Jeder hat eine: eine Meinung. Was fehlt, ist mitunter die Achtung vor der Meinung des Anderen; vor der anderen Meinung

Eine Meinung kann zwei Reaktionen auslösen: Ich kann sie teilen oder eben nicht. In ersterem Fall ist alles ein Herz und eine Seele und man kann sich gepflegt und auf gleichem Niveau austauschen. Existiert da aber eine andere Meinung, gibt es wieder zwei mögliche Reaktionen: Ich widme mich den Fakten oder ich fühle mich persönlich angegriffen; in meiner Person in Frage gestellt. Heikel bei all dem, wenn der Meinungs-Kundtuer Fakten und Fabeln vermischt, wenn er seine Meinung quasi herauspöbelt.

Nicht nur diesem Leser geht der Spinner auf die Nerven.

Bedenkenswert, dass mir dies „Pöbeln“ vorwiegend – möglicherweise gar ausschließlich – dann begegnet, wenn es die andere Meinung ist, die dermaßen unqualifiziert vorgetragen wird. Meine Meinungs-Teiler dagegen bringen die Sache ja doch nur pointiert auf den Punkt … (netter Pleonasmus, nebenbei).

Ja, es geht auch um photoscala, um die Kommentare, um genau zu sein. Eine (sehr pointierte) Meinung, durchaus durchsetzt mit Vorurteilen (wie das bei uns allen fast immer der Fall ist), muss man nicht teilen, aber damit auseinandersetzen kann man sich doch. Oder sie ignorieren.

Bemerkenswert finde ich nun, wie schnell einige da sehr verschnupft reagieren. Statt sich mit einer Meinung auseinanderzusetzen und zu argumentieren – oder ganz stille zu schweigen – wird die Person angegriffen, wo es doch um die Sache bzw. das Thema gehen sollte. Und die Person, auch nicht faul, keilt gleich zurück. Aber war es nicht vielmehr sie, die angefangen hat, zu keilen?

Beißreflexe.

Ab und an würde dem Forum etwas Moderation gut tun. Damit es sachlich bleibt …

Das ist ein verfänglicher Weg.

Die Anzeigenabteilung etwa liegt mir immer wieder in den Ohren: Wenn Du das schreibst / den Kommentar zulässt, dann inserieren die nicht. Lass‘ das doch mal sein. Die Grenzziehung wird schnell heikel. (Und nein, hier soll keine Märtyrer-Pose (-Posse?) aufgebaut werden: Freiheit der Rede kontra kontrollierendes Kapital – es gibt ja Anzeigenkunden, die darüber stehen bzw. die Buntheit von photoscala schätzen und von denen leben wir. Hier kann man Werbeplätze kaufen, aber keine Meinungen.)

Wenn Sie so wollen, ist die Freizügigkeit – manche mögen Beliebigkeit, Unentschlossenheit oder Feigheit dazu sagen – auch ein Selbstschutz gegen den Eigennutz: Wer anfängt, Grenzen zu ziehen, findet ganz gerne immer mehr gute Gründe, die Räume immer enger zu gestalten.

Natürlich darf Freiheit – oder auch Toleranz – letztlich nie grenzenlos sein; denn im Fall, ich lasse alles zu, gefährde ich auch die Werte, die ich für wert erachte. Die gilt es zu schützen, auch mit Gewalt. Und notfalls auch mit der Konsequenz, dass gerade das beschädigt wird, was es zu schützen gilt: Freiheit kann nur so lange sein, so lange nicht just diese Freiheit beschädigt zu werden droht. Dem muss mit Freiheitsentzug begegnet werden, sonst ist sie ganz schnell ganz perdu, die Freiheit. Dann doch besser nur ein kleines Stück davon.

Und so gilt es ständig abzuwägen zwischen den hohen Idealen und den Sachzwängen; das Ideal soll soweit als möglich als solches gelten, es soll aber auch erhalten bleiben.

Um nun von diesen hehren Gedanken wieder ganz praktisch in die Niederungen der Foren zu steigen: Die Freiheit der Rede soll hier soweit als nur irgend möglich gegeben sein. In dem Vertrauen, dass die meisten eine Streitkultur pflegen, die die Sache von der Person zu trennen vermag. Die nicht persönlich angreifen, wo ihnen nur eine Meinung nicht zusagt, und die sich umgekehrt auch nicht gleich angepöbelt fühlen, nur weil jemand eine andere Meinung hat als sie.

Ich hoffe ja immer noch, dass weitgehend offene Foren wie das bei photoscala auch dazu beitragen können, ein wenig an unserer Streitkultur zu feilen. Lange wird das in der Form wahrscheinlich sowieso nicht mehr möglich sein; die Stellschrauben werden immer fester gezurrt.

Doch gilt bis auf Weiteres: Was nicht offensichtlich strafrelevant ist, geht online.

Ausnahme: Jemand fühlt sich auf den Schlips getreten. Wie lang oder kurz dieser Schlips ist, kann ich nicht wissen und beurteilen, deshalb darf das jeder Mensch selbst entscheiden. In dem Fall wird auf Verlangen der entsprechende Beitrag zensiert.

Schließen will ich mit dem schönen Satz der ritzeroten Rosa: „Freiheit ist immer Freiheit der anders Denkenden, sich zu äußern“.

(thoMas)