Die japanische Olympus Corporation, von einem Bilanzfälschungs-Skandal erschüttert, muss den Rücktritt von drei Führungskräften vermelden. Das verbliebene Management-Team zeigt sich unterdessen aufklärungsbereit und bittet um Unterstützung:

Tsuyoshi Kikukawa

Bereits seit Anfang November stand fest, dass angesichts der Bilanzfälschungen bei Olympus Vizepräsident Hiashi Mori und Chefrevisor Hideo Yamada das Unternehmen verlassen werden. Siehe dazu auch: Olympus kurz vor dem Harakiri. Nun hat die japanische Olympus Corporation mitgeteilt, dass zudem auch der vor kurzem noch unangreifbar scheinende Präsident Tsuyoshi Kikukawa (links im Bild) sein Rücktrittsgesuch eingereicht hat: Notice Concerning Resignation of Two Board Members and a Corporate Auditor (PDF-Datei). Damit sind drei der vermutlich Hauptverantwortlichen von ihren Aufgaben entbunden.

Portrait von Michael C. Woodford

Kikukawa war Finanzdirektor bei Olympus, bevor er dann rund 10 Jahre lang bis Mitte 2011 geschäftsführendes Vorstandsmitglied wurde. Nach einem kurzen Woodford-Intermezzo (Michael Woodford, rechts im Bild, machte die Bilanzierungs-Auffälligkeiten öffentlich und wurde gefeuert) übernahm erneut Kikukawa den Chefposten, konnte sich aber nur wenige Tage halten. Woodford wiederum ist derzeit zurück in Japan und bringt sich offensichtlich als möglicher neuer Vorstandsvorsitzender in Stellung.

Unterdessen hat sich der neue Olympus-Chef Shuichi Takayama mit einem öffentlichen Schreiben an alle Mitarbeiter gewandt (Regarding The Statement from President of Olympus Corporation; PDF-Datei), worin er die Bereitschaft des Vorstands bekräftigt, alle Anstrengungen zu unternehmen, dann den Empfehlungen der derzeit eingesetzten Untersuchungskommission zu folgen. Bis dahin wolle man keine detaillierten Kommentare zum Management-Team und dessen Verantwortung abgeben, überlege aber, wie das Vertrauen ins Unternehmen wiederhergestellt werden könne und sei zuversichtlich, dass die kritische Situation überwunden werden könne. Takayama kündigt gründliche Untersuchungen und eine Restrukturierung der Unternehmensführung an und bittet die Olympus-Mitarbeiter um ihre Unterstützung und um integre Arbeit, auf dass das Vertrauen ins Unternehmen wiederhergestellt werde.

Aufsichtsbehörden, Staatsanwaltschaft und die Polizei zur Bekämpfung von Bandenkriminalität ermitteln derzeit gegen das Unternehmen (es wurde der Verdacht laut, dass die Bilanztricks auch dazu dienen sollten, Geldzahlungen an die japanische Mafia zu verschleiern).

Die Olympus-Aktie legt unterdessen eine Berg- und Talfahrt hin. Nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, stürzte deren Wert in den Keller; er brach in den Tagen nach dem Skandal von um 24 Euro auf 4,15 Euro ein, erholt sich aber derzeit ein wenig. Die Aktie steht heute bei gut 10 Euro.

Bis zum 14. Dezember 2011 nun muss Olympus der Tokyoter Börsenaufsicht den Geschäftsbericht fürs erste Halbjahr vorlegen; dann entscheidet sich wahrscheinlich auch, ob Olympus von der Börse genommen wird.

Auf der globalen Webseite von Olympus ist derzeit Folgendes zu lesen:

Bekanntmachung

Olympus Corporation gibt hiermit bekannt, dass das Unternehmen im Rahmen der laufenden Untersuchung. die von einem unabhängigen Ausschuss im Hinblick auf frühere Übernahmeaktivitäten ausgeführt wird, festgestellt hat, dass Aktivitäten wie Zurückstellungen der Buchungen von Verlusten aus Wertpapierinvestitionen stattgefunden haben.

Das Unternehmen möchte diese Gelegenheit ergreifen, um allen beteiligten Interessengruppen, darunter Aktionären, Kunden, Geschäftspartnern und anderen Parteien sein tiefstes Bedauern für jegliche nachteiligen Folgen, darunter den Sturz des Aktienkurses, auszudrücken.

Das Unternehmen wird die weitere Arbeit des unabhängigen Ausschusses voll unterstützen, um die Situation umfassend zu klären und entschlossen alle Maßnahmen ergreifen, um den Wert unseres Unternehmens für die Mitarbeiter und die Gesellschaft wiederherzustellen und alle verbleibenden Zweifel schnellstmöglich zu beseitigen.

Das Unternehmen wird zudem alle weiteren Informationen, die während der Untersuchung zu Tage treten, unverzüglich auf dem Netzwerk der Tokioter Börse und auf unserer Website veröffentlichen.

Olympus Corporation möchte um Ihre fortgesetzte Unterstützung bitten.

Shuichi Takayama
Präsident und CEO, Olympus Corporation

 
 
Siehe dazu auch:
Olympus: Neuer Chef soll es richten
Olympus feuert Chef
Olympus kontra Woodford kontra Olympus
Olympus-Chef Tsuyoshi Kikukawa tritt zurück
Olympus kurz vor dem Harakiri
 

(thoMas)