Gottfried Jäger: Photo 111103.4Nicht der abbildenden, der bildgebenden Fotografie gilt sein Interesse – Gottfried Jäger, dem großen Vertreter und Theoretiker abstrakter Fotografie, ist eine Einzelausstellung in Baden-Baden gewidmet. Gezeigt werden neben Jägers neuen digitalen Arbeiten auch Werke der konkreten und generativen Fotografie:

Der Künstler über sein Werk:

Photographismen

Meine frühen Fotoarbeiten ab 1960 orientierten sich am Begriff des Experiments nach der empirischen Methode ‚Versuch und Irrtum’. Mein Vorbild war der deutsche Experimentalfotograf Heinz Hajek-Halke (1893–1983). Ab Mitte der 1960er Jahre kam es zur Entwicklung logischer Bildreihen unter dem Einfluss der ‚Generativen Ästhetik’ des Philosophen Max Bense (1910–1990) und 1968 zur Einführung des Begriffs ‚Generative Fotografie’ als Titel einer Ausstellung mit Künstlerfreunden im Kunsthaus Bielefeld. Das dort zugrunde gelegte Programm einer nicht abbildenden, sondern bildgebenden Fotografie auf systematisch-konstruktiver Basis, bestimmt meine Arbeiten bis heute – obwohl ich ihnen innerhalb dessen nach und nach auch größere Freiheiten zugestehen. So entstanden ab 1983 ‚Fotomaterialarbeiten‘, Fotoobjekte, Fotoassemblagen, Fotoinstallationen, mit denen ich die fotografischen Grundelemente Licht und lichtempfindliches Material noch einmal auf ihre bildgebenden Qualitäten hin untersuche. Das Projekt bearbeite ich bis heute.
 

Gottfried Jäger: Photo 111110.4, 2011

Photo 111110.4, 2011
 
 
Gottfried Jäger: Photo 111103.4

Photo 111103.4

 
Seit Anfang der 1990er Jahre beziehe ich digitale Verfahren und den Computer in das generative Programm mit ein. Dabei geht es nicht mehr um ‚Emanationen des Lichts‘ (Franz Roh), sondern, in Erinnerung an diese, um deren Simulation. So beruht die die ‚Photo‘-Serie – mit ersten Arbeiten ab 2004 –, auf der Anwendung des handelsüblichen Computer-Bildbearbeitungsprogramms Adobe Photoshop. Allerdings liegt seiner Anwendung nicht wie üblich ein Foto zugrunde, das mit seiner Hilfe bearbeitet würde, sondern das Programm produziert eigene Bilder, reine Syntax, reine Form. Es spielt sozusagen mit sich selbst, wobei seine syntaktischen Eigenschaften erkennbar hervortreten, ohne dass ein äußeres Bildmotiv seine Selbstreferenz überlagert und ‚stört’. Sichtbar ist allein das Formenwerk des Programms, seine Helligkeiten, Kontraste, Farben, Texturen usw. Es entstehen keine Abbilder (Ikone) und keine Sinnbilder (Symbole), sondern allein Formbilder (Symptome), Formalismen. Man könnte auch sagen: ‚Photographismen’ (J. A. Schmoll gen. Eisenwerth), da sie sich auf den fotografischen Formenkanon beziehen. Sie werden zum Gegenstand der Betrachtung.
 
Gottfried Jäger, Juli 2011
 

Gottfried Jäger: Photo 111104.4, 2011

Photo 111104.4, 2011

 
Ausstellung:
Gottfried Jäger – Photographismen
Digitale Arbeiten 2008 – 2011
2. Dezember – 28. Januar 2012
 
Photo Edition Berlin
Nikolaus von Wolff
Büttenstr. 7
D – 76530 Baden-Baden

Sammlereditionen sind in unterschiedlichen Größen und Auflagen erhältlich.
 

(thoMas)