Es ist endgültig, und es ist endgültig aus: Agfa, einstmalen einer der größten Film- und Papierhersteller der Welt, wird nicht als Konzern weiterbestehen, sondern in Einzelteilen verkauft. Gesichert sind damit bislang nur 100 – 160 von über 2400 Arbeitsplätzen weltweit:

Pressemeldung der AgfaPhoto GmbH:

Teilbereiche der AgfaPhoto GmbH an a&o-Gruppe und an Imaging Solutions verkauft

a&o-Gruppe erwirbt Service- und Ersatzteilgeschäft sowie Fotochemie
Imaging Solutions Gruppe kauft Großlaborgeräte-Produktion
Gläubigerausschuss und Aufsichtsrat haben Verkäufen zugestimmt

Leverkusen/Köln, den 30. Oktober 2005

Gläubigerausschuss und Aufsichtsrat der AgfaPhoto GmbH haben in ihren jeweiligen Gremiensitzungen an diesem Wochenende dem Verkauf von Teilbereichen der AgfaPhoto GmbH zugestimmt. Die entsprechenden Verträge wurden noch am Wochenende unterzeichnet.

Die in Neuss und Potsdam ansässige a&o-Gruppe erwirbt von der AgfaPhoto GmbH das hauptsächlich in München ansässige Service- und Ersatzteilgeschäft sowie den dazu notwendigen Bereich Fotochemie in Vaihingen/Enz. Im Bereich Service und Ersatzteile sind derzeit 15 Mitarbeiter, im Betrieb in Vaihingen/Enz 45 Mitarbeiter beschäftigt. a&o überlegt darüber hinaus, zwischen 60 und 100 Servicemitarbeitern weltweit ein Übernahmeangebot vorzulegen.

Die a&o-Gruppe mit weiteren Standorten in Hamburg, München, Stuttgart und Hannover hat sich auf IT-Dienstleistungen spezialisiert. Mit einem bundesweiten Technikernetz mit rund 1000 Mitarbeitern führt a&o für verschiedene Hersteller den kompletten IT-Service durch, von der telefonischen Hotline über den Versand von Ersatzteilen bis zum Tausch und Repair. a&o deckt den gesamten Produktlebenszyklus ab und tritt dabei auch als Generalunternehmer auf. Nach eigenen Angaben wird der Umsatz in diesem Jahr bei rund 100 Millionen Euro liegen.

Den Geschäftsbereich der im bayerischen Peiting ansässigen Produktion von Großlaborgeräten mit rund 60 Mitarbeitern übernimmt die Imaging Solutions Group. Imaging Solutions ist eine Tochtergesellschaft des britischen Fotoautomatenherstellers Photo-Me International. Verhandlungen mit Photo-Me über eine Übernahme der gesamten AgfaPhoto GmbH, die bis dato im Insolvenzverfahren vollständig fortgeführt werden konnte, waren am 18. Oktober 2005 gescheitert.

Mit weiteren Interessenten für Geschäftsfelder der AgfaPhoto GmbH wird nach Angaben des Sachwalters Dr. Andreas Ringstmeier und Hans-Gerd Jauch für die eigenverwaltende Geschäftsführung derzeit nicht verhandelt. An den Standorten der AgfaPhoto GmbH gibt es verschiedene – noch nicht weiter konkretisierte – Bestrebungen, kleinere Bereiche der bisherigen Produktion als Management Buy-Out selbstständig fortzuführen Die Ausproduktion an den Standorten Peiting, München, Leverkusen und Windhagen wird bis Ende 2005 beendet sein, der Verkauf der bis dahin produzierten Waren soll bis zum Sommer 2006 abgeschlossen werden.

Zur Entwicklung – von ersten Warnzeichen, vom hoffnungsvollen Neubeginn vor genau einem Jahr bis hin zur Insolvenz nur wenige Monate später – siehe auch:

Dämmerstunde der klassischen Fotoindustrie
Agfa-Gevaert hat Fotosparte verkauft: AgfaPhoto startet
AgfaPhoto stellt Antrag auf Insolvenzverfahren
AgfaPhotos plötzliche Pleite
AgfaPhoto bekommt Gnadenfrist
AgfaPhotos Führungsriege auf dem Prüfstand
AgfaPhoto produziert über den 1. August 2005 hinaus
AgfaPhoto wird im Insolvenzverfahren fortgeführt
AgfaPhoto GmbH: Insolvenzverfahren ist eröffnet
Agfa-Gevaert stellt erhebliche Forderungen an AgfaPhoto
AgfaPhoto steht kurz vor Verkauf
AgfaPhoto lehnt Kaufangebot von PMI ab

(thoMas)