Foto Robert Polidori, Classroom in Kindergarden #7 „Golden Key“, Pripyat, 2001Robert Polidori gehört zu den ersten Fotografen, die im Jahr 2001, 15 Jahre nach der fatalen Kernschmelze, Zugang zur Sperrzone der ukrainischen Arbeiterstadt Pripjat und zum angrenzenden Kernkraftwerk Tschernobyl, erhalten haben. Polidori erkundete die Orte mit seiner Großformatkamera; seine Arbeiten sind jetzt in der Berliner Galerie Camera Work ausgestellt:

Pressemitteilung von CAMERA WORK:

ROBERT POLIDORI „Pripyat and Chernobyl“

(22. Januar – 12. März 2011 in der Galerie CAMERA WORK
Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 11:00 – 18:00 Uhr)

Fünfzehn Jahre nach der fatalen Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl, näherte sich Robert Polidori im Jahr 2001 mit seiner Großformatkamera nüchtern und distanziert dem Ort des Schreckens. Polidori gehörte zu den ausgewählten Personen, denen sogar Zutritt in den Kontrollraum des explodierten Blocks IV gewährt wurde. Lediglich für fünf Minuten durfte der Photograph den lebensbedrohlichen Raum mit Schutzanzug und Gasmaske betreten. Polidori ermöglicht dem Betrachter einen schauderhaften Blick in einen mittlerweile extraterrestrisch anmutenden Ort an dem eine fatale Kette an menschlichen Fehlentscheidungen zu einer unvergleichbaren Katastrophe geführt hat. Polidoris in der Arbeiterstadt Pripjat entstandenen Photographien zeigen wiederum eindrucksvoll auf, wie fluchtartig die Bewohner ihr Leben hinter sich lassen mussten. Diverse Plünderungen im gefährlichen Sperrgebiet haben mittlerweile das ursprüngliche Bild zerstört, jedoch spürte der Photograph noch Spuren des gesellschaftlichen Lebens auf. Die blutrote noch beschriftete Tafel in einem Klassenzimmer, die unheilvoll über dem Boden verstreuten Gasmasken oder die Überreste eines Operationssaals sind allgegenwärtige Indizien, die den Betrachter erahnen lassen, welche panischen Szenen sich damals abgespielt haben müssen.
 

Foto Robert Polidori, Stairwell in School #5, Pripyat, 2001

© Robert Polidori, Stairwell in School #5, Pripyat, 2001
 
 
Foto Robert Polidori, Maternity Ward, Pripyat, 2001

© Robert Polidori, Maternity Ward, Pripyat, 2001
 
 
Foto Robert Polidori, Unit 4 Control Room, Chernobyl, 2001

© Robert Polidori, Unit 4 Control Room, Chernobyl, 2001

 
Robert Polidori wurde im Jahr 1951 im kanadischen Montreal geboren und lebt derzeit in New York und Paris. Umfangreiche Photoreportagen in Zeitschriften wie The New Yorker – deren Redaktionsphotograph er neben Martin Schoeller ist – Architectural Digest, Geo oder Vanity Fair begründeten Polidoris internationalen Erfolg, der durch Preise wie den Deutschen Fotobuchpreis oder den Alfred-Eisenstaedt-Award offiziell gewürdigt wurde. Internationale Museumsaustellungen wie im METROPOLITAN MUSEUM (New York), im MARTIN-GROPIUS-BAU (Berlin) oder im MUSÉE D’ART CONTEMPORAIN DE MONTRÉAL (Montreal) ergänzen seine zahlreichen Galerienausstellungen. Neben glanzvollen Aufnahmen aus den Palästen der Welt wie Versailles oder dem Kreml dokumentiert Robert Polidori die oftmals verheerenden Auswirkungen des menschlichen Eingriffs in seine Umwelt. Exemplarisch sei, neben seiner eindringlichen Serie zur Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, die Dokumentation zu den Auswirkungen des Hurrikans „Katrina“ im Jahr 2005 genannt. Zahlreiche aufwendige Publikationen zum umfangreichen Werk Polidoris, darunter der unsere Ausstellung begleitende im STEIDL Verlag erschienene Band „Sperrzonen: Pripyat and Chernobyl“, sind in den vergangen Jahren veröffentlicht worden.
 
 
Ausstellung:
Robert Polidori
„Pripyat and Chernobyl“
22. Januar – 12. März 2011

Titelseite Sperrzonen: Pripyat and Chernobyl

Galerie CAMERA WORK
Kantstraße 149
10623 Berlin

Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 11:00 – 18:00 Uhr

Buch:
Robert Polidori
Sperrzonen: Pripyat and Chernobyl (bei amazon.de)
Steidl Verlag
Gebundene Ausgabe, 112 Seiten
ISBN-13: 978-3882439212
60 Euro
 

(thoMas)