Das neugegründete Unternehmen C. P. Goerz American Optical Co Inc. startet heute eine Kickstarterkampagne für das ungewöhnliche Objektiv Citograph 35. Das Weitwinkel mit 35 Millimeter Brennweite wird nicht fokussiert und kommt ohne einstellbare Irisblende aus. Falls die Crowdfunding-Kampagne erfolgreich ist, soll das C.P. Goerz Citograph 35 ab Frühjahr 2018 mit Anschlüssen für die gängigen Systemkameras erhältlich sein.
Das C.P. Goerz Citograph 35 funktioniert nach dem Hyperfokal-Prinzip, es bildet nach Angaben des Anbieters alles im Bereich von drei Metern Entfernung bis Unendlich scharf ab. Ihre große Tiefenschärfe erzielt die Reportage-Brennweite durch eine entsprechend kleine Blende, die fix vorgegeben ist – Angaben zur Lichtstärke macht C.P. Goerz nicht.
Der Verzicht auf eine Fokusgruppe sowie eine regelbare Irisblende erlaubt eine besonders kompakte Bauform. Gerade einmal 23 Millimeter ist das Citograph 35 lang, das Gewicht beträgt 120 Gramm. Der optische Aufbau besteht aus vier Elementen in drei Gruppen.
Konzipiert hat das Objektiv der Kölner Fotograf Benedikt Hartmann. Übliche Kleinbildobjektive waren ihm zu unhandlich, einem Autofokus vertraut er nach eigenen Aussagen nicht so sehr. Und da Hartmann angibt, bevorzugt mit Blende F/8 zu fotografieren (ein Hinweis auf die Lichtstärke des Citograph 35?), lag es für ihn nahe, ein entsprechendes Hyperfokal-Objektiv zu konstruieren.
Mit dem C.P. Goerz Citograph 35 belebt Benedikt Hartmann nun eine Marke wieder, die seit 1926 nicht mehr existierte. Dabei war die Optische Anstalt C. P. Goerz bis zum Ende des Ersten Weltkriegs einer der größten Objektivhersteller weltweit gewesen. Nach dem Krieg brach indes das Militär als bis dato größter Kunde weg, C. P. Goerz geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und ging in den 20er Jahren in der Zeiss Ikon auf.
Noch bis zum 27. Juli 2017 läuft eine Crowdfunding-Kampagne für das C.P. Goerz Citograph 35 auf Kickstarter. Unterstützer haben aktuell die Möglichkeit, sich das Objektiv für 219 US-Dollar zu sichern, regulär soll es 549 US-Dollar kosten. Ab März 2018 soll das Citograph 35 ausgeliefert werden. Es wird mit Anschlüssen für Nikon, Canon, Sony, Leica M, Micro Four Thirds und Fujifilm X sowie in diversen Farben erhältlich sein.
Ein Kölner Fotograf konzipiert ein Objektiv. Nun ist die Berechnung von Objektiven kein Sonntagsnachmittags-Kaffeekränzchen, sondern erfordert sehr gute Kenntnisse in Physik. Würde der Name ZEISS auftauchen, wäre ich überzeugt. Damit will ich nicht sagen, dass ein Mensch nicht in der Lage ist, ein Objektiv zu konstruieren, aber solche komplexen Aufgaben erfordern grosse Teams, und Linsengruppen klebt man einfach mal so mit UHU am heimischen Schreibtisch zusammen.
Hinzu kommt: Wenn er in Köln lebt, weshalb dann die Gründung des Unternehmens in den USA?
Nein, danke, das Risiko, dass dieses Abenteuer so endet wie Panono, ist mir zu gross.
Zur Konstruktion von Objektiven kann man heutzutage Software verwenden. Natürlich kann diese nicht von jedem bedient werden, aber man muss dafür kein Genie sein. Gerade bei einem Objektiv mit diesen Werten ist sicherlich kein ausgewiesener Experte notwendig. Ein Objektiv zu bauen, das bei F8 nicht halbwegs scharf ist, ist schon eine Kunst.
Sollt so bei Blende 11 liege, die Lichtstärke … weniger aber überzeugt die doch recht eingeschränkte "Sichtweise" gegenüber dem ohnehin vorhandenen 35er.
Olympus verkauft schon lange ein 8/15mm und ein 8/9mm für wenig Geld: 45 bzw. 85 Euro. Olympus nennt diese Einfachkonstruktionen mit 22 Gramm bzw. 30 Gramm Gewicht allerdings ehrlicherweise Body Cap Lens. Dabei kann man die über ein Hebelchen sogar fokussieren.
500 Euro erscheinen mir allerdings angebracht, um die entsprechende Zielgruppe anzufixen.
Die Blende des Objektivs kann man doch ganz gut schätzen. Das Objektiv hat ein Diameter von 58 mm lt Hersteller. Schätzungsweise ist die Blendenöffnung 5,8 mm wenn man die Bilder anschaut. 58mm durch 5,8 ergibt Blende 10, also das was "Bodo Zauber" oben schreibt.
Bei einer Brennweite von 35 mm muss die optische Mitte des Objektivs 35mm vom Sensor sein. Leider gibt es kein gutes Bild von dem Objektiv auf einer Sony A7 und mann weiss also nicht wie weit das Objektiv aus der Kamera herausragt. Viel weniger als das Sony 35mm 2,8 mit rund 3,5 cm wird es wohl nicht sein, sonst hätte der Hersteller es sicher erwähnt.
Ganz wichtig sind auch die "bunten und lustigen" Farbkompositionen?!
mundus vult decipit.
Man muß gar nicht lange warten, Gehäusedeckel mit derartigen Spezifikationen sind sofort lieferbar (und für den Preis ist mir Gewährleistung, Garantie oder die Farbauswahl sehr egal):
http://www.loreo.com/pages/products/loreo_lenscap.html
Ich finde das lustig!
Die Menschheit sehnt sich nach "echtem" Handwerk was auch was kosten darf… nicht zu viel und nicht zu wenig, halt um 500€, das ist der richtige Preis. Billiger wäre es Spielzeug, teurer ist es verrückt.
Bei unserer vorletzten Ausstellung sind meine Bilder fotografiert mit einem Lensbaby, als "Photoshop-Bilder", und meine kräftig am PC bearbeiteten Bilder als "so kommt ein Bild aus der Kamera" entlarvt worden 🙂
Ich werde dieses Objektiv sicher nicht brauchen, so wie ich mein Lensbaby 2.0, mein Lens in a Cab und mein Pinhole nicht brauche, aber trotzdem habe.
Gruß
Michael
Einnert an einen Türspion, den früher mancher als Fischauge zweckentfremdete.
Ich kaufe lieber direkt beim chinesischen Hersteller. Ist billiger.
Es dürfte sich um denselben Benedikt Hartmann handeln, der in dem Artikel "Meyer-Optik Görlitz: Made in China?" (Nikon classics) vom 19. Februar 2015 lobend erwähnt wurde.
Eine Fixfocusscherbe? So was hatte ich 1964 als Kind auch – in meiner Kodak Instamatic 50. Die hatte allerdings zwei Blendenstufen: für 'sonnig' und 'bewölkt'.