Die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen e.V. hat den Norwegischen Biologieprofessor Audun Rikardsen als Europäischer Naturfotograf 2016 ausgezeichnet. Mit seinem nächtlichen Foto eines Schwertwals setzte sich Rikardsen unter nahezu 18.000 Einsendungen durch. Die GTD bedauert, dass viele vermeintlich gute Bilder manipuliert waren und daher vom Wettbewerb ausgeschlossen werden mussten.

Mit seiner Aufnahme „Ein Atemzug in der Polarnacht“ hat Audun Rikardsen die begehrte Auszeichnung „Europäischer Naturfotograf 2016“ gewonnen. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert und wurde bereits zum 16. Mal von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen vergeben. Prof. Dr. Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Schirmherrin des Wettbewerbs begründet die Entscheidung für dieses Foto mit den Worten: „Audun Rikardsen gelang eine sehr poetische, geheimnisvolle Aufnahme, die dieses vertraute Motiv der Naturfotografie in einem interessanten Widerspruch darstellt: es wirkt stark und düster, aber auch verletzlich. Das Bild weckt das Interesse für eine genauere Betrachtung, Neugier, mehr zu entdecken und regt Gedanken und Fantasie an.“

Audun Rikardsen: Das Festmahl im Polarwinter
Siegerbild: Das Festmahl im Polarwinter. (GDT ENJ 2016, Audun Rikardsen)

Presseinformation der GDT (Gesellschaft Deutscher Tierfotografen e.V.):

Ein Atemzug in der Polarnacht – Audun Rikardsen aus Norwegen ist Europäischer Naturfotograf des Jahres

GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2016

Nachdem Audun Rikardsen bereits den Fritz Pölking Preis für sich verzeichnen konnte, wird er mit seinem Bild „Ein Atemzug in der Polarnacht“ nun auch Gesamtsieger des Wettbewerbs „GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2016“. Damit setzt der sympathische Professor der Biologie aus Norwegen seinen Erfolgskurs fort.
Das Bild zeigt einen Schwertwal beim Luft holen an der Meeresoberfläche in der Nähe von Tromsø im nördlichen Norwegen.

Rikardsen: „Während ein Fischtrawler seine Netze einholt, versucht ein Trupp Schwertwale seinen Anteil zu ergattern. Extreme Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit erzeugen einen geradezu magisch wirkenden Nebel über dem Meer. Mein Boot, die Kamera und auch ich selbst sind von Eiskristallen überzogen, was das Fotografieren zu einer echten Herausforderung macht. Es vergehen Stunden, bis es mir endlich gelingt, diese Situation im Bild festzuhalten.“

Der Fotograf

Audun RikardsenAudun Rikardsen arbeitet als Professor für Biologie an der Universität in Tromsø. Ursprünglich war er Fischereibiologe, doch heute erforscht er das Verhalten der Wale. Das Interesse für diese Meeressäuger wurde schon früh geweckt, denn sein Großvater arbeitete als Walfänger. Heute profitiert er von seinen Kenntnissen über die regionale Tierwelt und ihren Lebensraum.

Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man im hohen Norden Europas im Winter zwischen Walen tauchen geht. Und erfinderisch. Um seine Ideen umzusetzen, entwickelte er ein spezielles Kamerasystem inklusive eines speziellen Unterwassergehäuses und leistungsstarker Blitze. Dieses selbstgebaute System ermöglicht ihm das Fotografieren unter den schlechten Lichtbedingungen des Polarwinters. Insgesamt hat Audun Rikardsen in den vergangenen zwei Jahren ca. 100 Tage über und unter Wasser verbracht.

Schirmherrin Prof. Dr. Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)

Schirmherrin Prof. Dr. Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz (BfN): „Audun Rikardsen gelang eine sehr poetische, geheimnisvolle Aufnahme, die dieses vertraute Motiv der Naturfotografie in einem interessanten Widerspruch darstellt: es wirkt stark und düster, aber auch verletzlich. Das Bild weckt das Interesse für eine genauere Betrachtung, Neugier, mehr zu entdecken und regt Gedanken und Fantasie an. Dabei spiegelt diese Fotografie auch die tatsächliche Situation der Schwertwale wider: Zwar gilt der Schwertwal als sogenannter Spitzenprädator global betrachtet nicht als gefährdet, jedoch leiden einzelne Populationen an starken Bestandseinbußen.“

Das Bundesamt für Naturschutz weist seit Jahrzehnten auf die Bedeutung des Schutzes der Meere hin und engagiert sich hier national und international. Professor Jessel betont die Bedeutung von engagierten Akteuren wie die Naturfotografinnen und -fotografen, deren Bilder oft mehr ausdrücken als viele Worte, und die damit wichtige Partner sind, um dieses Anliegen zu transportieren.

Über den Wettbewerb

Der Wettbewerb „GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres“ wird jährlich von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen ausgeschrieben. Mit nahezu 18.000 Einsendungen aus 38 europäischen Ländern verzeichnet der diesjährige Wettbewerb einen erneuten Teilnehmer-Rekord, der das große Ansehen dieses Wettbewerbs unterstreicht. Die preisgekrönten Motive zeigen einmal mehr die außergewöhnliche Qualität der europäischen Naturfotografie. In acht verschiedenen Kategorien und einer Jugendkategorie können Arbeiten eingereicht werden. Die mit Theo Bosboom (NL), Dr. Alexander Mustard (GB), Peter Cairns (GB), Guillaume Bily (FR) und Cornelius Schlawe (DE) wie immer hochkarätig besetzte Jury machte sich ihre Entscheidung wahrlich nicht leicht.

