Screenshot der Präsentation von Polaroid und Lady GagaDie CES, die Consumer Electronics Show, in Las Vegas ist in vollem Gange, und wir machen uns auf einen Gang durch die Gänge. Wir sind dabei auf Außerirdische und auf Lady Gaga getroffen:

 
 
 
 
 

Foto: Theano Nikitas

 
Außerirdisches

Foto: Theano Nikitas

Am Abend vor der offiziellen Eröffnung der CES besuchte ich die „Digital Experience“, auf der etliche der neuen Produkte schon mal gezeigt wurden. Die Veranstaltung war gut besucht und unter die Journalisten hatten sich auch „Außerirdische“ gemischt, denn unter dem Motto stand die Vorschau.

Die allermeisten angekündigten Digitalkameras zählen zur Kategorie „point-and-shoot“ („Knipskamera“), nur einige wenige ambitionierte Kameras wurden vorgestellt. Eine der interessanteren ist die Olympus EPL-2 mit ihrem Bluetooth-Aufsatz. Damit lassen sich Fotos zwischen der Kamera und Geräten wie einem Blackberry übertragen.

Natürlich waren Canon und Nikon da, daneben Sony, Casio, Samsung, Olympus und GE Digital Cameras. Canon und die anderen präsentierten ihre neuen Digitalkompakten und Camcorder, allein Nikon zeigte nicht Neues, nur die bereits bekannte Kompaktkamera-Reihe und ein paar Objektive. Casios Tryx (aka EX-TR100) mit ihrem ungewöhnlichen Design könnte Foto-Spaß bringen.

Eye-Fi hat die neue Technologie „Direct Mode“ gezeigt, mit der ein Ad-hoc-Netzwerk zwischen Kamera und einem Smartphone oder Tablet-PC aufgebaut werden kann. Für die X2-Eye-Fi-Karten soll dazu ein kostenloses Firmware-Update bereitgestellt werden, auch die App fürs empfangende Gerät soll kostenlos sein. Eye-Fi bietet übrigens auch eine kostenlose iPhone-App an, mit der sich die Fotos aus dem iPhone drahtlos zum PC senden lassen.
 

Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Theano Nikitas

GoPro mit Hero-Allwetterkameras

 
Ich freute mich, GoPro auf der Digital Experience zu finden. Ich mag (und besitze) eine ihrer kleinen wasserdichten Überall-dabei-Videokameras. Zu sehen waren ein paar Modelle, darunter die neue 3D GoPro, die wohl um die 700 US-$ kosten wird.

Foto: Theano Nikitas

Auch Vimeo war vertreten, und feierte die neueste Erweiterung: Nutzer können nun bis zu 5-GB-Videodaten hochladen.

Seagate und Western Digital zeigten neue Festplatten, wobei mich besonders Seagates Flex Drives faszinierten, bei denen man die Schnittstellen wechseln kann (d.h. FireWire 800 oder USB 2.0 für den Mac plus USB 3.0 für die PC-Version).

Foto Trojan

Außer Essen und Trinken, und kostenlosen Werbegeschenken, gab es auch die Massagestühle von Human Touch, in denen man sich für ein paar Minuten entspannen konnte.

Der ungewöhnlichste Aussteller aber war sicherlich Trojan, der neben all seinen „analogen“ Produkten auch elektronische Geräte wie das Tri-Phoria vorführte …

(Anmerkung der Red.: Trojan ist in den USA ein bekannter Kondomhersteller und die Messeleitung sieht in der Aufnahme des Herstellers „digitaler Gesundheitsgeräte“ einen logischen Schritt.)

Genug solch digitaler Erfahrungen. Nach ein paar Stunden Schlaf machte ich mich dann auf in die Messehallen:
 
 
Ganz Irdisches

Am Donnerstagmorgen fuhr ich mit der Monorail zum Convention Center – und mit mir warteten Hunderte auf die Einschienenbahn, was schon mal einen Eindruck vom Besucherandrang auf der CES gab. Die Ausstellung selbst war überbordend, und so wie schon letztes Jahr war 3D allüberall – von den TVs bis zu den Kameras. Die interessante Frage ist, ob die Kunden 3D in Foto und Film tatsächlich annehmen werden.

