Foto Florian RexrothDer 1981 in Frankfurt am Main geborene Florian Rexroth ist einer der vielversprechendsten jungen Fotokünstler dieser Tage. Mit seiner Serie „Bäume der Stadt“ ist der Berliner einer der neun Gewinner des „Gute Aussichten“-Wettbewerbs 2008/2009. Marc Peschke sprach mit ihm über seine Arbeit:

photoscala: Lieber Florian Rexroth, beginnen wir doch ganz am Anfang. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, Fotografie zu studieren? Gab es eine Art Initialzündung?

Portrait Florian Rexroth

Florian Rexroth: Während meiner Zeit in Offenbach fing es an. Auf einmal gab es den Drang, meine Umgebung zu dokumentieren. Ich besorgte mir eine Kamera, wenig später dann einen Vergrößerer. Die Entscheidung, sich mit Fotografie intensiver auseinanderzusetzen, traf ich in Berlin. Ich habe in einem Fotolabor gearbeitet und traf so Menschen, die mich beeinflusst haben, meine Leidenschaft weiterzuentwickeln.

photoscala: Sie haben von 2005 bis 2008 am Berliner Lette-Verein studiert – nach einer Ausbildung zum Tischlergesellen. In welcher Weise fließt dieser handwerkliche Hintergrund in Ihre Arbeit ein?

Florian Rexroth: Ich bin und bleibe Handwerker! Das ist für mich auch das Schöne an der Fotografie. Das Medium erlaubt es mir, das Handwerk und die Möglichkeit, sich persönlich auszudrücken zu kombinieren. Durch die Tischlerausbildung konnte ich viel über Präzision und Arbeitsabläufe lernen. Alles Sachen, die im Umgang mit der Fotografie sehr nützlich sind.

photoscala: Wie ist die Ausbildung am Lette-Verein in Berlin organisiert? Gibt es da Besonderheiten?

Florian Rexroth: Es ist insofern besonders, als es eben eine Ausbildung ist, die teilweise mit Inhalten eines Studiums arbeitet. Berufsausbildung bedeutet aber auch Schule. Die drei Jahre sind von einem Stundenplan und Ferien geregelt. Das letzte Jahr der Ausbildung ist dann recht frei – und mit einem Studium zu vergleichen. Während der gesamten Ausbildung liegt der Fokus des Lehrplans auf dem Erlernen der fotografischen Technik vom Auslösen bis zum fertigen Print. Ich denke, man bekommt am Lette-Verein eine sehr gute Basis für eine fotografische Laufbahn.
 

Foto Florian Rexroth

Florian Rexroth, Bäume der Stadt

 
photoscala: Lassen Sie uns über Ihre Serie „Bäume der Stadt“ sprechen. Ihre Diplomarbeit, die bei dem „Gute Aussichten“-Wettbewerb gerade als eine von neun Gewinnerarbeiten ausgezeichnet wurde. Um das, was wir sehen, kurz zu beschreiben: Sie fotografieren Bäume im urbanen Zentrum Berlins, deren Hintergrund Sie mit einem riesigen weißen Tuch verhüllen. Sie fotografieren mit Großbildkamera analog – und die Tücher sind selbst geschneidert. Ihre Verhüllungen haben den Charakter von Performances. Das Ganze ist wirklich ziemlich ungewöhnlich. Haben Sie künstlerische Vorbilder?

Florian Rexroth: Mein künstlerisches Vorbild ist die Natur, sind die Menschen, ist die Stadt, ist die Realität. Natürlich bin ich von vielen Künstlern beeinflusst, mich interessiert an den Arbeiten anderer Künstler aber mehr der Prozess und die Gedanken, als das Werk selbst.

photoscala: Bei der Hamburger Ausstellung fiel mir auf, dass die Besucher sehr direkt auf Ihre Arbeiten reagierten. Ist es vor allem die Idee, welche die Beschauer fasziniert? Ist es die Schönheit der Bäume, die Sie gegen das visuelle Durcheinander des städtischen Raums schützen? Deren Schönheit Sie erst sichtbar machen?
 

Foto Florian Rexroth

Florian Rexroth, Bäume der Stadt

 
Florian Rexroth: Anhand der Rückmeldungen, die ich bekomme, stelle ich fest, dass es von allem etwas ist. Jedem Betrachter fallen andere Dinge auf. Manche verstehen das Bild und die Thematik, die dahintersteht gar nicht – sind aber dennoch von der Ästhetik angezogen. Manche suchen mit analytischem Blick die Bildfläche ab, um sich zu vergewissern, ob das denn nun wirklich Stoff ist. Dadurch, dass die Arbeit so viele Ebenen hat, schafft sie es, so eine breite Masse an Menschen anzusprechen. Eine wirklich gute Erfahrung!

photoscala: An Ihren Arbeiten gefällt mir der logistische Aufwand, der betrieben wird, um das Bild zu machen – der in einem Gegensatz zu der strengen Zurückhaltung des Ergebnisses steht. Manche Menschen mögen diesen Aufwand für anachronistisch halten – im Zeitalter digitaler Bildmanipulationen. Ist es wichtig, dass Ihre Bilder „handgemacht“ sind?
 

Foto Florian Rexroth   Foto Florian Rexroth

Florian Rexroth, Bäume der Stadt

 
Florian Rexroth: Für mich und meine Art und Weise, an eine Arbeit heranzugehen, ist das fast Bedingung. Ich denke in handwerklichen Arbeitsprozessen. Während der Planung stellte sich mir nie die Frage, mit welchem Freistell-Werkzeug ich am besten jedes einzelne Blatt ausschneide, sondern immer nur: Wo mache ich mein Tuch fest und was für ein Tuch muss es eigentlich sein? Mir hilft die Tatsache, dass meine Bilder „handgemacht“ sind, mich mit meiner Arbeit zu identifizieren und das Gefühl zu haben, dass ich etwas geschafft habe.

photoscala: Sie haben vor, auch andere Dinge und Gegenstände mittels ihres Tuchs zu isolieren. Wollen Sie schon etwas darüber verraten?

Florian Rexroth: Darüber möchte ich noch nichts sagen. Unausgegoren ist eben nicht fertig.

Das Interview führte Marc Peschke.
 
 
Informationen:

Florian Rexroth
gute aussichten
Lette-Verein

Ausstellungstermine „Gute Aussichten“-Wettbewerb 2008/2009:

Stuttgart
11.3.-26.4.2009
vhs-photogalerie
Stuttgart

15.5.-5.7.2009
Art Foyer DZ Bank
Frankfurt / Main

11.6. – Ende August
Goethe-Institut
USA, Washington DC

28.8-1.9.2009
Haus der Fotografie, Dr. Robert Gerlich-Museum
Burghausen