Die Folgen des Erdbebens vom vergangenen Freitag treffen auch die japanische Fotoindustrie. Neben den Hauptverwaltungen im Raum Tokio gilt dies für mehrere Werke im Nordosten Japans, wo die höherwertigen Produkte hergestellt werden:

[Nachtrag 15.3.2011]: Angesichts der sich inzwischen dramatisch zuspitzenden, tragischen Entwicklungen der letzten Tage und Stunden ist Japan offensichtlich nicht mehr allein von einer Naturkatastrophe betroffen, sondern treibt ungesteuert auf eine Atomkatastrophe zu. Soweit die derzeit durchsickernden Informationen es erahnen lassen, entwickelt sich aus dem bislang meist verdrängten „minimalen Restrisiko“ eine ganz real eintretende, noch kaum begreifbare Tragödie. Alle Hoffnungen und Erwartungen hinsichtlich eines Wiederaufbaus brechen sich derzeit an den aktuellen Entwicklungen in den japanischen Kernkraftwerken.

Angesichts dieser Zuspitzung haben wir uns entschlossen, die aktuelle Berichterstattung über die Auswirkungen der Naturkatastrophe auf die japanische Fotoindustrie bis auf weiteres auszusetzen. [Nachtrag Ende]
 

Ein generelles Problem der kommenden Tage und Wochen wird die reduzierte Verfügbarkeit elektrischer Energie sein. Dies resultiert aus der Zerstörung der Leitungsinfrastruktur einerseits und dem Ausfall der Kraftwerkskapazitäten andererseits. Zwar sind die Kraftwerke im Westen Japans vom Erdbeben nicht betroffen. Eine Stromlieferung aus dem Westen in den Nordosten Japans scheint jedoch nicht möglich, da das Land getrennte Netze mit unterschiedlicher Frequenz besitzt. Das Netz von Tokio und dem größten Teil von Ostjapan wird mit 50 Hz betrieben, der Rest mit 60 Hz. Ein Austausch zwischen den Regionen scheint nicht vorgesehen. Der regionale Stromversorger Tokyo Electric Power Company (Tepco) hat für die Region um Tokio täglich drei Stunden Stromabschaltung in einem rotierenden Ablauf angekündigt. Lediglich die Kernstadt Tokio soll davon ausgenommen bleiben.

Ein weiteres Problem für die gesamte japanische Industrie liegt in der starken Vernetzung der Fertigungsabläufe zwischen einer großen Anzahl von Zulieferern und der Endmontage. Aufgrund der zusammengebrochenen Infrastruktur werden die bisherigen Produktionsabläufe kurzfristig nicht wieder aufzubauen sein. Zerstört sind neben Straßen und Bahnlinien für den Transport von Mitarbeitern und Waren auch zahlreiche Telekommunikationsverbindungen. Hier wurde durch das Beben eine große Anzahl Glasfaserkabel gekappt.

Nun zu den Firmen im Einzelnen. Sollten neue Erkenntnisse vorliegen, werden wir hier nachtragen:

Canon
Im Canon-Werk Utsunomiya wurden offensichtlich 15 Mitarbeiter beim Erdbeben verletzt. Zudem gab es wohl geringere Sachschäden. Das 1977 eröffnete Werk Utsunomiya produziert nach Aussage von Canon EF-Objektive, Video-Camcorder-Objektive und Objektive für Fernsehkameras, aber auch Projektionsobjektive. Canon hat die Produktion in insgesamt acht Werken vorläufig (länger als zwei bis drei Tage) ausgesetzt.
 
 
Casio
Von Casio liegen derzeit keine Informationen über aktuelle Schäden oder Produktionsstopps vor.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:00 Uhr]: Casio prüft derzeit die Lage und wenn die Sicherheit gewährleistet sei, werde die Geschäftstätigkeit fortgeführt, so die Japaner. Das Werk Yamagata Casio Co., Ltd. in Higashine in der Präfektur Yamagata, das Digitalkameras, Uhren, Gehäuseschalen und Mobiltelefone produziert, verzeichnet nach derzeitigen Informationen weder Personenschäden bei seinen Beschäftigten, noch Sachschäden. Am Montag den 14. März war der Betrieb stillgelegt, soll jedoch am Dienstag oder später wieder beginnen. Dies wird in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Stromversorgung geschehen. Die Präfektur Yamagata liegt auf der japanischen Hauptinsel Honshu in der Region Tohoku, westlich der Präfektur Miyagi. [Nachtrag Ende]
 
