Logo Photoindustrie-VerbandDie klassische Photoindustrie gerät nicht nur durch Smartphone & Co. immer stärker unter Druck. Auch die der eigentlichen Aufnahme nachgelagerten Geschäfte gestalten sich in Zeiten von Google, Facebook, Flickr etc. zunehmend schwieriger. Soziale Medien haben inzwischen ein eigenständiges Ökosystem geschaffen, das nach Ansicht des Photoindustrie-Verbands Wertschöpfung und Monetarisierung an den traditionellen Unternehmen der Foto- und Imagingbranche großenteils vorbeilaufen lässt.

Es ist offenbar unvermeidbar, dass die Krake Internet sich immer größere Brocken aus traditionellen Geschäftsfeldern herausreißt und eigene Ökosysteme schafft, die für den Kunden viele Vorteile haben. Darunter hat auch die traditionelle Photoindustrie zu leiden. Doch „warum sollen etablierte Unternehmen der Foto- und Imagingbranche nicht auch eigene digitale Ökosysteme schaffen können?“ Das fragt Rainer Führes, Vorsitzender des Photoindustrie-Verbandes und verspricht: „Wir werden in den kommenden Monaten und Jahren mit allen Marktteilnehmern eine solche Transformation in ein digitales Ökosystem definieren und auf den Weg bringen.“ Auswirkungen soll das auch auf die photokina 2016 haben, die der Neugestaltung des Marktes Rechnung tragen und entsprechend abbilden wird.

Rainer Fuehres - Photoindustrie-Verband

Der Potoindustrie-Verband mit seinem Vorsitzenden Rainer Führes (Bild)
plant ein eigenes „digitales Ökosystem“.

 

Pressemitteilung des Photoindustrie-Verband e.V.:

Den digitalen Strukturwandel gewinnen: Die Zukunft des Foto- und Imagingmarktes als digitales Ökosystem

Der aktuelle digitale Strukturwandel erhöht den Druck auf traditionelle Branchen deutlich. So auch auf die Foto- und Imagingbranche. Der digitale Wandel fordert tiefgreifende Strukturreformen auf allen Ebenen des Marktes: Von den Anbietern bis hin zu den Nutzern und Konsumenten – und zurück. Dieser Herausforderung wird sich der Photoindustrie-Verband zusammen mit der photokina in den kommenden Monaten und Jahren offensiv stellen.

Der technologische Fortschritt der vergangenen Dekade im Bereich der Internettechnologien ist atemberaubend: Mobiles Internet, Predictive Analytics, humanoide Robotik, Hologramme und HoloLenses, 3D-Druck für private Haushalte, webbasierte Kontaktlinsen für Diabetiker, Drohnen und Heißluftballons, die offenes W-LAN zur Erde senden, sowie autonom fahrende Fahrzeuge sind nur einige Beispiele für den Beginn des digitalen gesellschaftlichen Wandels. Viele dieser Innovationen – und das ist eine sehr gute Nachricht – wären ohne Imagingtechnologien nicht möglich.

Dennoch: Wertschöpfung und Monetarisierung sind in den vergangenen Jahren großenteils an den traditionellen Unternehmen der Foto- und Imagingbranche vorbeigelaufen. Dazu gehört der Verkauf von Smartphones als Kamera-Ersatz, neue Produktkategorien wie Action Cams oder auch der Aufbau und die Kontrolle der Bildkommunikation durch internationale Konzerne wie Apple, Google, Yahoo und andere. Diese neuen Marktakteure aus dem Nicht-Imagingsektor verstehen die Sprache des Internets nahezu perfekt. Es sind vor allem diese kaum regulierten digitalen Ökosysteme und Imtechs (web- und appbasierte Unternehmen mit Imagingprodukten und -dienstleistungen), die mit ihren Plattformen und ihren ausgefeilten Walled Garden-Strategien (Angebote an die Verbraucher in eigenen Software-Welten als „geschützte Gärten“, beispielsweise Google Chrome) branchenübergreifend die Märkte erobern. Ihr Erfolgsrezept basiert auf dem harmonischen Ineinandergreifen von Hard- und Software: Durch die optimale Verzahnung werden die plattformverwöhnten Konsumenten mit attraktiven Produkten und Diensten bequem, global und aus einer Hand umworben und bedient.

„Warum sollen etablierte Unternehmen der Foto- und Imagingbranche nicht auch eigene digitale Ökosysteme schaffen können?“, fragt Rainer Führes, Vorsitzender des Photoindustrie-Verbandes. „Um die Branche zukunftsfähig zu machen, gilt es jetzt, die Welt der digitalen Ökosysteme für die etablierten Anbieter des Foto- und Imagingmarktes zu erschließen. Die Transformation in ein eigenes, plattformbasiertes, digitales Gesamtsystem bietet viele Vorteile: Neben einem bequemen Zugang zu einer Vielzahl an personalisierten Produkten und Diensten, auch von externen Anbietern, sowie einer sicheren IT-Umgebung kann sich der Kunde interaktiv in diverse, nutzenstiftende Netzwerke einbringen.“ Kognitive, selbstlernende Systeme leisten dem künftigen digitalen Ökosystem wertvolle Dienste. Rainer Führes: „Die Foto- und Imagingbranche will bei diesen Prozessen nicht nur die Basis-Technologien liefern, sondern aktiv deren Verlauf mitbestimmen und Felder zukünftiger Monetarisierung erschließen. Es geht nicht mehr darum, bestehende Geschäftsbereiche und Branchenteile gegen Angreifer zu verteidigen, sondern von der bekannten, stabilen Plattform aus ein neues, digitales Ökosystem zu schaffen.“