Lobende Erwähnung Kategorie Säugetiere: Christoph Kaula - Hastiger Hamster

Lobende Erwähnung Kategorie Säugetiere: Christoph Kaula – Hastiger Hamster

Kommentare der Jury

Jury-Mitglied Theo Bosboom: „Trotz aller Diskussionen waren wir uns völlig einig, was die Wahl des Gesamtsiegers betraf, und auch über die Qualität der finalen Auswahl herrschte größtmögliche Einigkeit. Rund 18.000 Bilder wurden in diesem Jahr eingesandt, ein neuer Rekord, der die Bedeutung des Wettbewerbs unterstreicht. Doch was macht ein Bild aus, das es bei solcher Konkurrenz über alle Stadien der Jurierung hinweg bis unter die letzten 81 schafft?

Es ist ein außergewöhnliches Bild, das unsere Aufmerksamkeit vom ersten Augenblick an erregte. Man könnte sagen, ein Bild, das alles in sich vereint: eine großartige Stimmung, eine charismatische Tierart und das perfekte Gefühl für den richtigen Moment. Darüber hinaus ist es innovativ, gibt es uns doch einen neuartigen Einblick in das Leben der Schwertwale während der eisigen Polarnacht, und es entstand unter extrem schwierigen Bedingungen durch den gezielten Einsatz von künstlichem Licht bei Ausnutzung aller Möglichkeiten, die ein modernes Kamerasystem zu bieten hat. Diese seltene Kombination positiver Faktoren machte es für uns als Jury absolut unwiderstehlich.“

Kritische Worte

Aber auch kritische Worte sind aus den Reihen der Juroren zu vernehmen, vor allem bezüglich zweier Faktoren: „Nachahmer“ und „digitale Manipulation“.

Theo Bosboom für die Jury: „Nun ist es ja so, dass Naturfotografen bestimmte Tierarten oder Landschaften bevorzugt bearbeiten und dabei – bewusst oder unbewusst – zu Nachahmern von bereits Gesehenem werden. Nicht unbedingt der beste Weg, um erfolgreich zu sein, obwohl es jedes Jahr Aufnahmen von ikonischen Landschaften oder Tieren ins Finale schaffen, etwa, wenn sie eine neue Seite eines Motivs beleuchten oder wenn es der Fotograf geschafft hat, das qualitative Level seiner Vorgänger zu überbieten.“
Und weiterhin: „Als die finale Phase der Jurierung erreicht war, wurden alle verbleibenden Bilder in der RAW-Kontrolle auf digitale Manipulation hin untersucht, wobei wir auch andere Formen möglicher Beeinflussung, etwa beim Verhalten von Tieren, intensiv diskutierten. Leider ergab diese Kontrolle, dass viele vermeintlich herausragende Bilder nicht mit den Regeln dieses Wettbewerbs vereinbar waren, was insbesondere in den Fällen ärgerlich war, in denen das unmanipulierte Bild sogar besser gewesen wäre als die Fälschung.“

Audun Rikardsen erhält mit seinem Gesamtsieg den von der Firma CANON gesponserten und mit 3.000 Euro dotierten Preis. Mit seinem Bild setzte er sich gegen knapp 18.000 eingereichte Arbeiten von Fotografen aus 38 Ländern durch. Der Preis wurde von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen zum 16. Mal vergeben und richtet sich an Amateur- und Profifotografen aus ganz Europa.

Fortunato Gatto - Wenn Herbst und Winter sich treffen

Sieger Kategorie Pflanzen und Pilze: Fortunato Gatto – Wenn Herbst und Winter sich treffen

Die Sieger der einzelnen Kategorien

In der Kategorie „Vögel“ gewann Klaus Tamm aus Deutschland mit einem ungewöhnlichen Bild eines Eisvogels an einem Moortümpel. Mit dem Portrait einer schlammbedeckten Löwin in der Massai Mara konnte sich David Lloyd aus Großbritannien in der Kategorie „Säugetiere“ durchsetzen. „Europäische Gottesanbeterin“ heißt das Siegerbild des aus Italien stammenden Fotografen Georg Kantioler in der Kategorie „Andere Tiere“. Fortunato Gatto, ebenfalls aus Italien, siegte mit seinem Bild „Wenn Herbst und Winter sich treffen“ in der Kategorie „Pflanzen und Pilze“. Die Kategorie „Landschaften“ entschied der Spanier Paco Costa Cervera mit „Ein kleiner Sturm“ für sich, in der Kategorie „Unter Wasser“ siegte noch einmal Audun Rikardsen aus Norwegen mit „Meerforelle unter Polarlicht“. „Koexistenz“ nannte Tanja Dekker aus den Niederlanden ihr Siegerbild eines friedvollen Abends im Amboseli-Nationalpark in Kenia in der Kategorie „Mensch und Natur“ und mit “Optische Täuschung“ konnte der Spanier Fran Rubia die Kategorie „Atelier Natur“ für sich entscheiden. In der Jugendkategorie bis 14 Jahre siegte Carlos Perez-Naval aus Spanien mit „Morgenlauf“. Bei den 14 bis 17-jährigen konnte Thomas Hempelmann aus Deutschland die Jury mit dem Bild eines Zaunkönigs überzeugen.

Weiterführende Informationen und Galerie der Siegerbilder auf der Internetseite der GTD