 
Cosina
Bei Cosina scheint die Hauptverwaltung im Großraum Tokio in geringerem Umfang vom Erdbeben betroffen zu sein. Im Werk in Nagano hatte das Erdbeben vom Freitag offensichtlich keine Schäden verursacht. Dies gilt wohl auch für ein zweites Beben am 12.3.2011 um 3:59 Ortszeit (11.3.20011 19:59 MEZ), das eine Stärke von 6,2 oder 6,6 hatte und sein Epizentrum 46 km nord-nordöstlich von Nagano (195 km nordwestlich von Tokio) in 10 km Tiefe hatte. Dieses Beben soll kein Nachbeben des großen Erdbebens vom Freitag gewesen sein. Es scheint jedoch keine Schäden verursacht zu haben. In Nagano sind zahlreiche optische und feinmechanische Firmen wie Olympus, Cosina und Seiko-Epson angesiedelt.
 
 
Epson
Laut Epson Japan sind keine Mitarbeiter zu Schaden gekommen. In einigen Fabriken wurde die Produktion eingestellt; noch ist nicht bekannt, wann sie wieder aufgenommen werden kann.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:00 Uhr]: Epson berichtet von Schäden an einer Fabrik in Sakata und an Fabriken der Seiko-Epson-Gruppe im Gebiet Tohoku. Eine Fabrik in Hachinohe wurde durch den Tsunami etwa 1 Meter hoch überflutet; die Produktion wurde gestoppt. In Yuzawa und Sakata musste die Produktion wegen durch das Erdbeben unterbrochener Stromversorgung gestoppt werden. Die Gebäude und Produktionsanlagen der „Epson Toyocom Corporation Fukushima Plant“ in Minami-Soma (Präfektur Fukushima) wurden offensichtlich schwerer beschädigt.

Im Einzelnen wurden die folgenden Fertigungsstätten von Epson durch das Erdbeben oder den Tsunami beschädigt:

• Epson Atmix Corporation (Hachinohe City, Aomori). Aufgrund des Tsunamis steht das Wasser in der Fabrik 1 m hoch. Wann die Fertigung wieder aufgenommen wird ist noch unbekannt.
• Akita Epson Corporation (Yuzawa, Akita): Aufgrund des durch das Erdbeben verursachten Stromausfalls wurde der Betrieb unterbrochen. Es soll nur geringe Schäden an den Gebäuden geben. Die Produktion soll in Abhängigkeit von der Stromversorgung unverzüglich wieder aufgenommen werden.
• Werk Sakata der Seiko Epson Corporation und Werk Sakata der Tohoku Epson Corporation (Sakata, Yamagata): Der durch das Erdbeben verursachte Stromausfall hat den Betrieb gestoppt. Es gibt keine Gebäudeschäden. Die Kontrolle der Fertigungseinrichtungen ist im Gange. Wann die Produktion wieder aufgenommen wird ist noch offen.
• Epson Toyocom Corporation Werk Fukushima (City Minami Souma, Fukushima): Erdbebenbedingt wurde der Betrieb gestoppt. Es gibt offensichtlich Gebäudeschäden und Schäden an der technischen Einrichtung. Da sich das Werk in nur 16 km Entfernung (Luftlinie) vom Atomkraftwerk Fukushima Nummer 1 befindet und die Region evakuiert wurde, ist der Betrieb zeitweilig eingestellt. Im Augenblick gibt es keine Aussage, wann der Betrieb wieder aufgenommen wird. [Nachtrag Ende]
 
 
Fujifilm
Weist derzeit lediglich darauf hin, dass die Kommunikation mit dem Kundendienst gestört sein könne.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:19 Uhr]: Fujifilms Fabrik in Taiwa-Cho in der Präfektur Miyagi, rund 30 km von Sendai entfernt, ist betroffen. Mitarbeiter kamen nach derzeitigem Wissenstand nicht zu Schaden, aber die Gebäude wurden beschädigt. Vorübergehend musste deshalb die Produktion der FinePix X100 eingestellt werden, weshalb Fujifilm mit Lieferverzögerungen rechnet. Das restliche Fujifilm-Programm bleibe davon unberührt, so die Japaner, da dessen Produktion nicht in dieser Region erfolge. [Nachtrag Ende]
 
 
Hoya / Pentax
Von Hoya / Pentax liegen bislang keine Informationen über Erdbebenschäden vor. Durch die vollständige Verlagerung der Kameratechnik nach Vietnam und auf die Philippinen dürfte die Produktion von Pentax-Kameras und -Objektiven vom Erdbeben nicht direkt betroffen sein. Das Service-Center in Tokio wurde zeitweilig geschlossen, wann es wieder geöffnet wird, will Pentax auf der japanischen Webseite bekanntgeben. Außerdem könnten wegen der Infrastrukturprobleme erhebliche Verzögerungen bei der Auslieferung nicht ausgeschlossen werden.
 
