Fotogramm: Jahrgangsstufe 8 des Gymnasiums OberurselJust wurde auf der photokina in Köln der Deutsche Jugendfotopreis 2010 vergeben – wir zeigen „Fotografie als Sprache und Lebensgefühl“, präsentieren faszinierende Arbeiten und nennen die Preisträger:

Information vom Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) zum Deutschen Jugendfotopreis:

Themen und Trends der jungen Fotoszene

Remscheid, August 2010. Vom kindlichen Forscherdrang bis zur konzeptionell durchgestalteten Reportage – der Deutsche Jugendfotopreis zeigt Trends und Entwicklungen und bietet ein umfassendes Panorama junger Fotografie. Die Arbeiten sind vom 21. bis 26. September 2010 auf der photokina in Köln in Halle 5.1 zu sehen. Hier findet am Sonntag, dem 26. September, 12.00 Uhr, auch die Preisverleihung statt. Auf die über 50 Gewinner warten Preise im Gesamtwert von 14.000 Euro.

Mit 36.000 Bildern verzeichnete der diesjährige Deutsche Jugendfotopreis eine neue Rekordbeteiligung. Im allgemeinen Wettbewerb konnten die Themen frei gewählt werden. Daneben gab es das Sonderthema „Wunderland“ sowie Foren für Imaging, Schulprojekte und Reportagefotografie. Der Wettbewerb wird vom Bundesjugendministerium seit 1961 gefördert und vom Jugendministerium des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Koelnmesse und dem Photoindustrie-Verband unterstützt. Zu den Partnern zählen die Deutsche Gesellschaft für Photographie, Jugendpresse Deutschland und schülerVZ.
 

Foto Foto Leonie Schnetz

Foto: Leonie Schnetz,9, Langensendelbach. Aus ihrer Serie zum Sonderthema „Wunderland“

 
Fotografie als Sprache und Lebensgefühl

Was bewegt die junge Fotoszene? Wie setzen sich Kinder und Jugendliche mit ihrem Alltag, der gesellschaftlichen Realität und deren medialer Vermittlung auseinander? Wie sehen sie sich selbst? Wer sind ihre Vorbilder? Welchen visuellen Trends folgen sie? – Fragen, die die Einsendungen zum Deutschen Jugendfotopreis anschaulich beantworten, und das besonders zahlreich. „Mit der Digitaltechnik und ihren kreativen Möglichkeiten erfährt die Fotografie derzeit einen regelrechten Boom. Immer mehr Kinder und Jugendliche drücken ihre Gedanken und Gefühle in Bildern aus und verbinden mit dem Bilder-Machen ein intensives Lebensgefühl“, so Jan Schmolling, Leiter des Deutschen Jugendfotopreises.

Mit der Kamera die Welt erforschen

Schon Kinder im Vorschulalter nutzen die Fotografie als Ausdrucksmittel – meist unter elterlicher oder pädagogischer Anleitung. Kreativ und mit unbefangener Neugierde erforschen sie Welt. Wie die Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Nützenberg aus Wuppertal, die das Wunderland Wald erkunden, fotografieren die Jüngsten oft impulsiv aus der Bewegung heraus: Tiere, Natur, Technik, aber auch Strukturen und Oberflächen – so auch die Compfotokids, die das Lichtspiel und die Reflexionen auf Seifenblasen im Schlamm festgehalten haben. Spielerisch entdecken Kinder die Möglichkeiten des Mediums. Sie nutzen die Kamera als Lupe, malen mit Licht und entdecken die Ausschnitthaftigkeit der Fotografie. Frei vom Hemmnis tradierter Muster nehmen sie gerne ungewöhnliche Perspektiven ein. Friedrich Aleister Becker gelang so eine tolle Momentaufnahme: Vom Fenster aus fotografierte er eine winterliche Stadtlandschaft. Im Vordergrund überstrahlen die Blätter eines angeblitzten roten Weihnachtssterns die blasse Straßenszene.

 

Foto der Fotogruppe Lichtgraffiti

Arbeit der Fotogruppe „Lichtgraffiti“ (14jährige) aus der Serie „Das Ding aus einer anderen Welt“

 
Die Entdeckung der Ästhetik und die Erkundung des Ich

Die Jugendlichen entdecken ihren Sinn für Ästhetik und entwickeln einen geschulten Blick. Sie halten nicht mehr fest, was ihnen spontan interessant erscheint, sondern fotografieren, um ein ästhetisches Bild zu schaffen – so wie Sarah Miller mit ihrem angeschnittenen Porträt mit dem Titel „Jacob“. Oder auch Nina Krupadziorows Foto „Mitten im Leben“ aus dem Alltag einer Clique. Die 15-Jährige hat ihr Motiv mit einem durchdachten Bildaufbau im lässigen Retro-Look festgehalten. Doch nicht nur die Inszenierung des Freundeskreises, auch das eigene Ich ist für die Jugendlichen ein wichtiges Thema. Wie sie die Kamera als Spiegel und Mittel zur Selbsterkundung nutzen, verdeutlicht das Triptychon von Sandra Müller, das ein Selbstporträt mit zeitsymbolischen Elementen verbindet.