Sony zeigte eine ganze Reihe 3D-Produkte, darunter Fernseher, Foto- und Videokameras. Einige Geräte benötigen keine Brillen zur 3D-Sicht, aber wir wissen nicht, ob und wann sie auf den Markt kommen werden, Dennoch, interessanter Stoff. (Siehe auch: Sony sieht alles in 3D)
 

Foto: Theano Nikitas

Tryx (aka EX-TR100) von Casio

 
Casios große Neuheit war auch hier die Tryx (aka EX-TR100), deren Rahmen sich stützend ausklappen lässt und die man damit sogar über eine Kante hängen kann. Zielgruppe sind die 18-28-jährigen, und die sollen mit HDR Art – einer Hochkontrastsimulation – und Superzeitlupe überzeugt werden. Mir gefällt das extreme Weitwinkel (21 mm entspr. Kleinbild). Casio zeigte auch den neuen Online-Fotodienst „Imaging Square“, wo Fotos zu „Kunst“ gewandelt werden können. Der kostenlose Dienst soll bald online gehen und auch er spricht eine eher junge Zielgruppe an.

Ich konnte auch schon mit der neuen Pen E-PL2 von Olympus fotografieren und hatte gehofft, dass ich mit dem Bluetooth-Zubehörteil PenPal Fotos direkt an mein Blackberry und dann weiter zu photoscala senden könne. Leider gelang es auch mit Olympus‘ Hilfe nicht, PenPal und Blackberry zu verbinden. Ich weiß nicht, woran das lag, vielleicht braucht das Blackberry ein Bluetooth-Firmwareupdate. Grundsätzlich soll PenPal mit Blackberry-, Android- und Windows-7-Betriebssystem funktionieren. Olympus demonstrierte, wie PenPal und Android nahtlos zusammenarbeiten; der Bildtransfer gelang einfach und schnell. Ich arbeite derweil weiter daran, mein Blackberry zur Zusammenarbeit mit PenPal zu überreden …

Olympus hat auch neue Unterwassergehäuse für die E-PL2 und die XZ1 gezeigt; schwarz mit roten Akzenten. Sie wirken ein wenig wuchtig, eignen sich aber für Tauchtiefen bis 40 Meter. Das Unterwassergehäuse für die E-PL2 (PT-EP03) hat nur einen flachen Port für das Weitwinkelzoom 9-18 mm, was einschränkt; aber Fremdanbieter arbeiten bereits an Modifikationen, die auch andere Objektive zulassen werden.
 

Foto: Theano Nikitas

 
Samsung zeigte alle neuen Kameras, darunter die NX 11, und eine Roadmap zur Objektiventwicklung (siehe auch: Samsung: 15 neue NX-Objektive in Planung).
 

Foto: Theano Nikitas
 
 
Foto: Theano Nikitas

X100 von Fujifilm

 
Auch Fujifilm präsentierte seine neuen Kameras, darunter die FinePix HS20, die ich für die brauchbarste der just vorgestellten halte. Die X100 erregt viel Aufmerksamkeit. Sie ist leichter, als sie scheint, und wirkt für eine Sucherkamera ein wenig groß. Fujifilm investiert offensichtlich viel Zeit und Mühen in diese Kamera. Auf einer speziellen X100-Microsite finden sich immer wieder aktualisierte und erweiterte Informationen.
 

Foto: Theano Nikitas

Staunen bei Panasonic

 
Sehr attraktiv fand ich den Canon-Stand, wo die neuen Kompaktkameras zu sehen waren, aber auch das ganze Pro-Sortiment, sowie eine kleine Galerie großartiger Fotos. Obwohl ich keine ausgesprochene Filmerin bin, fiel mir der neue AVCHD-Camcorder XA10 ins Auge, der klein und leicht ist und professionell wirkt, ohne das entsprechende Preisschild zu tragen: ca. 2000 US-$ soll sie kosten.
 