 
Nikon
Vom Erdbeben betroffen sind die Sendai Nikon Corporation in Natori in der Präfektur Miyagi, die Miyagi Nikon Precision Co., Ltd., (Zao-machi, Katta-gun, Miyagi), die Tochigi Nikon Corporation (Otawara, Tochigi), die Tochigi Nikon Precision Co., Ltd. (Otawara, Tochigi). Es gab Schäden an Gebäuden und Maschinen. Es gibt wohl auch mehrere Verletzte unter den Beschäftigten. Die Produktion in den betroffenen Werken ist eingestellt. Wann sie wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit noch offen. Nach Informationen vom vergangenen Sonntag scheint eine Wiederaufnahme des Betriebs in der Fabrik in Sendai, wo u.a. die Nikon D3 produziert wird, in den nächsten 14 Tagen nicht möglich zu sein. Das Werk Sendai liegt in der Nähe des Flughafens von Sendai, scheint jedoch im Gegensatz zu diesem nicht vom Tsunami betroffen zu sein.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:00 Uhr]: Es sei noch angefügt, dass im Werk Sendai u.a. die Spiegelreflexmodelle D3, D3x, D700 und F6 produziert werden. [Nachtrag Ende]
 
 
Olympus
Olympus verfügt über mehrere Werke in der Präfektur Nagano. Das 1981 gegründete Olympus-Werk Tatsuno produziert höherwertigen Zuiko-Objektive und scheint von den Beben nicht direkt betroffen zu sein.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:00 Uhr]: Olympus berichtet lediglich von Verzögerungen, zu denen es bei Service und Reperatur kommen könne. [Nachtrag Ende]
 
 
Panasonic
Bei Panasonic sind wohl vier Werke vom Erdbeben direkt betroffen. Dort gab es offensichtlich mehrere Leichtverletzte und leichte Gebäudeschäden. Betroffen sind die Objektiv-Fabrik der AVC Networks Company in Sendai (Präfektur Miyagi Natori), die Produktionsanlage für Lumix-Digitalkameras in Fukushima (Fukushima), das Werk der Panasonic Electric Works in Koriyama (Koriyama, Präfektur Fukushima), das Audio-Produkte herstellt, sowie das Tokioter Werk der Sanyo Electric (Gunma Oizumi).

[Nachtrag: 14.3.2010; 16:20 Uhr]: Panasonic hat die Arbeit in den betroffenen Werken vorerst eingestellt. Dachteile und Wände auf den Werksgeländen wurden beschädigt, aber es kam weder zu Bränden noch Einstürzen. Anhaltende Nachbeben verhindern das Betreten der Werke Sendai und Fukushima. Panasonic sammelt derzeit Informationen über den Einfluss des Erdbebens und seiner Folgen auf die Infrastruktur vor Ort (Verfügbarkeit von Elektrizität, Gas und Wasser etc.), sowie zu Fragen der Logistik und Materialbeschaffung, und will die Produktion sobald als möglich wieder starten. [Nachtrag Ende]
 
 
Ricoh
Mitarbeiter kamen nicht zu Schaden. Gebäude und Fabrikanlagen wurden vor allem in Tohoku beschädigt. Man gehe davon aus, dass es einige Zeit dauern werde, bis die Produktion wieder aufgenommen werden könne, so Ricoh. Am heutigen Montag blieben alle Fabriken geschlossen. Morgen soll in vier Fabriken wieder nach Plan weitergearbeitet werden, eine weitere bleibt planmäßig geschlossen. Drei Produktionsanlagen in den Präfekturen Iwate bzw. Miyagi sind geschlossen und es wird noch einige Zeit zum Wiederaufbau brauchen.
 
 
Sigma
Sigma beschäftigt in der Produktionsstätte Aizu in Bandai in der Präfektur Fukushima knapp 900 Mitarbeiter. Beim Erdbeben am vergangenen Freitag gab es zwar Schäden an Maschinen und Gebäude, jedoch keine Personenschäden. Man will die Fertigung in der kommenden Woche wieder aufnehmen.
 
