Das erste Geschäftsquartal 2011 bringt dem südkoreanischen Elektronikkonzern Samsung unerwartet einen Gewinnrückgang. Da werden Nebenschauplätze schnell zu Hauptschauplätzen vor Gericht, wenn es um den technischen Fortschritt und die Sicherung der daraus resultierenden Gewinne geht:

Samsung Electronics schließt das erste Geschäftsquartal 2011 (Januar bis März 2011) mit einem Umsatzzuwachs in Höhe von 7 % auf 36,99 Billionen Won (ca. 23,3 Mrd. €) ab: Earnings Release Q1 2011 – Samsung Electronics (PDF-Datei). Die erfolgsverwöhnten Südkoreaner müssen allerdings einen operativen Gewinneinbruch in Höhe von 33 % gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres hinnehmen. Der operative Quartalsgewinn beträgt demnach überraschenderweise (Analysten hatten mit mehr gerechnet) nur 2,95 Billionen Won (ca. 1,86 Mrd. €). Dabei hatte sich diese Entwicklung bereits in den beiden letzten Geschäftsquartalen des vergangenen Geschäftsjahres abgezeichnet. Fallende Preise und sinkende Nachfrage ziehen eine schlechtere Gewinnspanne nach sich, die bei den Produkten Flachbild-Fernseher, Displays und Speicherchips negativ zu Buche schlagen.

Der Geschäftsbereich „Digital Media & Appliances“ (LED-Fernseher) verzeichnet zwar ein Umsatzplus von 5 % gegenüber dem Vergleichsquartal, aber der operative Quartalsgewinn fällt um 3,3 %. Die Halbleitersparte erzielt ein Umsatzplus von 12 %, aber der operative Gewinn sinkt um fast 6 %. Der Bereich „Display Panel“ weist einen nicht ganz so hohen Umsatzrückgang auf (-5 %), dafür fällt der Gewinn um fast 11 % geringer aus.

Samsung spürt die saisonbedingt nachlassende Nachfrage auch im Handybereich. Der Gesamtabsatz von 70 Millionen Handys (inklusive Tablets) im ersten Geschäftsquartal entspricht zwar einem Plus von 9 % gegenüber dem Vergleichsquartal, aber es sind 14 % weniger als im letzten Geschäftsquartal. Nur bei den Smartphones verzeichnet Samsung weiterhin Zuwachsraten (+ 16 %). Gerade diese Produktgruppe ist am Markt in Konkurrenz zu Apple hart umkämpft.

Wie wichtig Patente und Einnahmen aus der Lizenzvergabe sein können, zeigt der Fall Kodak: Fehlendes Lizenzgeschäft rächt sich. Hierzu ist wissenswert, dass Samsung im vergangenen Jahr den zweiten Rang (hinter IBM) bei den zugeteilten US-Patenten einnimmt. Daher verwundert es nicht, dass, wie das deutsche Handelsblatt feststellt, „die Schlacht um Marktanteile auch bereits vor Gericht geführt wird“ und Verfahren von Apple gegen Samsung angestrengt werden (Apple und Co. machen Samsung das Leben schwer). Nun meldet der Nachrichtendienst Bloomberg, dass der Elektronikkonzern Samsung seinerseits Klage gegen Apple eingereicht habe; am 27. April in den USA und in der Woche zuvor in Seoul, Tokio und Mannheim. Samsung behauptet, dass Apple 10 Patente, die Mobilfunktechnologie betreffend, verletzen würde. Es bleibt daher spannend, inwieweit ein potentieller technischer Vorsprung vor der Konkurrenz noch „gerettet“ werden und somit Anfangsinvestitionen über eine Gewinnabschöpfung wieder zurückgeführt werden können.

Der Geschäftsbereich „Telecom“ erzielt einen Umsatz in Höhe von 10,64 Billionen Won (ca. 6,7 Mrd. €) – ein Plus von 19 %. Der operative Quartalsgewinn beträgt 100 Mrd. Won (ca. 63 Mio. €) und ist damit der einzige Geschäftsbereich, der im ersten Geschäftsquartal auf der Gewinnseite zulegen kann.

(agün)