Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „The Way to Armadillo“Der von der DGPh seit 1971 alljährlich für „vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik“ vergebene Dr.-Erich-Salomon-Preis geht in diesem Jahr an die „Lebensform-Photographen“ Heidi und Hans-Jürgen Koch:

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Photographie:

Heidi und Hans-Jürgen Koch erhalten den Dr.-Erich-Salomon-Preis 2011 der DGPh

Die deutschen Photographen Heidi und Hans-Jürgen Koch werden mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis 2011 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 19. November 2011 im Rheinischen Landesmuseum Bonn statt.

Der von der DGPh seit 1971 alljährlich für „vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik“ vergebene Preis erinnert an Dr. Erich Salomon, den großen Photographen der Weimarer Republik. Ihm verdankt der moderne Bildjournalismus starke Anregungen.

 

Foto von Heidi und Hans-Jürgen Koch

Heidi und Hans-Jürgen Koch
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch
 
 
Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „Spirit of Polar Bears“

Aus der Serie „Spirit of Polar Bears“
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch

 
Mit Heidi und Hans-Jürgen Koch ehrt die DGPh ein Photographenpaar, das 1990 eine der ungewöhnlichsten Karrieren im internationalen Bildjournalismus startete. Ihr Durchbruch lässt sich exakt datieren: Am 25. Januar 1990 erschien das Stern-Heft Nr. 5 und darin eine Geschichte über Hausmäuse. Unter dem Titel „Dass uns bloß nicht die Mäuse ausgehen“ präsentierte das Magazin auf 18 Seiten witzige und aufsehenerregende Aufnahmen aus dem Leben des zwiespältig beäugten Mitbewohners der Menschen. Die Geschichte schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe und das Blatt wurde von positiven Leser-Reaktionen buchstäblich überschwemmt. Im Folgejahr wurde diese Strecke mit der Art Directors Club Goldmedaille ausgezeichnet. Danach konnten sich die Kochs vor Aufträgen nicht mehr retten. Hamster, Kühe und Gürteltiere, alles was kreucht und fleucht setzten sie in teilweise extrem aufwändigen Reportagen ins Bild.

Tiere wurden endgültig zum Lebensthema von Heidi und Hans-Jürgen Koch. Ihren Erfolg belegen zahllose Publikationen in den renommiertesten Magazinen der Welt. Eine adäquate und individuelle photographische Annäherung für jede Lebensform zu finden, ist für die Photographen das wichtigste. Bei ihnen sonnen sich Eisbären nicht putzig unter azurblauem Himmel auf ihrer Scholle. Kochs graphische schwarz-weiße Bilder zeigen die Tiere als machtvolle Räuber in ihrem ureigenen Element, dem Wasser.
 

Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „The Way to Armadillo“

Aus der Serie „The Way to Armadillo“
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch

 
Die Bezeichnung Tierphotographen hören sie jedoch nicht gerne. Zu weit weg sehen die Kochs sich von den klassischen Vertretern dieses Genres, bei denen sie die vordergründige und gleichförmige Schönheit der Abbildung kritisieren. Sie selber bezeichnen sich viel lieber als „Lebensform-Photographen“ und sehen sich klar in einem journalistischen oder gar subjektivistisch dokumentarischen Kontext. Ihre Geschichten beinhalten immer eine soziologische Komponente. Ob sie über Europas größtes Tierheim oder den weltweiten Boom von Super-Aquarien berichten, ob sie „Daktari“ in Namibia besuchen oder mit Nomaden und ihren Kamelen durch die Mongolei ziehen, die ewige und oft leidvolle Symbiose zwischen den Kreaturen stehen bei Ihnen nicht am ästhetischen Rand sondern im zu beobachtenden Zentrum. Das steht ganz im Gegenteil zu den konventionellen Vertretern der Natur- und Tierphotographie, die den Menschen konsequent ausklammern. Wie nah Kochs dagegen dem Menschen sind, zeigt die Geschichte „Primate Couture“ in der sie Menschenaffen im Spiel mit Mode-Accessoires zeigen. Bewegende Bilder, die gleichzeitig ihre Entfernung von der tradierten Natur- oder Tierphotographie belegen.

Diese Abkehr ist vielleicht auch eine Erklärung, warum die Kochs ein gewisses Faible für tierische Outlaws und Underdogs haben. In ihren Bildern begegnen uns neben den Stars aus Serengeti und Savanne gleichberechtigt Kakerlaken, giftige Spinnen und andere Lebensformen, die vom Establishment der Branche meist gemieden werden. Und hier werden Parallelen erkennbar zu dem Journalisten Horst Stern, der in den 70er Jahren mit der legendären „Sterns Stunde“ einen Meilenstein des Deutschen Fernsehens kreierte, und sich dem Tier ebenfalls mehrdimensional und gänzlich unsentimental widmete.