Erste Ansätze könnten sein: Seit einigen Jahren geht es vielen Konsumenten nicht mehr um den Besitz von (digitalen) Produkten, sondern nur noch um den Zugang zu diesen. Heute streamen die Verbraucher Musik und Filme und laden sie nicht mehr auf ihre Endgeräte. Auch physische Güter wie Fahrzeuge, Fahrräder oder die in diesem Zusammenhang gern genannte Bohrmaschine lassen sich ohne den eher kostenintensiven Besitzstatus miteinander teilen. Warum nicht auch Foto- und Imagingprodukte teilen und nur für ihre Nutzung zahlen? Diese Entwicklung der (digitalen) Mobilität wird unter dem Begriff „Share Economy“ diskutiert.

Viele traditionelle Unternehmen stammen aus der analogen Welt und arbeiten derzeit unter Hochdruck an eigenen (Digitalisierungs-)Strategien, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der digitale Wandel fordert dabei grundlegende Strukturreformen mit umfassenden Anpassungen. Wieso sollten sich Imagingunternehmen nicht zu einem digitalen Ökosystem wandeln, um ihre Kunden mit einer Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen stärker und aus einer Hand an sich zu binden? Damit wären sie in der Lage, mit mehr Durchschlagskraft im Wettbewerb zu agieren, um den neuen Marktakteuren aus dem technologiegetriebenen Nicht- Imagingsektor mit deren eigenen Strategien die Stirn zu bieten: Mit adäquaten Lösungen, um bestehende Geschäftsmodelle an die Moderne anzupassen und neue Modelle zu erfinden. Die Foto- und Imagingunternehmen können mo derne Schlüsseltechnologien wie algorithmen- und datenbasierte, kognitive, selbstlernende Systeme einsetzen, um für mehr Kunden Nutzen zu stiften und sie damit an sich zu binden. Die Transformation zu digitalen und offenen Plattformen bietet daher eine attraktive und lukrative Lösung, wenngleich die Reform bestehender Strukturen weitaus anstrengender sein wird als der Neustart auf der grünen Wiese.

Aus Sicht der Foto- und Imagingindustrie sind auch die Aktivitäten vieler Start- Ups und Nischenanbieter (z.B. Crowdinvesting- und Lending-Plattformen, Micro Payment-Anbieter) zu begrüßen, denn ihre agilen Markteintritte sorgen für notwendige innovative Impulse im Wettbewerb um internetbasierte Technologien. Diese sollten wir nutzen. Denn viele Start-Ups und Nischenanbieter suchen strategische Allianzen mit größeren Unternehmen, um deren Infrastruktur, Erfahrung und Kundenreichweite für sich nutzbar zu machen. Am Ende profitieren sowohl die Netzgiganten, die etablierten Unternehmen, die Start-Ups, aber auch die Konsumenten, weil ihr Angebot an Produkten und Diensten immer vielfältiger wird – eine quasi „win-win-win-Situation“.

Künftig werden nicht mehr die Kompetenz und der Erfahrungsschatz eines einzelnen Akteurs in abgeschotteten Märkten relevant sein, sondern die intelligente Verbindung der diversen Infrastrukturen, Fertig- und Fähigkeiten unterschiedlicher Marktteilnehmer. Durch die jeweiligen Kollaborationen profitiert am Ende auch der Konsument. Ihm stiftet diese Entwicklung einen maximalen Nutzen, weil ihm durch die diversen strategischen Allianzen ein weitaus vielfältigeres Angebot an Produkten, Diensten und Prozessen zur Verfügung steht. Durch den Einsatz einheitlicher und gemeinsam vereinbarter Standards kann die Verknüpfung bzw. der Austausch von Hard- und Software über offene Schnittstellen gelingen. Somit entstehen neue konsumentenorientierte Leistungsbündel diverser Anbieter über verschiedenste Branchen und Märkte hinweg bis hin zur Vermarktung des gemeinsam entstandenen digitalen Ökosystems.

Traditionelle Foto- und Imagingunternehmen haben jetzt die Chance, sich den Herausforderungen des digitalen Strukturwandels so zu stellen, dass sie nicht nur aus der Defensive heraus reagieren, sondern als ernstzunehmende und innovative Marktteilnehmer wahrgenommen werden, die an der Neugestaltung der Branche aktiv teilnehmen. Die Transformation in ein digitales Ökosystem fordert an dieser Stelle eine effektive, alternative Strategie, die es umgehend gemeinsam zu entwickeln gilt.

Rainer Führes fasst zusammen: „Wir werden in den kommenden Monaten und Jahren mit allen Marktteilnehmern eine solche Transformation in ein digitales Ökosystem definieren und auf den Weg bringen. Die photokina, zweijährlich stattfindende Leitmesse der Foto- und Imagingbranche, wird 2016 ebenfalls der Neugestaltung des Marktes Rechnung tragen und diese entsprechend abbilden. Wir sehen in dem digitalen Strukturwandel mit seinen Prozessen die große Chance, unseren eigenen Markt neu zu definieren und nachhaltiges Wachstum zu sichern.“

(Redaktion photoscala)