Nikon steckt in der Krise und will mit einem Restrukturierungsplan die „nächsten 100 Jahre Nikon“ sichern. Das geht aus den Bericht für das zweite Halbjahr des Geschäftsjahres 2017 (endet am 31. März 2017) hervor, den das traditionsreiche Unternehmen heute veröffentlicht hat. Deutlich stärker als andere Hersteller leidet Nikon am schrumpfenden Markt mit Digitalkameras, deren Umsatz um rund ein Drittel zurückgegangen ist.

Alarmstufe Rot bei Nikon: Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2016 sind die Umsätze im aktuellen Halbjahr um 14 % auf 344 Milliarden Yen (2,9 Mrd. Euro) zurückgegangen. Besonders hart getroffen hat es den Geschäftsbereich Imaging Products, der 32 % eingebüßt hat. Im Gegensatz zu (vielen) anderen Kameraherstellern bildet dieser Geschäftsbereich immer noch den Kern von Nikon, wenngleich er rückläufig ist.

Dass Nikon unterm Strich trotz schrumpfender Umsätze mit 23 Milliarden Yen (200 Mio. Euro) einen höheren Gewinn einstreichen konnte als im Vorjahreszeitraum (15 Mrd. Yen/130 Mio. Euro), führt das Unternehmen auf die noch hohe Nachfrage nach „FPD Lithography“-Systemen zur Herstellung kleinerer und mittelgroßer Displays (etwa für Smartphones) zurück. Bereits für die nahe Zukunft geht Nikon aber auch hier von sinkenden Umsätzen aus.

Nikon Imaging 2017H1

Das Geschäft mit Kameras bleibt bei Nikon bislang hinter den ohnehin nicht hoch gesteckten Erwartungen zurück. Insbesondere sind die Umsätze mit Systemkameras und Wechselobjektive stärker zurückgegangen als geplant. Aktuell macht Nikon dafür Lieferverzögerungen infolge des Kumamoto-Erdbebens sowie den starken Yen verantwortlich.

Nikon will sich neu aufstellen

Die gegenwärtige Situation beschreibt Nikon ungewöhnlich offen: „Wir waren nicht in der Lage, effektiv auf einen schrumpfenden Markt und härteren Wettbewerb zu reagieren.“, heißt es im aktuellen Wirtschaftsbericht. Dadurch seien die Gewinne zurückgegangen, die Erwartungen hätten sich nicht erfüllt.

Als Konsequenz hat Nikon nun die bisherige mittelfristige Planung (Motto: „Transform to Grow“) gekippt und legt stattdessen einen Restrukturierungsplan vor. Er soll das Fundament für Nikons „Next 100 Years“ bilden – die nächsten 100 Jahre deshalb, weil Nikon nächstes Jahr 100 wird. Nicht mehr das Umsatzwachstum soll zukünftig im Vordergrund stehen, sondern Gewinn und Rendite.

Für das Kerngeschäft, die Kamerasparte, bedeutet dies: Nikon will sich auf hochpreisige Produkte konzentrieren, die ordentliche Gewinne versprechen. Damit dürfte sich das Unternehmen aus dem Geschäft mit Kompaktkameras verabschieden.  Zudem sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Marketing sowie Herstellung „optimiert“, sprich: reduziert, werden.

Konkret plant Nikon im Imaging-Bereich 350 einheimische Arbeitsplätze zu streichen. Im gesamten Unternehmen sollen bis zum März nächsten Jahres 1.000 der rund 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Kurzfristig rechnet Nikon mit Restrukturierungskosten von 48 Milliarden Yen (ca. 415 Mio. Euro), die Fixkosten will Nikon bis März 2018 um 20 Milliarden Yen (173 Mio. Euro) reduzieren. Das laufende Geschäftsjahr wird allerdings durch die nun anlaufende Restrukturierung stark belastet, Nikon geht gar von einem leichten Verlust aus.