Die ACM Projektentwicklung GmbH, die noch vor kurzem die Leica AG gerne komplett übernommen hätte, schlägt jetzt den genau entgegengesetzten Weg ein und will knapp 44 % der Leica-Aktien an einen Investmentfonds veräußern:

Nachdem sich der Hauptanteilseigner von Leica, die ACM Projektentwicklung GmbH, seit Ende 2006 längere Zeit um die Komplettübernahme von Leica bemüht hatte (die letztlich gescheitert ist), und die verbliebenen Kleinaktionäre in einem sogenannten „Squeeze out“ rausgekauft bzw. rausgedrängt werden sollten, kommt jetzt die Kehrwende. Die ACM Projektentwicklung GmbH will knapp 44 % der Leica-Aktien verkaufen.

Gemäß einer Ad-hoc-Mitteilung wurde die Leica Camera AG heute darüber informiert, dass die ACM Projektentwicklung GmbH (mit einem Anteilsbesitz von 97,56 % Mehrheitsaktionärin der Leica Camera AG) mit der BCP Lisa Germany GmbH einen Anteilskaufvertrag über den Erwerb einer mittelbaren Minderheitsbeteiligung an der Leica Camera AG durch die BCP Lisa Germany GmbH geschlossen haben. Die BCP Lisa Germany GmbH ist eine von Investmentfonds mittelbar kontrollierte Gesellschaft, die von The Blackstone Group L.P., New York, USA, beraten werden. Mit Vollzug des Anteilskaufvertrags wird sie mittelbar mit 43,9 % an der Leica Camera AG beteiligt sein.

So sollen Leicas internationale Wachstumspläne unterstützt werden, sagen Verkäufer und Käufer. Über den Wert der Transaktion haben ACM und Blackstone Stillschweigen vereinbart. Der Abschluss der Transaktion, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden, wird für das vierte Quartal 2011 erwartet.

[Einschub (19.10.2011; 10:32 Uhr)]: Die Marktkapitalisierung bzw. der Börsenwert von Leica, der Wert aller Leica-Aktien also, liegt aktuell bei rund 277 Mio. Euro. 44 % davon sind knapp 122 Mio. Euro. [Einschub Ende]
 
 
Die Presseinformation der Leica Camera AG dazu:

19. Oktober 2011

Leica Camera gewinnt mit Blackstone strategischen Investor

ACM Projektentwicklung GmbH bleibt Hauptanteilseigner

London, Solms: Die Blackstone Group (NYSE: BX) wird strategischer Partner und Minderheitsbeteiligter bei der Leica Camera AG. Darauf haben sich Blackstone und der Leica- Mehrheitsaktionär, die ACM Projektentwicklung GmbH, Salzburg, verständigt. Demnach erwerben von Blackstone beratene Fonds eine 44-prozentige Minderheitsbeteiligung an dem Traditionsunternehmen aus Solms. Ziel ist, Leicas internationale Wachstumspläne zu unterstützen. Über den Wert der Transaktion haben ACM und Blackstone Stillschweigen vereinbart. Der Abschluss der Transaktion, vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden, wird für das vierte Quartal 2011 erwartet.

Die Firma Leica mit Hauptsitz in Solms, Deutschland, und 1.150 Mitarbeitern verfügt über eine lange Tradition als Premiumhersteller von Kameras und Sportoptikprodukten. In den vergangenen sechzig Jahren ist Leica zu einer führenden deutschen Marke geworden, die als Inbegriff deutscher Ingenieurskunst und als Botschafter des Qualitätssiegels „Made in Germany“ gilt. Leica ist zu einem Synonym für exzellentes Handwerk geworden. Das Unternehmen verbindet Premium-Qualität mit erstklassiger Feinmechanik und stellt die besten Optiken her, die die Branche zu bieten hat.

Ausgehend von dieser überaus erfolgreichen Marktposition ist Leica nun bestrebt, das Geschäft auf neue Märkte auszuweiten. Blackstone wird angesichts seiner globalen Ausrichtung – insbesondere seines signifikanten Asiengeschäftes – sowie seines Entwicklungskapitals und seiner strategischen Expertise als richtiger Partner erachtet, um das Management von Leica bei der Erreichung dieser Ziele zu unterstützen.

Dr. Andreas Kaufmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Leica Camera AG, zur Transaktion: „Mit Blackstone haben wir einen erfahrenen und international aufgestellten strategischen Partner gewonnen, der auch die gewachsene Markenphilosophie und das Geschäftsmodell von Leica versteht und schätzt. Nach dem erfolgreichen Turnaround und dem Rekordumsatz im vergangenen Geschäftsjahr konzentrieren wir uns nun auf die Weiterentwicklung der Marke und ihrer Produkte sowie auf die Erschließung neuer Märkte in Asien, Südamerika und im Mittleren Osten. ACM beabsichtigt nicht, weitere Anteile der Leica Camera AG zu veräußern. Wir planen, Leica Camera langfristig bei ihrer weiteren weltweiten Expansion zu begleiten.“

Dr. Axel Herberg, Senior Managing Director von Blackstone: „Leica ist tief in der deutschen Geschichte verankert, und wir möchten zu einem Geschäftswachstum beitragen, dass der Tradition des Unternehmens entspricht. Dabei soll Leicas einzigartiger Unternehmergeist erhalten bleiben. Wir freuen uns sehr darauf, Leica dabei zu unterstützen, neue, langfristige Geschäftsbeziehungen vor allem in Schwellenländern zu knüpfen. Das besondere Augenmerk gilt dabei dem Ausbau des weltweiten Filialgeschäfts.“

Die Leica Camera AG hat das Geschäftsjahr 2010/2011 mit einem Rekordumsatz von € 248,8 Mio. abgeschlossen. Damit steigerte der hessische Traditionshersteller von Kameras und Sportoptikprodukten seinen Umsatz um 57,2 % im Vergleich zum Vorjahr (€ 158,2 Mio.) Das betriebliche Ergebnis (EBIT) hat sich fast versechsfacht: Es stieg von € 7,4 Mio. in 2009/2010 auf € 41,6 Mio. Auch der Konzernüberschuss hat sich positiv entwickelt: Er liegt mit € 36,3 Mio. beim mehr als Elffachen des Vorjahres (€ 3,2 Mio.). Die Umsatzsteigerung ist vor allem auf die starke Nachfrage nach den beiden Kamerasystemen Leica M und Leica S zurückzuführen.
 

(thoMas)