Aufatmen bei der in der CIPA zusammengeschlossenen japanischen Kameraindustrie: Im Mai 2017 konnten die Unternehmen spürbar mehr Apparate absetzen als im Vorjahresmonat. Und zwar nicht nur Systemkameras, auch der Absatz an Kompaktkameras liegt über dem Vorjahresniveau. Klassische DSLRs tragen hingegen kaum zu dem insgesamt erfreulichen Ergebnis bei.
Im April 2017 musste die CIPA noch eine leichte Absatzdelle verzeichnen, im Mai 2017 geht es nun wieder aufwärts – und zwar kräftig. Die Gesamtzahl der aus japanischer Produktion stammenden Digitalkameras lag um 34 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Der Wert der Auslieferungen ist noch kräftiger gestiegen, auf 155 Prozent gegenüber Mai 2016. Angekurbelt wurde der leichte Aufschwung vor allem von einer stärkeren Nachfrage in Europa sowie Nord- und Südamerika – der asiatische Markt war dagegen zurückhaltender.
Bleibt die typische Frühjahrsdelle dieses Jahr aus? Im Mai 2017 konnte die japanische Fotoindustrie deutlich mehr Apparate absetzen als ein Jahr zuvor.
Zu dem guten Ergebnis beigetragen hat vor allem das Geschäft mit Spiegellosen Systemkameras. Deren Absatz hat sich im Mai 2017 bezogen auf den Mai im Vorjahr mehr als verdoppelt, der Wert der ausgelieferten Waren ist sogar um das Dreifache gestiegen. DSLRs sind dagegen kaum ein Wachstumsmotor, Auslieferungen und Wert verharren nahezu auf Vorjahresniveau. In Summe lagen die Absatzzahlen für Systemkameras (Spiegellose und DSLR) mit 137 Prozent deutlich über dem Niveau ein Jahr zuvor.
Das kräftige Absatzplus bei den Systemkameras gegenüber Mai 2016 wird fast ausschließlich von den Spiegellosen getragen.
Bei den Kompaktkameras (Digitalkameras mit fest eingebautem Objektiv) scheint die Talsohle endgültig erreicht zu sein. Im Mai 2017 konnten die Absatzzahlen bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr den entsprechenden Vorjahresmonat überflügeln, jetzt mit einem Anstieg auf 132 Prozent sogar deutlich. Der Wert der ausgelieferten Kompaktkameras hat noch deutlicher zugelegt und lag im Mai 2017 bei 142 Prozent.
Erfreulich: Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurden im Mai mehr Kompaktkameras ausgeliefert als im Vorjahresmonat.
Im April 2016 gab es ein großes Erdbeben in Kumamoto, welches den Kameramarkt erheblich schädigte (http://www.photoscala.de/2016/04/21/kumamoto-erdbeben-sensor-produktion-bei-sony-erheblich-beeintraechtigt/) . Diesen Einbruch sieht man eindeutig in den Mai bis August 2016 Zahlen. Der enorme Anstieg im Vergleich der Mai-Monate in 2016 und 2017 ist also vorallem damit zu erklären. Eine plötzlich gestiegene Nachfrage sieht man hier nicht. Ohne Erdbeben kann man spekulieren, dass die Zahlen im Mai 2016 vielleicht soagr höher als 2017 gelegen hätten. Das Erdbeben sollte unbedingt im Artikel erwähnt werden.
Das Kumamoto-Erdbeben war Mitte April 2016. In der dortigen Fabrik produziert Sony u.a. Bildsensoren und TFTs für EVF, aber keine Kameras. Auf die Anzahl der im Mai 2016 ausgelieferten Kameras kann das Erdbeben somit keinen Einfluss haben, diese Kameras waren zum Zeitpunkt des Erdbebens bereits produziert. Hinzu kommt: Auch im Mai 2015 gingen die Absatzzahlen zurück.
Auswirkungen auf die Auslieferungen hatte das Kumamoto-Erdbeben ab ca. Juni/Juli 2016.
Der Markt schrumpft nicht erst seit dem letzten Jahr. Die größte Anzahl von digitalen Kameras wurden 2010 ausgeliefert, 121,5 Mio., davon 108,6 Mio. Kameras mit fest angebautem Objektiv. Die Kameras mit Wechselobjektiven hatten 2012 die höchsten Stückzahlen, 20,2 Mio. Seitdem ging es nur noch bergab, Jahr für Jahr.
Die Erholung bei den Kompakten ist aber nichts wirklich Reelles, wenn man sich den Umsatz ansieht. 2010, im Spitzenjahr betrug der Umsatz Jan – Mai 455,6 Mill. Yen. Dieses Jahr waren es gerade mal 88,9 Mill. Yen. 80% weniger Umsatz in sieben Jahren in diesem Segment. „deutlich zugelegt“ ist da ein mutiges Wort.
Bei den Kameras mit Wechselobjektiven sieht es ungleich besser aus. Im Spitzenjahr 2012 Jan – Mai, 277,9 Mill. Yen, dieses Jahr immer noch 230,1 Mill. Yen.
Mich interessiert jetzt, wieweit die CIPA-Daten immer noch den Weltmarkt abdecken. Die Europäer (Leica, Phase One, Hasselblad) fehlten schon immer, auch Samsung. Jetzt kommen aber immer mehr chinesische Produkte auf den Markt. Haben diese schon Anteile am Weltmarkt? Ok, in Europa vielleicht weniger, aber in Asien oder Afrika?
Auch interessant ist, welcher Hersteller denn jetzt gewinnt. Wessen Systemkameras sind denn erfolgreich? Bis auf Nikon haben alle Hersteller Angebote, auch Canon bringt inzwischen jedes Jahr eins, zwei M-Serie Modelle in den Markt.