert sein könnte. Zur Kommerzialisierung der Technologie wurde das Start-up Gamma Dynamics gegründet, das Herstellungskosten von weniger als zehn Dollar pro 1.000 Quadratzentimetern anstrebt.

Während Amazon bereits eine neue Kindle-Generation vorgestellt hat, die durch ein größeres Display für elektronische Zeitschriften begeistern soll, ist fraglich, ob die Graustufendarstellung für solche Anwendungen ausreicht. Die EFD-Technologie sei geeignet, um etwa den Kindle voll farbig zu machen, so Heikenfeld. „Man könnte ihn damit vom Nischenprodukt zum Mainstream-Produkt machen“, meint der Wissenschaftler. Da bei der Entwicklung ein Projektpartner die niederländische Polymer Vision war, ist jedoch wahrscheinlicher, dass dieses Unternehmen erste Produkte mit EFD realisieren dürfte. Da die optisch aktive Schicht bei der Technologie weniger als 15 Mikrometer dick sein kann, sehen die Niederländer großes Potenzial gerade bei aufrollbaren Displays. Ein solches, wenngleich noch in Schwarz-Weiß, nutzt Polymer Vision im „Readius“.
 

EFD im Vergleich; Illustration von

Links oben „Lisa“, die berühmte Vorlage, rechts oben Graustufendisplays, unten das „Electrofluidic Display“. Illustration: Gamma Dynamics.

 
„Bei unseren EFD-Pixeln können wir farbiges Pigment auf eine Art verbergen oder anzeigen, die gegenüber Techniken in elektrobenetzenden, elektrophoretischen oder elektrochromischen Displays optisch überlegen ist“, beschreibt Heikenfeld den seiner Ansicht nach wesentlichen Vorteil der Technologie. Schon ein Prototyp konnte den Forschern zufolge im weißen Zustand 55 Prozent des einfallenden Lichts reflektieren und bei Weiterentwicklung halten die Wissenschaftler mehr als 85 Prozent für möglich. Das sei jenes Niveau, ab dem Nutzer eine reflektive Displaytechnologie in Anwendungen wie beispielsweise E-Books oder Handys akzeptieren.

Kommerziell vorangetrieben soll die Technologie durch Gamma Dynamics werden. Dabei liegt der Fokus dem Start-up zufolge zunächst auf der Entwicklung des Produktionsprozesses, der nicht nur geringe Herstellungskosten, sondern auch eine einfache Anpassung für verschiedene Anwendungen erlauben soll. Fest steht bereits, dass die Pigment-Dispersionen für EFD-Displays exklusiv von Sun Chemical hergestellt werden. Der Spezialist für Drucktinten und Pigmente war ebenfalls Projektpartner bei der Entwicklung der Technologie. Ob diese sich langfristig durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Denn auch andernorts wird an Ansätzen für farbiges E-Papier gearbeitet und Fujitsu hat in Japan mit seinem „FLEPia“ bereits den Markt erreicht.

(pte / Thomas Pichler)