Foto Annik Traumann, aus der Serie „wirichundichwir“Die aktuellen Arbeiten der Fotografin Annik Traumann widmen sich dem Phänomen des verlorenen Zwillings:

Die Spürsinn-Galerie informiert:

6. Ausstellung der Spürsinn-Galerie

Annik Traumann – wirichundichwir

Am 8. Dezember 2013 findet die 6. Ausstellung der Spürsinn-Galerie statt. Um 14 Uhr öffnen sich die Pforten der Galerie zu einer besonderen Veranstaltung. Fotokunst der Fotografin Annik Traumann steht in der Ausstellung im Fokus – der Aussageschwerpunkt liegt auf dem Phänomen des verlorenen Zwillings. Medizin, Pränatal-, Baby- und Körper- und Verhaltenstherapeuten kümmern sich seit geraumer Zeit darum, wie Erwachsene Zwillinge auf den Tod des im Mutterleib gestorbenen Zwillings reagieren. Aktuell wird dieser bisher nur wenig beachtete Umstand in der Zwillingsforschung genauer untersucht. Medizinisch geklärt ist seit mehreren Jahren, wie es zum Absterben des einen Zwillings in der Schwangerschaft kommen kann und gleichzeitig gut erforscht ist, dass überlebende Zwillinge häufig zu sensiblen, emotional veranlagten und hochintelligenten Persönlichkeiten heranreifen. Dieses Phänomen ist von gesellschaftlicher Relevanz und wird in der therapeutischen Arbeit immer stärker beachtet. Die Fotografin Annik Traumann hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und dies in eine fotografische Spurensuche nach dem körperlichen Ich und dem seelischen Wir umgesetzt. Daher der Titel dieser außergewöhnlichen Ausstellung: Eine bildgewordene Erzählung vom Ich, Wir und Wir, Ich.
 

Foto Annik Traumann, aus der Serie „wirichundichwir“

Annik Traumann, aus der Serie „wirichundichwir“

 
Fotografisch setzt die am 8. Dezember 2013 zur Eröffnung kommende Ausstellung einen weiteren Kontrapunkt zur aller Orten vorherrschenden Standard-Fotografie. Alle Bilder wurden von Annik Traumann mit einer „Holga“ (eine Plastik-Kamera, die sich bei Lomografen größter Beliebtheit erfreut) in Doppelbelichtungstechnik aufgenommen, rein schwarzweiß und ausgearbeitet in der Dunkelkammer auf feinem Baryt-Papier. Das sind technische Werte. Herausgekommen sind emotionale Bilder, die eintauchen lassen in das körperliche „Ich“ und das seelische „Wir“, die nichts mehr mit den sonst so technologielastigen Diskussionen von Fotografen zu tun haben.

Die 6. Ausstellung der Spürsinn-Galerie wendet sich bewusst der Präsentation eines Themas von gesellschaftlichem Interesse zu – gleichzeitig wird dabei Fotoästhetik und Kunstrelevanz nicht aus dem Auge verloren. Annik Traumann sieht sich nicht als Künstlerin. Als professionelle Fotografin lebt sie mit und in ihrer Fotografie, der Anspruch auf „große Kunst“ ist ihr fremd. Durch das Zeigen der 20 Bilder im Rahmen der Einzelausstellung werden diese zur Kunst. Aber das allein ist noch nicht der eigentliche Beweggrund für die Präsentation im Rahmen einer Galerie für Fotokunst. Vielmehr geht es sowohl der Fotografin, wie auch der Kuratorin Anne Dickel um das Bewusstmachen eines in der Gesellschaft noch relativ wenig bekannten Themas. Gleichzeitig geht die Kuratorin als studierte Kunstwissenschaftlerin der Frage nach, in wie weit diese Bilder als Kunst einzuordnen sind. „Im Kontext aus Malerei und in Zeichnungen sind dergleichen Auseinandersetzungen mit dem hier präsentierten Thema nicht unbekannt, jedoch stets zeitunkritisch konstruiert. In der Fotografie, als ein vom Momentanen geprägtes Darstellungsmedium, findet sich hier eine neue Art der thematischen und künstlerischen Erörterung“, sagt Anne Dickel.
 

Foto Annik Traumann, aus der Serie „wirichundichwir“

Annik Traumann, aus der Serie „wirichundichwir“

 
Alle gezeigten Werke können käuflich erworben werden – während der Ausstellung und auch danach. Hierbei handelt es sich durchweg um Unikate, signiert, mit Urkunde. Auch einzelne Bilder aus den vorherigen Ausstellungen können noch gekauft werden – auf Anfrage kann ein Termin für die Vorlage der Werke vor Ort in der Spürsinn-Galerie vereinbart werden.

Mit der Ausstellung „wirichundichwir“ setzt die Spürsinn-Galerie die Tradition ihrer außergewöhnlichen und gesellschaftsrelevanten Themenausstellungen fort. Welche Ausstellungen waren bisher in der Spürsinn-Galerie zu sehen?
Guck mal, ist das Kunst? – Eine Gemeinschaftsausstellung unter der kritischen Fragestellung, ob das Gezeigte Kunst oder Krempel darstellt.
Exodus – Christen im Irak – Der bekannte Pressefotograf Andy Spyra zeigte 20 eindrucksvollen, leisen und politisch relevanten Bildern die Realität des Alltages der Christen im Irak.
Veränderte Wahrnehmung durch Farbbleichung – Nach vielen Jahrzehnten wurde erstmals wieder gezeigt, wie Bilder durch die Farbbleichung verändert werden. Moderne Aktfotografien, bearbeitet in der alten Technik der Tonbleichung.
Strukturwelten – Gegenüberstellung zweier vollkommen unterschiedlicher Bildwelten, die Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten gesprengt hat und dabei in ihrer Unterschiedlichkeit wieder zusammen fanden.
Ein roter Löwe – Fußball und Emotionen gehören untrennbar zusammen. Diese Ausstellung handelte von der fotografischen Begleitung der Fußball-Fans in der Spielsaison 2012/2013, ein Jahr Freund und Leid im Kampf um den Aufstieg in die 1. Fußballbundesliga, ein denkwürdiges Ereignis in der Vereinsgeschichte der Eintracht Braunschweig, ein Jahr in einmaligen Schwarzweiß-Bildern.

Eckdaten der Ausstellung „wirichundichwir“:
Vernissage – Sonntag den 8. Dezember 2013
Ausstellungsende – Samstag 1. Februar 2014
Ausstellungsort – Spürsinn-Galerie, Gifhorner Straße 148, 38112 Braunschweig

 

(thoMas)