„Jeden Monat ein neues Objektiv für das E-Bajonett“, das hat Sony Ende 2015 versprochen. Im Mai 2017 hat Sony nun mit dem FE 16-35mm F2.8 GM sowie dem FE 12-24mm zwei weitere Objektive, diesmal zwei Weitwinkel-Zooms herausgebracht, auf dass dieses Versprechen auch für dieses Jahr nominell in Erfüllung geht.
Warum gleich zwei Weitwinkel-Zooms?
Doch braucht es diese beiden Objektive wirklich? Gut, den Brennweitenbereich unter 16 Millimeter hat Sony bislang nicht abgedeckt – wer derart große Bildwinkel benötigt, war bislang auf Festbrennweiten anderer Hersteller angewiesen. Zumindest auf dem Papier erscheint damit das FE 12-24mm F4 G als sinnvolle Ergänzung des Objektiv-Portfolios fürs E-Mount.
Im Gegensatz dazu wirkt das FE 16-35mm F2.8 GM zunächst weniger zwingend. Exakt dessen Brennweitenbereich deckt ja bereits das Vario-Tessar® T* FE 16-35 mm F4 ZA OSS ab. Es ist zwar mit Anfangsblende F4 nicht so lichtstark wie das neue 2,8er-Weitwinkel, wartet dafür aber mit einem Bildstabilisator auf.
Das FE 16-35mm F2.8 GM gehört indes zur Familie der „Gold Master“-Objektive und war Sony vor allem zur Erweiterung deren Brennweitenbereich nach unten hin wichtig. Die drei GM-Zooms decken nun einen Bereich von 16 bis 200 Millimeter ab, durchgehend mit Lichtstärke F2.8. Zudem setzt Sony nur bei Objektiven der GM-Serie XA-Linsen mit einer extrem glatten Oberfläche ein. Diese sehr aufwändig produzierten Gläser versprechen eine außergewöhnlich gleichmäßige Bokeh-Wiedergabe.
Linsenschnitte
Herausragende Bokeh-Eigenschaften
Weitwinkel-Objektive und besonders Weitwinkel-Zooms stehen in der Regel nicht für ein traumhaft cremiges Bokeh. Mit entsprechender Skepsis habe ich daher das FE 16-35mm F2.8 GM an eine Alpha 7R II (42 Megapixel) angesetzt – und wurde angenehm überrascht: Das Objektiv gibt bei Offenblende Spitzlichter im Unscharfen tatsächlich in der ansprechenden Manier wieder, die schon seine beiden älteren Geschwister auszeichnen: gleichmäßig sanft und ohne störenden Zwiebelringeffekt. Selbst um eine Stufe abgeblendet bleibt der Bokeh-Charakter noch gewahrt.
Bokeh: FE 16-35mm F2.8 GM bei Offenblende
Wer jedoch mit Lichtstärke F2.8 klar kommt, wird am FE 16-35mm F2.8 GM kaum etwas auszusetzen haben. Der Autofokus ist schnell und vor allem sehr treffsicher, bereits abgeblendet auf F4 ist kaum noch ein Schärfeabfall zu den Bildrändern und -ecken hin auszumachen. Vor allem aber meistert Sonys neuestes Gold Master auch schwierigste Lichtbedingungen ohne Fehl und Tadel. Selbst im extremen Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch, es gibt keine Spur von Flares oder Blendenflecken. Chromatische Aberration sind dem Objektiv sowieso fremd. Das lässt sich derzeit gut anhand der RAW-Dateien beurteilen, die in Lightroom (noch) nicht zwangskorrigiert werden.
Und das FE 12-24mm F4 G?
Das FE 16-35mm F2.8 GM ist also ein Objektiv, das durchaus zu begeistern weiß – sieht man einmal davon ab, dass es mit einem Preis von rund 2800 Euro nicht gerade ein Schnäppchen ist. Und wie sieht es mit dem FE 12-24mm F4 G aus? So intensiv, wie dem Gold-Master-Weitwinkel habe ich ihm nicht auf den Zahn gefühlt. Soweit ich es beurteilen kann, macht aber das SEL1224F4 eine gute Figur. Zugegeben, im harten Gegenlicht verliert es etwas mehr Kontrast, bei 12 Millimeter Brennweite und Offenblende geraten die äußersten Ecken und Ränder weicher. Auch hatte ich den Eindruck, dass der Autofokus nicht ganz so zackig arbeitet, wie beim FE 16-35mm F2.8 GM. Leider gibt es auch das FE 12-24mm F4 G nicht zum Sonderpreis, angesichts seiner soliden Leistung finde ich den aufgerufenen Preis von rund 2000 Euro aber so gerade noch in Ordnung.
