Fotobücher sind eine wunderbare Möglichkeit, auf Reisen zu gehen. „No Land Called Home“ von Wolfgang Bellwinkel ist so ein Buch, das uns mitnimmt – auf eine Reise. Wir stellen es in diesem Monat vor – und widmen uns auch einigen ausgewählten Ausstellungen. Zudem empfehlen wir – wie jeden Monat – eine fotografische Edition:

 

Foto Wolfgang Bellwinkel
 
 
Foto Wolfgang Bellwinkel
 
 
Foto Wolfgang Bellwinkel

 
Wolfgang Bellwinkels Buch „No Land Called Home“, jetzt erschienen bei Kehrer, beschreibt eine Sehnsucht: die Sehnsucht nach dem Anderen. Die Sehnsucht nach dem Fremden. Der Fotograf selbst ist das Zentrum dieses Ansatzes: seine Erlebnisse auf seinen Reisen in einer sich zunehmend schneller verändernden Welt. In Asien hat er fotografiert, in Afghanistan, dem Nahen Osten und dem Balkan: Bilder unterschiedlicher Provenienz, die er zu einer autobiografischen Alltags-Collage verdichtet. Man sollte sich Zeit nehmen für diesen Band, die Texte lesen, die Wolfgang Bellwinkel als einen Fotografen schildern, der sich auf ungewöhnliche Weise der Welt öffnet.
 

Fotos Martin Kulinna
 
 
Fotos Martin Kulinna

 
Martin Kulinna hat für sein neues Buch Kuba auf der karibischen Insel fotografiert. Zwei Jahre lang tauchte er ein in eine andere Welt – jenseits touristischer Klischees. Wir müssen es dem Fotografen hoch anrechnen, die Insel anders zu zeigen, als wir es gewohnt sind: Das sind packend Aufnahmen aus dem Alltag, faszinierende Porträts – jetzt erschienen im Kerber Verlag.
 

Foto Tomasz Gudzowaty
 
 
Foto Tomasz Gudzowaty
 
 
Foto Tomasz Gudzowaty

 
Tomasz Gudzowatys Band „Keiko“ ist ein in diesen Tagen ungewöhnliches Buch. Die karge Schwarzweiß-Fotoreportage aus der Arbeitswelt des Schiffs-Abwrackens führt den Betrachter nach Chittagong in Bangladesch, wo ein guter Teil aller ausrangierten Hochseeschiffe ausgeschlachtet werden. Das Buch verdeutlicht, wie Menschen auf der Welt noch heute arbeiten müssen: Knochenarbeit, die – immerhin – gerade so den Lebensunterhalt sichert.
 

Foto Maximilian Meisse    Foto Maximilian Meisse
 
 
Foto Maximilian Meisse    Foto Maximilian Meisse

 
„Venetian Settings“, das neue Buch von Maximilian Meisse, führt uns hingegen auf bekannteres Terrain. Auf 96 Seiten zeigt er Venedig bei Nacht. „In jedem seiner Nachtbilder ist ein Augenblick geronnen, und ich brauche lange, ehe ich mir sicher bin, welchen Moment ich da sehe. Es ist der Augenblick der Geburt einer idealen Welt. Für immer festgehalten als ideale Realität“, ist im Vorwort zu lesen. Ein kleines, feines Buch, dass die so selbstverständliche Schönheit Venedigs feiert.
 

Foto Helga Paris, Häuser und Gesichter, Halle 1983    Foto Helga Paris, Ramona, Kollwitzstrasse, 1982

Helga Paris, Häuser und Gesichter, Halle 1983 / Ramona, Kollwitzstrasse, 1982
 
 
Foto Helga Paris, Selbst im Spiegel, 1971

Helga Paris, Selbst im Spiegel, 1971

 
„Helga Paris – Fotografie“ ist der schlichte Titel eines Bandes, der vom Institut für Auslandsbeziehungen herausgegeben worden ist. Auf 208 Seiten ermöglicht er eine Wiederentdeckung: Die Schwarz-Weiß-Fotografien der 1938 in Polen geborenen Fotografin mäandern zwischen Dokumentation, Melancholie und Poesie – und gehören zu den faszinierendsten Zeugnissen des ostdeutschen Alltags. Es ist das Altberlin der Eckkneipen, der Arbeiter: eine Welt, die es nur noch auf Fotografien und alten Filmen gibt. Derzeit sind diese Bilder auch im Georgian National Museum in Tiflis und in der Deutsch-Aserbaidschanische Kulturgesellschaft „Kapellhaus“ in Baku zu sehen.
 

