Foto: Just LoomisDer amerikanische Alltag war schon für viele Fotografen ein Thema; so auch für den 1957 in Reno geborenen Just Loomis. Seine ersten Fotografien entstanden in den 1970er Jahren – seitdem hat der einstige Assistent von Helmut Newton beeindruckende Bilder geschaffen:

 
 
 
 
 
 
 

Foto Just Loomis: The Birdman, Santa Monica, ca. 2000

Just Loomis: The Birdman, Santa Monica, ca. 2000
© Just Loomis

 
Reno in Nevada war der Anfang. Hier fotografierte Loomis das Brachland an den Eisenbahnschienen, das Kasino seiner Heimatstadt – in existenzialistischem Schwarzweiß. Schon damals war es nicht so sehr die Kunstfertigkeit, die Loomis‘ Bilder interessant machte, sondern die Art, wie er vermeintlich Nebensächliches ins Zentrum rückte – mit den Mitteln der Fotografie Bedeutsamkeit schafft.

Bald traf Loomis Helmut Newton. Eine wichtige Begegnung, denn er wurde Newtons Assistent, um bald selbst als erfolgreicher Modefotograf zu reüssieren. Loomis arbeitete für die besten Magazine, für „Harper’s Bazaar“ oder das Magazin der „New York Times“, doch blieb die Porträt- und Dokumentarfotografie sein persönlichstes Ausdrucksmittel.
 

Foto Just Loomis: Clara, Los Angeles, ca. 2003

Just Loomis: Clara, Los Angeles, ca. 2003
© Just Loomis

 
 
Foto Just Loomis: Annabelle and James, Memphis, 1988

Just Loomis: Annabelle and James, Memphis, 1988
© Just Loomis

 
Just Loomis, der heute in L.A. / Malibu lebt, fotografiert seine Umgebung: eine Kellnerin, junge Paare – „mit dem Verständnis eines Mannes, der dazu gehört“, wie es June Newton einmal formuliert hat. „So schonungslos und so liebevoll waren die Amerikaner selten zu sehen“, hat die „Neue Zürcher Zeitung“ über die Bilder von Just Loomis geschrieben – und vielleicht liegt darin auch das Besondere dieser Fotografien, die nun in einer Ausstellung und einem Buch präsentiert werden.

Wir sehen Bilder, die schockieren, mal in Farbe, mal in Schwarzweiß: jenes etwa eines Mannes mit vernarbtem Oberkörper, dem die Beine fehlen. Dann wieder Bilder scheinbar ungezwungen spielender Kinder, Fotografien von Stripperinnen, Fotomodellen und turtelnden Pärchen: das Schöne und Hässliche, das Sanfte und Grausame sind sich manchmal sehr nah. 
 

Foto Just Loomis: Car Show, Los Angeles, ca. 2006

Just Loomis: Car Show, Los Angeles, ca. 2006
© Just Loomis

 
 
Foto Just Loomis: Mom, Los Angeles, 2003

Just Loomis: Mom, Los Angeles, 2003
© Just Loomis

 
Oft kann man gar nicht genau beschreiben, was das Besondere an ihnen ist. Es mag die Ungeschminktheit dieser Fotografien sein, ihre Direktheit, die zwingt, sie so lange zu betrachten. Loomis ist neugierig – neugieriger als viele Fotografen. Er ist kein experimenteller Fotokünstler, aber einer, der die Schönheit einzufangen weiß. Ein als Spiderman verkleideter Junge tobt durch ein Zimmer. Die Beine eines Mädchens liegen im nassen Gras. Ein Kind schläft im Arm der Mutter. Die Blicke eines jungen Paares treffen sich nicht – sie gehen aneinander vorbei. Zwei mit Stoff verbundene Fäuste. Eine Frau im Fond eines Wagens. Eine Nackte auf einem Laken. Die Schönheit, sie liegt hier ganz und gar im Leben selbst.

(Marc Peschke)
 
 
Ausstellung:
Just Loomis: ‘As we Are‘
09.04. – 21.05.2011

Titel Loomis

Galerie Hiltawsky
Tucholskystraße 41
10117 Berlin

Künstler:
Just Loomis

Buch:
June Newton (Hrsg.)
Just Loomis: As We Are (bei amazon.de)
Texte von Matthias Harder
Deutsch/Englisch. 120 Seiten. Gebunden
Hatje Cantz 2010
ISBN 978-3-7757-2636-8
€ 39,80
 

(thoMas)
 

Nachtrag (12.4.2011): Fehler in Text und Bild korrigiert. Just Loomis lebt in L.A. / Malibu (nicht in New Mexico, wie zunächst geschrieben). Das ursprünglich gezeigte Mädchenfoto ist nicht in der Ausstellung zu sehen (es stammt aus dem Hatje-Cantz-Bildband) und wurde gegen „Clara“ ausgetauscht.