Seit ihrer Erfindung vor 175 Jahren haben Künstlerinnen und Künstler immer wieder die Fotografie hinterfragt. Die Essener Ausstellung „(Mis)Understanding Photography“ versammelt Bilder und Texte, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Fotografie auseinandersetzen:
Information des Museums Folkwang:
(Mis)Understanding Photography
Werke und Manifeste
14. Juni – 17. August 2014
„Was ist Fotografie? Ist der Abzug gemeint, ein Objekt oder ein JPEG auf deinem Bildschirm? Existiert sie nur, wenn du sie ausdruckst? Zählt sie nur, wenn sie als große Datei vorliegt, als TIFF? Oder meint Fotografie den Schnappschuss auf deinem Telefon oder eine Diaprojektion oder eher das Bild, das du im Sinn hast, bevor du den Auslöser drückst? Ist damit jenes großartige Bild gemeint, das du nicht machen konntest, weil dein Film voll war oder die Kamera klemmte oder weil du sie schlichtweg nicht dabei hattest? Um es kurz zu machen: Ist Fotografie ein Objekt oder ein Bild, oder ist Fotografie eine Art des Sehens?“ (Zoe Leonard)
Seit ihrer Erfindung vor 175 Jahren haben Künstlerinnen und Künstler immer wieder die Fotografie hinterfragt: Ausgehend von der Omnipräsenz der fotografischen Bilder haben sie Arbeiten und Texte geschaffen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Fotografie auseinandersetzen: ihrer Materialität und Popularität, ihrer publizistischen Macht und ihrem Anspruch auf Objektivität. Heute, mit dem zunehmenden Verschwinden des Analogen und dem Siegeszug des Digitalen, gewinnen diese Arbeiten eine ganz neue Aktualität. Die Ausstellung erzählt eine wilde und ironische, bisweilen melancholische Geschichte der Fotografie.
Aneta Grzeszykowska, Standfoto, Ohne Titel #3, 2006
C-Print, 25 x 16,5 cm
© Aneta Grzeszykowska
Courtesy Raster Gallery, Warschau
Joachim Schmid, Fotogenetische Entwürfe # 24, 1990/1991
Bromsilbergelatine, 36,9 x 28 cm
© Joachim Schmid
Jeff Guess, Addressability, 2011
Standbild aus der Internetarbeit Individualsoftware (Java / Processing / OpenGL)
© Jeff Guess
Ein zweiter Teil der Ausstellung widmet sich den Manifesten von Fotografinnen und Fotografen; denn die radikalsten Äußerungen über die Fotografie stammen von den Bildautoren selbst. Darunter befinden sich programmatische Äußerungen von László Moholy-Nagy, August Sander, Henri Cartier-Bresson, Martha Rosler und Germaine Krull. Die Avantgarden des 20. Jahrhunderts wurden von publizistischen Paukenschlägen begleitet: von wegweisenden Büchern, Zeitschriften und Radiobeiträgen, die dazu aufriefen, die Welt durch das Medium neu wahrzunehmen und sie zu verändern. Mit einer aufwendigen Szenografie in den Raum übersetzt, werden die Manifeste ergänzt durch fotografische Inkunabeln ihrer Autoren.
