Pressemedien haben vielerorts mit massivem Vertrauensmangel zu kämpfen. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie:

Laut der Studie im Auftrag des Media Standards Trust gehen nur sieben Prozent der Leser davon aus, dass Zeitungen verantwortungsvoll publizieren. Drei Viertel der Befragten glauben, dass in der Presse regelmäßig bewusste Falschmeldungen veröffentlicht werden. Finanzieller Druck auf die Verlage und die Einführung neuer schnelllebiger Technologien könnten dazu führen, dass Einwirkungen von Außen und Ungenauigkeiten in der Presselandschaft zunehmen, warnt der Bericht. Stellenkürzungen und der Drang, Storys möglichst schnell auch online zu publizieren, schränken die Möglichkeiten zur Fakten- und Fehlerüberprüfung in den Artikeln ein, so eine weitere Schlussfolgerung.

In Deutschland liegen derzeit keine vergleichbaren Studien vor. „Der Ruf der Journalisten bei den Bürgern dürfte aber ambivalent sein“, meint Hendrik Zörner, Pressesprecher des deutschen Journalistenverbandes DJV. Einerseits werde von den Journalisten zu Recht verlangt, dass sie schnell, umfassend und kritisch berichteten, andererseits seien vor allem Fotografen und Kameraleute, wenn sie in größerer Zahl auftreten, als „Medienmeute“ verpönt, so Zörner weiter. Crossmediales Arbeiten und die Schnelligkeit des Mediums Internet bedeuteten grundsätzlich keinen Qualitätsverlust. „Journalisten müssen sich aber trotz der technischen Entwicklung die Zeit für gründliche Recherchen nehmen“, sagt Zörner.

Der Bericht übt auch Kritik an dem derzeit geltenden Selbstregulierungssystem der Presse in Großbritannien. „Ohne eine baldige Reform wird die Selbstregulierung, was den Schutz der Öffentlichkeit oder die Befürwortung von gutem Journalismus betrifft, zunehmend ineffektiver“, befürchten die Studienautoren. Journalisten seien heute dazu angehalten, mehr Material für mehr verschiedene Plattformen in kürzerer Zeit zu produzieren. In einem solchen Umfeld steige das Risiko zur Fehleranfälligkeit. Nur zehn Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Chefredakteure sicherstellen, dass die ihnen unterstehenden Journalisten im öffentlichen Interesse handeln. 58 Prozent fordern eine stärkere Regulierung der Zeitungsbranche.

70 Prozent der britischen Leser kritisierten im Zuge der Befragung, dass es viel zu viele Fälle gebe, in denen die Privatsphäre von Personen seitens der Zeitungsjournalisten verletzt würde. 60 Prozent fordern daher auch strengere staatliche Eingriffe in die Presselandschaft. Der Bericht von Media Standards Trust kommt zum Schluss, dass das öffentliche Vertrauen in die Zeitungen unter das erforderliche Niveau gesunken sei, um eine angemessene Rolle innerhalb einer demokratischen Gesellschaft zu spielen. Mit harscher Kritik auf den Bericht reagierte die Press Complaints Commission PCC, die darin als handlungsschwach bezeichnet wird. Christopher Meyer, Chairman bei der Regulierungsbehörde, bezeichnet die Untersuchungsergebnisse in einer Reaktion als „fahrlässig und wertlos“. (Siehe dazu auch: 50 Jahre Presserat: Wer kontrolliert die Kontrolleure?)

(pte / Claudia Zettel)
 

(thoMas)