So ist es ist wohl kein Zufall, dass die 1956 in Gießen geborene Heidi als studierten Beruf Sozialarbeiterin angibt und der 1957 ebenda geborene Hans- Jürgen ein Ethnologie-Studium vorzuweisen hat. Seit 1973 sind sie ein Paar und seit 1988 verheiratet. 1989 machten die beiden ihre Leidenschaft für Photographie zum Beruf und machten sich unter dem Label „Photojournalistische Projekte – Tier, Natur, Umwelt, Reise“ selbstständig. Dann kamen die Mäuse…!
 

Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „Daktari in Namibia“

Aus der Serie „Pretty Ugly“
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch

 
Im Zusammenhang mit der Preisverleihung zeigt das Rheinische Landesmuseum die Ausstellung „Blaschka – Gläserne Geschöpfe des Meeres“. Sie zeigt Photos, die Heidi und Hans-Jürgen Koch von den Glaskunstwerken Leopold Blaschkas (1822-1895) und Sohn Rudolf Blaschka (1857-1939) gemacht haben.

Weitere Informationen:
zur Deutsche Gesellschaft für Photographie: www.dgph.de
Zu Heidi und Hans-Jürgen Koch: www.lifeformphotography.com

Auszeichnungen

1990 – Art Director’s Club Germany
1992 – Art Director’s Club Europa
1995 – BBC Wildlife Photographer of the Year
1995 – BBC Wildlife Photographer of the Year
1995 – BBC Wildlife Photographer of the Year
2000 – World Press Photo Award
2000 – Lead Award
2004 – Hansel- Mieth-Preis
2005 – Fuji Euro Press Photo Award
2007 – Deutscher Preis für Wissenschaftsphotographie
2009 – Art Director’s Club Germany
2009 – World Press Photo Award
2010 – Deutscher Preis für Wissenschaftsphotographie

 

Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „Primate Couture“

Aus der Serie „Primate Couture“
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch

 
Ausstellungen:
Solo Exhibitions
1996 – „Der Hahn, die Henne, das Ei“, Theater Itzehoe
1996 – „Der Hahn, die Henne, das Ei“, Townhall Neustadt
1998 – „Fischmarkt“, Fishery halls Cuxhaven
2005 – „Primate Couture“, 3. Triennale of Photography, FREELENS Galerie, Hamburg
2005 – „Primate Couture“, Zoo-Scheune, Zoo Krefeld
2005 – „Primate Couture“, Textile Museum Krefeld
2007 – „Blaschka – Gläserne Geschöpfe des Meeres“, Leonardo Glass Cube, Bad Driburg
2008 – Technische Sammlung, Dresden
2008 – Naturkunde Museum, Reutlingen
2008 – Übersee Museum, Bremen
2009 – Museum Mensch & Natur, München
2009 – Glasmuseum, Rheinbach
2009 – Glasmuseum, Lauscha
2009 – Start of the Touring exhibition „Die Bestäuber der Welt“ at the Kuusamo Hall
2010 – Musee d`Histoire Naturelle, Luxembourg, Kuusamo, Finland, followed by:
2010 – Nationalpark Berchtesgaden
2010 – Waldmuseum Ebersberg
2010 – Naturkundemuseum Luzern, Switzerland V
2010 – Natur Musée Luxembourg
2010 – Jagdschloß Springe und das
Aktuell: Naturkundemuseum Luzern

Visa pour L’image – Das wichtigste Festival für internationalen Photojournalismus in Perpignan, France, präsentierte ausgewählte Arbeiten 1998, 2000, 2001 und 2003
 

Foto Heidi und Hans-Jürgen Koch: Aus der Serie „Daktari in Namibia“

Aus der Serie „Daktari in Namibia“
Copyright: Heidi und Hans-Jürgen Koch

 
Selected group exhibitions
2006 – „Evolution“ – Deutsches Hygiene Museum Dresden
2007 – „Evolution“, Città della Scienza, Neapel, Italy
2007 – Green Art Festival, Seoul, Korea
2007 – „Alive“, Paris, Le Tourp, France; Zurich, Basel,Bern, Geneva, Lausanne, Switzerland
2008 – „Images from Science“, SPAS Gallery, Rochester Institute of Technology, Rochester, N.Y., USA, followed by different locations in the US
2009 – “Images from Science” Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Germany, followed by different locations in Europe
2011 – „Senses“ National Museum of Natural History, Leiden, NL; Experimentarium Kopenhagen, DK; Museum for Natural Science, Brüssel

 

(thoMas)