Foto: Theano Nikitas

Das große Warten auf Lady Gaga …

 
Die möglicherweise größte Aufregung allerdings verursachte der Auftritt von Lady Gaga auf dem Polaroid-Stand, wo sie ein paar neue Produkte ankündigte. Obwohl ich kein Fan von ihr bin (ich kann kein einziges Lied von ihr nennen), redeten mir Freunde zu, doch ein paar Fotos zu machen. Ich war eine Viertelstunde zuvor da, kam aber noch nicht mal annähernd in die Nähe des Standes, so voll war es. Also keine Möglichkeit, Lady Gaga zu fotografieren. Zu allem Überfluss verspätete sich die Dame auch noch um eine gute halbe Stunde und die Produkte, die sie in knapp 10 Minuten präsentierte – Kamerabrille, ein tragbarer Drucker und eine Kamera – sind nach meiner Einschätzung nichts Besonderes. (Letztes Jahr war ich übrigens erfolgreicher mit meinen Lady-Gaga-Fotos: CES 2010: Finaler Rundumschlag.)

Damit verabschiede ich mich für heute und übergebe zur Polaroid-Berichterstattung an meinen Kollegen Christoph Jehle, der sich für photoscala die Nacht um die Ohren geschlagen hat, um Polaroids Live-Pressekonferenz von Deutschland aus zu verfolgen:

Seit Tagen angekündigt, sollten am 6. Januar 2011 um 3:30 Uhr Ortszeit (PST) die neuen Produkte, die der vor einem Jahr verkündeten Zusammenarbeit mit Lady Gaga entsprungen sind, auf dem Polaroid-Stand in Las Vegas vorgestellt werden. Mit Warteschleifenmusik 45 Minuten hingehalten, bekam man Lady Gaga und die Produkte dann doch noch zu sehen.
 

Screenshot der Präsentation von Polaroid und Lady Gaga
 
 
Screenshot der Präsentation von Polaroid und Lady Gaga

Screenshots aus der Live-Übertragung

 
An einer Schaufensterpuppe, unbekleidet, aber mit züchtig abgeklebten „Stellen“, wurde das erste Produkt präsentiert: Die GL20, eine Sonnenbrille mit eingebauter Videokamera (GL steht für „Grey Label“). Für Polaroid eine Weltneuheit, für den Rest der Welt eher ein Déjà vu und in Deutschland aus rechtlichen Gründen wohl nicht verfügbar.

Beim zweiten Produkt, das unter dem Namen GL10 läuft, handelt es sich um einen Drucker für Zink-Papier im Format 3×4 Zoll (7×10 cm): es ist im Grunde eine in Grau gehaltene Version des bislang über Pandigital verkauften Zink-Druckers, dem größeren Bruder des Polaroid PoGo. Die Datenübertragung erfolgt per Bluetooth vom Smartphone aus (das iPhone ist laut Lady Gaga nicht kompatibel), oder via USB-Kabel von Pictbridge-fähigen Digitalkameras. Der Preis für den ab Mai 2011 verfügbaren Drucker soll 149,99 US-$ betragen.
 

Screenshot der Präsentation von Polaroid und Lady Gaga
 
 
Screenshot der Präsentation von Polaroid und Lady Gaga

Mit Lady Gaga und mit viel Bohei will Polaroid alte Erfolge für neue Verkäufe nutzen

 
So wie die Polaroid Two im Kleinformat (5×7,5 cm) ist auch die graue GL30 eine digitale Kamera mit eingebautem Drucker. Hier soll im größeren Format 7,5×10 cm die Sofortbild-Tradition von Polaroid wiederaufleben. Reminiszenz an alte Zeiten ist die Möglichkeit, die Bilder mit einem SX-70-artigen weißen Rand auszudrucken.

Fazit: Auch wenn Lady Gaga sich während der Präsentation in wiederholten Superlativen erging: die Innovation besteht in erster Linie im grauen Design der neuen Geräte.

(Theano Nikitas / CJ) 
 

Foto: Theano Nikitas