 
Sony
Bei Sony scheint die Kameraproduktion nicht direkt betroffen zu sein. Reuters meldete, dass insgesamt sechs Sony-Fabriken in den Präfekturen Fukushima and Miyagi vom Erdbeben, bzw. dem folgenden Tsunami betroffen seien und dort die Produktion eingestellt und das Personal evakuiert wurde. In einem Sony-Werk für chemische Produkte in Tagajyo in der Präfektur Miyagi, das vom Tsunami getroffen wurde, haben 1000 Beschäftige im Obergeschoss Zuflucht gefunden.

[Nachtrag: 14.3.2010; 19:00 Uhr]: Im Sony-Absatz oben haben wir die „Präfekturen“ eingefügt, damit deutlicher wird, worum es sich bei Fukushima and Miyagi handelt.

Wie fotointern meldet, waren rund 1200 Mitarbeiter und weitere 100 Flüchtende im überschwemmten Gebäude in Tagajyo eingeschlossen, sie konnten erst am Sonntag mit Helikoptern gerettet werden.

Sonys Zustandsbericht: Der Betrieb von mehreren Werken an verschiedenen Standorten der Sony Corporation und des Sony Konzerns ist durch das Erdbeben und den Tsunami an der japanischen Pazifikküste (Region Tohoku) in Mitleidenschaft gezogen worden. Sony überwacht den Status aller dieser Standorte kontinuierlich und prüft zugleich die effektivsten Instandsetzungsmaßnahmen. Zudem hat Sony als Reaktion auf die Meldungen über die umfangreichen Stromausfälle den Betrieb an mehreren Standorten freiwillig eingestellt. Soweit bekannt, wurden keiner der Mitarbeiter ernsthaft verletzt, die sich zum Zeitpunkt des Erdbebens und Tsunamis an den betroffenen Standorten aufhielten. Das Unternehmen ist derzeit dabei, die gesamten Auswirkungen abzuschätzen, die das Erdbeben, der Tsunami und die damit zusammenhängenden Stromausfälle auf das Geschäft und die konsolidierten Finanzergebnisse von Sony haben werden.

Zum Zeitpunkt 14. März (JST) 11:00 Uhr ist der Produktionsbetrieb in folgenden betroffenen Werken ausgesetzt:
• Sony Chemical & Information Device Corporation: Werk Tagajyo (Präfektur Miyagi) für Magnetbänder, Blu-ray Discs etc.; Werk Tome, Standorte Nakada / Toyosato (Präfektur Miyagi) für Optische Geräte, IC-Karten etc.
• Sony Shiroishi Semiconductor Inc. (Präfektur Miyagi) für Halbleiter-Laser etc.
• Sony Energy Devices Corporation, Werk Koriyama (Präfektur Fukushima) für Lithium-Ionen-Sekundärbatterien etc.
• Sony Energy Devices Corporation, Werk Motomiya (Präfektur Fukushima) für Lithiumionen-Sekundärbatterien etc.
• Sony Manufacturing Systems Corporation, Werk Kuki (Präfektur Saitama) für Ausrüstung für Oberflächenmontage etc.
• Sony DADC Japan Inc., Anlage Ibaraki (Präfektur Ibaraki) für CDs, DVDs etc.

Neben diesen Fertigungsstätten hat auch das Sony Corporation Sendai Technology Center (Tagajyo, Miyagi) aufgrund von Erdbebenschäden den Betrieb eingestellt. Abgesehen von den oben aufgeführten Produktionsstätten wurden noch einige weitere in geringerem Ausmaß in Mitleidenschaft gezogen. Jedoch gibt es von dort keine Meldungen zu verletzten Mitarbeitern oder Schäden an der Anlage und der Betrieb wird fortgesetzt. Inwieweit Schäden an weiteren Unternehmen des Sony-Konzerns in Japan entstanden sind, wird derzeit untersucht. Darüber hinaus haben die Sony Chemical & Information Devices Corporation, Werk Kanuma (Präfektur Tochigi), die Sony Energy Devices Corporation, Werk Tochigi (Präfektur Tochigi) und das Sony Corporation Atsugi Technology Center (Atsugi, Kanagawa) den Betrieb vorübergehend auf freiwilliger Basis unterbrochen, um angesichts der weitreichenden Stromausfälle zur Erleichterung der Situation beizutragen. [Nachtrag Ende]
 
 
Tamron
Tamron scheint nicht direkt betroffen, will aber wegen der Transportprobleme am 14. und 15. März Verwaltung und Produktion geschlossen halten.
 
 
Tokina
Zu Tokina liegen bislang keine Informationen vor.

(CJ / thoMas)