Geht es nach Relonch, einem jungen Unternehmen aus New York, werden wir in Zukunft keine Kameras mehr kaufen, sondern für perfekt ausgearbeitete Fotos bezahlen. 99 Dollar soll das pro Monat kosten. In dieser Miete enthalten ist eine minimalistisch ausgestattete APC-Kamera mit Festbrennweite. Die Aufnahmen landen nicht auf einer Speicherkarte sondern gehen direkt zum Bildbearbeitungs-Server von Relonch; tags darauf kehren sie vollautomatisch optimiert zum Fotografen zurück.

„Sie drücken den Knopf, wir erledigen den Rest“ – mit diesem Konzept vereinfachte George Eastman die Fotografie im ausgehenden 19. Jahrhundert auf fast schon revolutionäre Weise. Der Kunde brauchte wirklich nur noch mit Kodak Nr. 1 zu fotografieren. War der eingelegte Rollfilm voll, gab man die Kamera beim Händler ab, der sie dann zu Kodak sandte, wo der Film mit bis zu 100 Aufnahmen entwickelt wurde.

Relonch Kamera von oben

Teil des Konzepts von Relonch ist eine minimalistisch ausgestattete Kamera,
die als einziges Bedienungselement einen Auslöser hat.

Heute, bei der digitalen Fotografie, müssen keine Negative mehr entwickelt werden. Und doch hat sich die junge Firma Relonch ein Konzept ausgedacht, dass den Weg zum perfekten Foto deutlich vereinfachen soll – und frappierend an die Idee von George Eastman erinnert.

Kern der Idee von Relonch ist die Kamera „Model 291“, die genau ein Bedienelement aufweist: den Auslöser. Es gibt bei der 291 keinerlei Einstellmöglichkeiten und auch kein Display. Wozu auch? Von der Sorge, ob ein Foto gelungen ist oder nicht, möchte Relonch einen befreien. Ebenso wenig möchte Relonch den Fotografen mit der Frage belasten, ob sich mit einer anderen Kameraeinstellung vielleicht ein besseres Ergebnis erzielen ließe.

Relonch Kamera Rückseite

Ein Display zur Bildkontrolle nach der Aufnahme gibt es nicht.

Über die Technik der Relonch Model 291 ist nicht viel zu erfahren. Nur so viel: Sie basiert auf einer Samsung Galaxy NX und weist einen Bildsensor im APS-C-Format auf. Keine Angaben gibt es zum Objektiv, weder zur Brennweite noch zu Lichtstärke. Viel Brimborium macht Relonch hingegen um das Design der Kamera. Sie ist mit Leder überzogen und wird in den verschiedensten Farben angeboten.

Die Kamera ist bei Relonch lediglich ein Vehikel zur Aufnahme. Die gelangen nämlich per LTE-Verbindung direkt auf den Bildbearbeitungs-Server von Relonch. Dort entscheidet eine Software, welche Fotos gelungen sind und welche nicht. Aufnahmen, die die Automatik für gut befunden hat, bereitet sie dann derart auf, dass ein perfektes Bild entsteht. Dieses schickt Relonch nach ca. einem Tag aufs Smartphone oder Tablet des Fotografen zurück.

Relonch hat eine Serie von Vorher-/Nacherbildern veröffentlicht, die die Leistungsfähigkeit der automatischen Bildbearbeitung demonstrieren soll.

Bei Kodak entwickelte sich der Entwicklungsservice vor mehr als 100 Jahren zu einem glänzenden Geschäft. Vor allem als mit der Kodak Brownie eine für nahezu jedermann erschwingliche Kamera auf den Markt kam. An jedem Film, der mit dieser Kamera belichtet wurde, verdiente Kodak.

Bei Relonch sieht das Geschäftsmodell etwas anders aus: Hier gibt es die Kamera und den Bildbearbeitungsservice zur Miete, 99 Dollar beträgt sie im Monat, also rund 1.200 Dollar im Jahr. Für diesen Betrag gibt es bereits eine bestens ausgestattete Systemkamera.

Noch befindet sich Relonch in einer Art Beta-Phase. Derzeit kann man das System für drei Tage ausprobieren, die Kamera dazu gibt es aber nur vor Ort in der Niederlassung von Palo Alto (Kalifornien). An den Start gehen soll das Projekt irgendwann im Jahr 2018 – aber nur für Teilnehmer, die sich bereits jetzt im Relonch Club registrieren. Bis dahin will das Unternehmen vor allem die Algorithmen der automatischen Bildbearbeitung verbessern. Wenn das alles wie geplant funktioniert, soll Relaunch ab 2020 für jedermann offen stehen. Dann wird es auch eine neue Kamera geben, die Bildbearbeitung soll sich bis dahin zudem an den persönlichen Geschmack oder Stil des Fotografen anpassen lassen.

Vor 120 Jahren war es eine revolutionäre Idee von Kodak, sich um die Filmentwicklung zu kümmern (und damit nochmals Geld zu verdienen). Doch Filme werden im Zeitalter der digitalen Fotografie nicht mehr belichtet und entwickelt – eine Entwicklung, an der Kodak zugrunde gegangen ist. Relonch möchte dieses Konzept nun offenbar in die digitale Welt transformieren. Ob das gut geht?

Weiterführende Informationen: Webseite von Relonch