Foto: Vivian MaierKaum zu glauben: Tausende von Negativen in einer Kiste, ersteigert bei einer Möbelauktion. Die Entdeckung: Fotos der bisher unbekannten amerikanischen Fotografin Vivian Maier, die sich ihren Lebensunterhalt als Kindermädchen verdient hat. Bilder von großer fotografischer Qualität:

Noch bis zum 28. April 2011 zeigt die Hamburger Galerie Hilaneh von Kories unter dem Titel „Twinkle, twinkle, little star“ Fotografien von Vivian Maier. Bilder, die sich in die lange Tradition der Straßenfotografie einreihen, die etwa mit Atgets Paris-Bildern beginnt, die aber dennoch auf unerwartete Weise neu und ungesehen wirken.

Zu sehen sind Menschen auf Straßen und Plätzen, in Cafés, Boutiquen und Restaurants, der ungeschminkte Alltag – allesamt Bilder, die beinahe verloren gegangen wären. Denn der Chicagoer Immobilienmakler John Maloof ersteigerte einen Karton aus dem Bestand eines Lagerhauses während einer Möbelauktion. Inhalt: einige Abzüge, dafür aber über 100.000 Negative, sauber in Hüllen verwahrt, dazu noch 20.000 Farbdiapositive und tausende unentwickelte Filmrollen.

In Deutschland wurden Arbeiten von Vivian Maier noch nie ausgestellt, ihr seit den fünfziger Jahren entstehendes Werk ist eine Neuentdeckung, denn zu Lebzeiten konnte sie keines ihrer Bilder publizieren – ihr fotografisches Werk entstand im Verborgenen. Bis in die Neunziger fotografierte Vivian Maier vor allem ihre Umwelt: die Straßen von Chicago und New York.
 

Foto Vivian Maier: Untitled (Selbstportrait, New York)

Vivian Maier: Untitled (Selbstportrait, New York)
 
 

Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier    Foto: Vivian Maier

 
Das wirklich beeindruckende an diesen mit der Rolleiflex entstandenen Arbeiten ist das Miteinander von Spontaneität und Genauigkeit: Stets sind die Kompositionen perfekt austariert, doch trotzdem ist das Bild selbst eine Mischung aus Zufall und blitzschneller Erfassung des so besonderen Moments.

Es sind nicht nur die einzelnen Passanten, es ist der urbane Alltag als Ganzes, der hier fasziniert. Den Vergleich mit den Legenden der street photography, vor allem mit Helen Levitt oder Diane Arbus braucht die Fotografie von Vivian Maier nicht zu scheuen. Das Werk einer als Kindermädchen arbeitenden Fotografin, die 2009 verstarb – ohne jemals eine Dunkelkammer besessen zu haben.

(Marc Peschke)
 
 
Twinkle, twinkle, little star … Fotografien von Vivian Maier
Bis 28. April 2011
Galerie Hilaneh von Kories
Stresemannstr. 384a im Hof
22761 Hamburg
Dienstag bis Freitag 14 bis 19 Uhr