Beteiligte Künstler
Werke
Claudia Angelmaier, Michael Badura, Sylvia Ballhause, Laura Bielau, Viktoria Binschtok, Kristleifur Björnsson, Bernhard Blume, Christian Boltanski, Günter Karl Bose, Johannes Brus, Michel Campeau, Sarah Charlesworth, Jojakim Cortis & Adrian Sonderegger, Tacita Dean, Bogomir Ecker, Hans Eijkelboom, Hans-Peter Feldmann, Joan Fontcuberta, Florian Freier, Katharina Gaenssler, Jochen Gerz, G.R.A.M., Aneta Grzeszykowska, Jeff Guess, Rudolf Herz, John Hilliard, Alfredo Jaar, Kenneth Josephson, Erik Kessels, Jochen Lempert, Zoe Leonard, Les Levine, Zbigniew Libera, Stanislaw Markowski, Santu Mofokeng, Ugo Mulas, Andreas Müller-Pohle, Renate Heyne & Floris M. Neusüss, Peter Piller, Steven Pippin, Richard Prince, Barbara Probst, Arnulf Rainer, Timm Rautert, Benjamin Rinner, Józef Robakowski, Thomas Ruff, Ed Ruscha, Adrian Sauer, Joachim Schmid, Pavel Maria Smejkal, Michael Snow, Clare Strand, Larry Sultan & Mike Mandel, Vibeke Tandberg, Ulrich Tillmann & Wolfgang Vollmer, Wolfgang Tillmans, Axel Töpfer, Timm Ulrichs, Franco Vaccari, Matthias Wähner, Gillian Wearing, Jan Wenzel, Christopher Williams, Akram Zaatari
Manifeste
Shahidul Alam, ANT!FOTO/Katja Stuke & Oliver Sieber, Nobuyoshi Araki, Keith Arnatt, Mel Bochner, Victor Burgin, Henri Cartier-Bresson, Louis Jacues Mandé Daguerre, Louis Darget, Eugenio Dittborn, Hossam el-Hamalawy, Peter Henry Emerson, Group f/64, Francis Frith, Luigi Ghirri, Raoul Hausmann, John Heartfield, Mishka Henner, Rudolf Herz, Lewis W. Hine, Thomas Hirschhorn, Edwin Hoernle, Oliver Wendell Holmes, Martin Kippenberger, Oscar Krifka, Germaine Krull, Heiner Kurzbein, Dorothea Lange, Sherrie Levine, Jerzy Lewczynski, Lomographische Gesellschaft, Man Ray, F.T. Marinetti / Tato, Chris Marker, Renzo Martens, Peter McKenzie, Lucia Moholy, László Moholy-Nagy, Johannes Molzahn, Daido Moriyama, Maurice Vidal Portman, Albert Renger-Patzsch, Alexander Rodtschenko, Martha Rosler, August Sander, Joachim Schmid, Allan Sekula, Jo Spence / Terry Dennett, Otto Steinert, Hito Steyerl, Alfred Stieglitz, Paul Strand, William Henry Fox Talbot, Karel Teige, Raoul Ubac, Timm Ulrichs, Johan van der Keuken, Ai Weiwei, Minor White
Ugo Mulas, #14 Fine della Verifiche, per Marcel Duchamp, 1971 (Ende der Verifizierungen für Marcel Duchamp). Aus der Serie „Verifiche“ (1969-1972)
Bromsilbergelatine, Fotogramm, 58,6 x49,5 cm
Photo: Ugo Mulas, © Ugo Mulas Heirs, 2014. All rights reserved
Kenneth Josephson, New York State, 1970
Bromsilbergelatine, 20,1 x 30,5 cm
© Kenneth Josephson, Courtesy Stephan Daiter Gallery
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Kunststiftung NRW.
Der Ausstellungsteil Manifeste entsteht in Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur.
Ausstellung:
(Mis)Understanding Photography
Werke und Manifeste
14. Juni – 17. August 2014
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Begleitprogramm:
Programm – Bildung und Vermittlung
(thoMas)
Doofe Fragen auch Kunst?
“Was ist Fotografie? Ist der Abzug gemeint, ein Objekt oder ein JPEG auf deinem Bildschirm? Existiert sie nur, wenn du sie ausdruckst? Zählt sie nur, wenn sie als große Datei vorliegt, als TIFF? Oder meint Fotografie den Schnappschuss auf deinem Telefon oder eine Diaprojektion oder eher das Bild, das du im Sinn hast, bevor du den Auslöser drückst? Ist damit jenes großartige Bild gemeint, das du nicht machen konntest, weil dein Film voll war oder die Kamera klemmte oder weil du sie schlichtweg nicht dabei hattest? Um es kurz zu machen: Ist Fotografie ein Objekt oder ein Bild, oder ist Fotografie eine Art des Sehens?“ (Zoe Leonard)”
______________
Das “Schöne” an der Kunst scheint mir oft genug deren Narrenfreiheit und zuweilen Arroganz und Weltferne. Ein Affront gegen den Geist – weniger die Freiheit des Geistes.
Beim Zitat von Z.L. geht mir die nicht vorhandene Hutkrempe hoch: Was für dramatisch irreale Fragen da in den Raum gestellt werden, die – wüsste man es nicht besser – man gern auch in einem der aktuellen “Foto”-Foren verorten könnte, den Epizentren fotografisch verbrämten Unsinns.
Was ist also Fotografie? Der fotografische Abzug? Nun, nomen est omen…
Ist Fotografie ein Objekt? Gegenfrage: Ist eine Leberwurst eine Damenhandtasche?
Ist Fotografie ein JPEG auf einem Bildschirm? Also wenn man mit der Fotokamera ein JPG erzeugt hat, dann muss es sich wohl um ein elektronisch hergestelltes Foto handeln und damit ist dieses als Abbildung auf dem Monitor auch zu betrachten. Dass es sich hierbei nicht grundsätzlich um Fotografie, stattdessen um eine Laubsägearbeit handeln könnte, dürfte von jedem geistig normalen Menschen in Abrede gestellt werden.
