Foto der alpha 7000 von MinoltaIm Januar 1985 präsentierte der japanische Kamerahersteller mit der Minolta 7000, die in Japan „Alpha 7000“ genannt wurde, die erste erfolgreiche Autofokus-Spiegelreflexkamera und führte mit dem A-Bajonett gleichzeitig einen neuen Objektivanschluss ein, der heute noch in Sonys alpha-Kameras genutzt wird:

Ein viertel Jahrhundert nachdem Minolta 1958/59 das SR-System mit einem eigenständigen Bajonettanschluss für seine Objektive eingeführt hatte, wechselte man im Januar 1985 für eine neue Reihe Autofokuskameras zum A-Bajonett, das mit den bisherigen MC/MD-Objektiven nicht kompatibel war und für welche es von Minolta auch keinen Adapter gab (für MC/MD-Objektive mit ihrem kürzeren Auflagemaß bot Minolta nur 2-fach-Telekonverter an: den „AF 2x M/A Converter-S“ für Objektive bis 300 mm Brennweite und den „AF 2x M/A Converter-L“ für die längeren Brennweiten).

Nachdem Konica 1978 mit der Sucherkamera C35AF, die das von Honeywell entwickelte Visitronic-Modul als Autofokuselement nutzte, einen Achtungserfolg errungen hatte, suchten auch die Hersteller von Spiegelreflexkameras nach entsprechenden Lösungen. Anfang der 1980er Jahre experimentierten mehrere Hersteller mit mehr oder weniger konsistenten Autofokus-Optionen für ihre Spiegelreflexkameras. So boten Pentax 1981 mit der ME-F und dem SMCP-AF 35-70-mm-Zoom und Canon mit einem AF-Zoom sowie der T80 mit drei speziellen AF-Zooms mit FD-Anschluss erste Autofokusmodelle an. Nikon folgte 1983 mit der F3AF und speziellen Autofokusobjektiven; im selben Jahr kam in Japan Minoltas X-600 (nur Schärfeindikator, sonst weitgehend identisch mit der X-700) auf den Markt. Yashica stellte einen Prototypen einer Contax 137 AF vor, der nie in Serie ging, und lieferte immerhin 1984 mit der FX-A ein erstes Modell mit elektronischer Schärfenanzeige, das jedoch nur für den japanischen und österreichischen Markt bestimmt war. Von Cosina sollen drei Objektive mit integriertem autonomem Autofokus-System und mit unterschiedlichen Kameraanschlüssen produziert worden sein, die als Vivitar Serie 1 3,5/200 mm Autofocus Lens, als Exakta AF Zoom Lens 4,5/75-200 oder als Tamron Adaptall auf den Markt gekommen sind, ohne durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen.

Um so beeindruckender war das von Minolta im Januar 1985 vorgestellte System mit zwölf völlig neuen Autofokus-Objektiven, die auf die Bedürfnisse des Autofokussystems hin optimiert waren und über einen integrierten ROM-IC (read only memory – ein Chip, der nur ausgelesen werden kann) verfügten, über den bis zu 30 Daten aus dem Objektiv auf die Kamera übertragen werden können. Für die Datenübertragung waren im Bajonett fünf elektrische Kontakte eingebaut. In der Weiterentwicklung des Systems kamen 1991 noch drei weitere Kontakte hinzu (die zunächst für die xi-Objektive mit Motor zur Brennweitenverstellung bestimmt waren). Die Erweiterung der Zahl der elektrischen Kontakte brachte eine erste Inkompatibilität in das Objektivsystem, da nur die neuen Objektive über alle Funktionen verfügten, die von den neuen Gehäusen ab der Dynax 7xi gebraucht wurden. Seit der Dynax 7 werden die drei Zusatzkontakte für genauere Entfernungsdaten und die Ansteuerung des AF-Motors im Objektiv (so vorhanden) genutzt.

Foto der alpha 7000 von Minolta

Die Minolta 7000, die in Japan unter dem Namen Alpha 7000 und in den USA als Maxxum 7000 angeboten wurde, war die erste Spiegelreflexkamera mit im Gehäuse integrierten passivem Autofokus-System auf der Basis von Phasendetektion. Jetzt war die automatische Scharfstellung zum ersten Mal in das Kamerakonzept integriert. Die 7000 kostete bei der Markteinführung mit dem 1,7/50 mm Standardobjektiv knapp über 1000 Mark.

Noch bevor der Wettbewerb reagieren konnte, stellte Minolta noch im Jahr 1985 mit der 9000 ein weiteres Kameramodell vor, das sich an professionelle Fotografen richtete. Canon zog erst 1987 mit der EOS 650, Nikon ein Jahr später mit der F4 nach.

Mit der Einführung der Kameras der i-Serie im Jahre 1988 erhielten die Europa-Modelle den Namen Dynax. Nach dem Rückzug der inzwischen mit Konica fusionierten Konica Minolta im Sommer 2006 übernahm Sony die inzwischen digitale Kameratechnik und führte sie unter dem in Japan bei Minolta von Anfang an gebräuchlichen Namen α (alpha) weiter. Die heute erhältlichen Objektive gehen teilweise noch auf die ursprünglichen Minoltamodelle zurück, teilweise handelt es sich um Zeiss-Rechnungen, oder um Rechnungen von Tamron. Am Objektivhersteller Tamron hält Sony eine Beteiligung.

Inzwischen gibt es auch Adapter, mit denen MC/MD-Objektive an Kameras mit dem alpha-Bajonett genutzt werden können. Da die Minolta-MD-Objektive mit 43,5 mm über ein kürzeres Auflagemaß verfügen, als die Objektive mit dem A-Bajonett (44,5), würde eine rein mechanische Adaption keine Entfernungseinstellung auf unendlich ermöglichen. Damit die Objektive auch auf unendlich scharf gestellt werden können, enthält der Adapter eine Linse, die die Brennweite um ca. 20 % verlängert. Der Adapter verfügt über keine Datenübertragung zur Kamera, da die MD-Objektive diese Daten nicht zur Verfügung stellen. Der Preis eines Adapters beträgt knapp 50 Euro.

(CJ)