Swissair Souvenirs. Das Fotoarchiv der Swissair
 
 
Swissair Souvenirs. Das Fotoarchiv der Swissair
 
 
Foto aus Swissair Souvenirs. Das Fotoarchiv der Swissair

 
Von Ostberlin reisen wir in die Schweiz. „Swissair Souvenirs. Das Fotoarchiv der Swissair“ ist ein Bilderschatz, der sich als Hommage an den „Mythos Swissair“ versteht. Ein Fotobuch, aber auch ein origineller Beitrag zur Technik-, Wirtschafts- und Fotogeschichte der Schweiz. Der 2012 erschienene Band ist derzeit vergriffen; aber möglicherweise werden Sie im Antiquariat fündig: Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher.
 

Foto Jessica Backhaus, Shades of time, 2011

Jessica Backhaus, Shades of time, 2011
C-Print, gerahmt
courtesy Robert Morat Galerie, Hamburg
© Jessica Backhaus

 
Von ebenso spezieller Natur ist der Band „Carl Schuch und die zeitgenössische Stilllebenfotografie“, der das interessante Wechselverhältnis zwischen Malerei und Fotografie am Beispiel des 1846 geborenen Malers Carl Schuch diskutiert. Der Band vergleicht Schuchs Malerei mit aktuellen Arbeiten der Stillleben-Fotografie von unter anderem Jessica Backhaus, Rémy Markowitsch, Christopher Muller und Marcus Schwier. Die Ausstellung „Stillleben. Carl Schuch und die zeitgenössische Stilllebenfotografie“ ist noch bis Februarnim Kunstverein Herford, dann im Museum Ratingen sowie im Anschluss im Stadtmuseum Siegburg zu sehen.
 

Foto Kelley Walker, Chess Players, 2002

Kelley Walker, Chess Players, 2002

 
Und noch einen weiteren Band aus dem Heidelberger Kehrer-Verlag möchten wir kurz vorstellen. Markus Kramers Buch „Photographic Objects“ verbindet das Werk von Thomas Ruff, Wade Guyton, Seth Price, Kelley Walker und Spiros Hadjidjanos. „Bestimmendes Merkmal dieser Entwicklung ist die explizite Thematisierung technologischer Herstellungsprozesse“, so der Autor.

Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
 

Foto Hans-Christian Schink, Watari, Kawaguchi Shrine, Miyagi Prefecture, 2012

Hans-Christian Schink, Watari, Kawaguchi Shrine, Miyagi Prefecture, 2012

 
Diesmal empfehlen wir die Arbeit „Watari, Kawaguchi Shrine, Miyagi Prefecture“ aus dem Jahr 2012 von Hans-Christian Schink. (Alterungsbeständiger Giclée-Druck mit pigmentierter Tinte auf Büttenpapier, Blattformat: 40,4 x 48 cm, Bildformat: 30,4 x 38 cm, Auflage: 12 + 3 a.p., 780 Euro.) Hans-Christian Schink ist einer der wichtigsten Vertreter zeitgenössischer Landschaftsfotografie, dessen neue Serie als Stipendiat der Villa Kamogawa Kyoto entstanden ist, bei der er die Küsten der Region Tohoku im Nordosten Japans besuchte, die am 11. März 2011 durch den Tsunami verwüstet wurden. Die bei Hatje Cantz erschienene „Collector’s Edition“ zeigt den Kawaguchi-Schrein der Stadt Watari ein Jahr nach der Naturkatastrophe.

(Marc Peschke)