Ich will mich gar nicht auf die weiteren skurrilen Fragen einlassen, die sich ja selbst beantworten. Vielmehr interessiert mich noch die abschliessende Frage von Z.L.:
“Ist Fotografie ein Objekt oder ein Bild, oder ist Fotografie eine Art des Sehens?“ (Zoe Leonard)”
Liebe Zoe, ein Bild ist ein Bild, ein Objekt ist ein Objekt – und wenn Sie was mit einer Kamera geknipst haben, dann haben Sie ein fotografisches Bild geschaffen. Dass die “Art des Sehens” ein natürlicher Teil der Fotografie ist, muss nicht philosphisch in Frage gestellt werden.
Gut Licht!
Daraus
lebt die Kunst … dass sie sich in und um sich selbst windet. 😎
Es begab sich, dass Gast schrieb…
[quote=Es begab sich, dass Gast schrieb:]Beim Zitat von Z.L. geht mir die nicht vorhandene Hutkrempe hoch[/quote]
In dem Fall würde ich die Hutkrempe etwas besser festmachen, sie sitzt zu locker …
[quote]Was für dramatisch irreale Fragen da in den Raum gestellt werden, die – wüsste man es nicht besser – man gern auch in einem der aktuellen “Foto”-Foren verorten könnte, den Epizentren fotografisch verbrämten Unsinns.[/quote]
Ich finde, Fragen dürfen durchaus gestellt werden und unterschiedliche Personen werden diese Fragen auch ganz unterschiedlich beantworten.
Gruss
Andreas
Luftholen als Kunstform
[quote=andreas h.]
…
Ich finde, Fragen dürfen durchaus gestellt werden und unterschiedliche Personen werden diese Fragen auch ganz unterschiedlich beantworten.
Gruss
Andreas[/quote]
Hallo Andreas,
ja, Luft darf von jedem Menschen geatmet werden. Und unterschiedliche Menschen werden auch unterschiedlich viel Luft ein- und wieder ausatmen.
Gut Licht!
CANONBESITZERSUPERRAWKNALLERT
[quote=CANONBESITZERSUPERRAWKNALLERTYP]
Liebe Zoe, ein Bild ist ein Bild, ein Objekt ist ein Objekt – und wenn Sie was mit einer Kamera geknipst haben, dann haben Sie ein fotografisches Bild geschaffen. Dass die “Art des Sehens” ein natürlicher Teil der Fotografie ist, muss nicht philosphisch in Frage gestellt werden.
Gut Licht![/quote]
Kannst Du nochmal die Geschichte mit der Canon, ISO 6400 und 70-200 erzählen? Die war so super! Man kann garnicht genug davon bekommen! Hut ab! Knallertyp! Und Philosoph (oder, wie ein Fraggle sagen würde: Die allwissende Müllhalde auf 35mm)!!!!!!!!!
Der Spaniel. Wau!
Das liest sich wie der Beipackzettel für einen Tierversuch!
“…den Epizentren fotografisch verbrämten Unsinns.”
Hier gibt es nur ein Zentrum, das Irrenhaus. Es hilft gelegentlich, seinen aktuellen Standort zu überprüfen!
Sudel Eddi.
Den Klugen brummt der Kopf, den Dummen brummt der Hintern.
Der große David Hockney
http://www.youtube.com/watch?v=JKbFZIpNK10
Der große David Hockney läßt die Grenze zwischen Malerei und Fotografie sehr undeutlich werden.
Wow, was für ein Prommi-Auflauf hier!
Hier finden sich ja fast alle Foren-Giganten. Was für eine hoch intellektuelle Diskussion…
Ein auch nur kursorischer
Ein auch nur kursorischer Blick in diesen Text offenbart sehr schnell, worin sich Polysemie und Homonymie unterscheiden.
Manchmal könnte man glauben
Gott hätte eine Homophobie … 😎
Ja
[quote=Sudel Eddi]”…den Epizentren fotografisch verbrämten Unsinns.”
Hier gibt es nur ein Zentrum, das Irrenhaus. Es hilft gelegentlich, seinen aktuellen Standort zu überprüfen!
Sudel Eddi.
Den Klugen brummt der Kopf, den Dummen brummt der Hintern.[/quote]
Sie kennen sich aus. *lol*
Gut Licht!