Bilder FE 12-24mm F4 G
Mein Fazit
Es ist schon beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit Sony sein Portfolio an kleinbildtauglichen E-Mount-Objektiven ausbaut. Aber mussten es jetzt gleich zwei Weitwinkel-Zooms auf einen Schlag sein? Wahrscheinlich schon, denn beide Neulinge haben ganz unterschiedliche Stärken: Das FE 16-35mm F2.8 GM zeichnet ein außerordentlich schönes Bokeh, ist praktisch immun gegen hartes Gegenlicht und bildet bis in die Ecken scharf und detailreich ab.
Mit dem FE 12-24mm F4 G rundet Sonys hingegen das Angebot an Zooms mit Lichtstärke F4 sinnvoll nach unten ab. Genau genommen macht es sogar das Vario-Tessar® T* FE 16-35 mm F4 ZA OSS obsolet, da es nahtlos an das Vario-Tessar® T* FE 24–70 mm F4 ZA OSS anschließt.
Bei beiden Objektiven frage ich mich jedoch, warum es unbedingt Zooms werden mussten. Ein 16/F2.0 oder ein 12/F2.8 würden sicherlich in vielen Fällen ebenso gute oder gar bessere (Lichtstärke!) Dienste leisten, in der Fototasche weniger Platz beanspruchen und das Portemonnaie des Fotografen schonen.
2800 Euro… 2000 Euro… Tut mir leid, dass sind realitätsferne Preise, wenn man sich anschaut, was der Durchschnittsbürger so im Monat verdient und davon noch laufende Kosten bedienen muss (Miete, Essen, Pipapo…). Ich glaube nicht, dass die Hochpreisstrategie der Hersteller langfristig aufgeht. SONY ist nicht Leica.
Leica ist aber auch nicht Sony … 😉
Och, wer 5000 Euro für eine A9 ausgibt, wird sich wohl kaum Gedanken um 2000 Euro für ein Objektiv machen. Die Preise sind nicht Weltfremd, sondern realistisch. Nur halt nicht für jeden Geldbeutel.
Welche Objektiv- und Kamerapreise sind derzeit realistisch? Alte Modelle bleiben zur Preisstabilisierung im Angebot, Nachfolgermodelle kommen teuer hinzu. Weshalb sind die Lagerhallen nur so voll? … etwa weil sich die Preise mittlerweile für neue Produkte verdoppelt haben?
Teuer?
Das ist relativ!
Im Gegensatz zu Kameras verlieren gute Objektiv so gut wie keinen Wert – hab mir als Grau-Import ein Canon EF 70-200 L IS Ulm f/4.0 vor rund acht jähren für 680 EUR gekauft und jetzt für 480 EUR verkauft – also rund 200 EUR für acht Jahre Nutzung – das erscheint mir extrem preiswert.
Das 12-24 G von Sony hab ich mir als Grauimport bei (XXX) jetzt für 1600 EUR bestellt und sollte ich es in acht Jahren verkaufen wollen bekomme ich sicherlich einen Gutteil zurück – ggfls. sogar mehr wenn zwischenzeitlich die Inflation etwas gestiegen sein sollte.
Objektive sind weitgehend durchlaufende Posten – sollte eines mal beschädigt werden zahlt das meine Kamera-Versicherung.
Nicht die vordergründigen Kosten sondern die sog. total cost of ownership ist interessant!
Meine andren Canon Sachen hab ich zwischenzeitlich (fast) alle für einen guten Preis an den Mann (die Frau) gebracht – in Summe habe ich den grössten Verlust bei meiner 5DM2 gemacht – die ging nach 100 k Auslösungen für ⅓ vom Kaufpreis weg – auch hier nach acht Jahren Nutzung – noch o.k. aber nicht so charmant wie bspw. mein langsames 70-200.
Ich finde die Preise mehr als o.k. sofern die Qualität stimmt. Hab mir das 50er f/2.4, das 85er f/1.4 im vergangenen Jahr geholt und beide sind mit das beste was es derzeit auf dem Markt gibt – die ersten tests vom 12-24 scheine auch in diese Richtung zu gehen.
Der geneigte Käufer bekommt eine menge Wert für sein Geld.
Übrigens das 11-24 von Canon wiegt bei gleicher Anfangsöffnung fast das doppelte und kostet fast einen Tausie mehr!!!
Anstatt über das "überbordende" Angebot an Superweitwinkel-Zooms zu jammern, würd ich mich einfach darüber freuen, dass wesentliche WW-Brennweiten in mehr als überzeugender Qualität allein mit einem Objektiv abzudecken sind.
Also mir sind Zooms lieber als Festbrennweiten, so die Qualität stimmt, und das ist ja anscheinend der Fall. Die Preise sind mit der Konkurrenz vergleichbar.
Das Verlangen nach höchster Lichtstärke bei SWWs kann ich nicht nachvollziehen. Die Sonys können bis ISO6400 ohne Probleme. Der Hype um Null Schärfentiefe ist nicht meins.
Wer eines oder beide SWW-Zooms unbedingt haben muss, kann diese bei dem heutigen Zinsniveau sehr leicht abstottern!
Vielleicht macht SONY ja auch noch eine SONY BANK zur Finanzierung auf!
Sony hat bereits eine BANK 🙂