Die Welt im Blick

Selbstinszenierung bleibt auch bei Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein ein zentrales Thema, doch der Blick weitet sich: Freunde und Partner rücken vermehrt in den Fokus – so auch in Artur Neufelds Party-Serie. Die Beschäftigung mit dem eigenen Ich weicht einer zunehmend kritischen Auseinandersetzung mit Kultur und Gesellschaft – zum Beispiel in Janek Stroischs Serie über die Tristesse und Uniformität der Vorstädte. Junge Menschen reisen viel, nehmen an Austauschprogrammen teil, befassen sich intensiv mit Medien und Kunst, erkunden fremde Kulturen, Subkulturen und Szenen. Landschaft, Architektur und Porträt sind die beliebtesten Genres; dabei hat die ästhetische Umsetzung nach wie vor Priorität. Dies dokumentieren die Bilder von Aurel Dahlgrün, der den rasanten Wandel und die Gegensätze von Reichtum und Armut im Fine Art-Stil umgesetzt hat. Auch technisch erweitert diese Altersgruppe ihr Repertoire. Sie testet die Möglichkeiten von Fotografie und Imaging aus, bleibt aber traditionellen visuellen Vorbildern und Bildsprachen verhaftet.

 

Foto Margo Schuster

Foto: Margo Schuster, 14, Darmstadt. „Du & Ich, wir sind perfekte Individualisten“

 
Fotografie als Kunstform

Viele der jungen Erwachsenen, die am Deutschen Jugendfotopreis teilnehmen, absolvieren eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Fotografie und Design. Sie können offensichtlich auf eine professionelle Ausrüstung zurückgreifen und verfügen über fundierte fototheoretische und -historische Kenntnisse, die sie in ihren Arbeiten bewusst reflektieren. So spielt Jennifer Schäfer mit der Erwartungshaltung des Betrachters: Sie inszeniert den Verfall des britischen Seebads Brighton in der Ästhetik des 19. Jahrhunderts und verweist damit auf den Glanz vergangener Zeiten. Von intensiver Auseinandersetzung mit dem Medium zeugen auch der souveräne Umgang mit Bildgestaltung, Licht und Bearbeitungstechniken – bis hin zur Entwicklung neuer Umsetzungsmöglichkeiten und Stilmittel. Dies zeigt sich etwa in Valentina Galatas bizarren Stillleben: Eine Orange mutiert zum Propeller, der das Obststück halbiert – eine handwerklich perfekt umgesetzte Symbiose von Natur und Technik. Thematisch weichen die ästhetischen Landschafts- und Architekturfotos konzeptionell durchdachten Serien und Reportagen, die sich vielfach mit sozialen Fragestellungen auseinandersetzen, wie etwa Shantala Fels in ihrer Arbeit über den Alltag in einem Bordell.

 
 
Preisträger Deutscher Jugendfotopreis 2010

Preise des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Preisträger der Altersgruppe A (bis 10 Jahre)
 

Foto casa nostra   Foto casa nostra
 
 
Foto casa nostra   Foto casa nostra

Fotos: casa nostra

 
1. Preis: 500 Euro
casa nostra – Zentrum für Jugendkultur; Alter: ca. 10 Jahre
Projekt Ensinger Straße
71034 Böblingen

Jurybegründung: Ensinger Straße? Nie gehört! Dann wird es Zeit, sich von 17 jungen Böblingern in ihr Viertel entführen zu lassen. Was passiert dort hinter den geschlossenen Fenstern? Was vor ihnen? In ihrer Fotoserie zeigen die Kinder der Ensinger Straße, wie sie gemeinsam leben. Doch statt ihrer privaten Wohnwelten zeigen sie, in ganz unterschiedlichen Perspektiven, die öffentliche Außenwelt der Siedlung. Neben menschenleeren Hinterhofszenarien gibt es actiongeladene Bilder, auf denen die Gruppe den unwirtlichen Stadtgarten in ein Spielparadies zu verwandeln versucht. Die reduzierte Farbgebung passt dabei ausgezeichnet zu der Stille der Winterwelt. Mit vielen Ideen, einem offenen Blick und einem ganz eigenen Stil wird hier der Stadtraum erkundet. Die Serie überzeugt durch die direkte Lebensnähe, das gelungene Konzept und die fotografische Umsetzung.
 

Foto Friedrich Aleister Becker

Foto: Friedrich Aleister Becker

 
2. Preis: 300 Euro: Friedrich Aleister Becker; Alter: 6 Jahre; 10435 Berlin

Jurybegründung:
Die Bäume mit Schnee bedeckt. Die Autos mit Schnee bedeckt. Die Bürgersteige mit Schnee bedeckt. Brrrrr! Eine kalte Stadtlandschaft vor der Haustür und zwei Möglichkeiten: sich dick vermummt in die Schneeballschlacht stürzen oder die Nähe zur Heizung suchen. Friedrich Aleister Becker entscheidet sich für die Variante Fensterplatz plus Fotoapparat. Ihm gelingt dadurch eine fantastische Momentaufnahme. Das Pflanzenblatt und der leuchtend rote Weihnachtsstern auf der Fensterbank überstrahlen die blasse Straßenszene. Das angeblitzte Blatt durchschneidet das gesamte Bild. Es lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf seine Struktur und zahlreichen Farbnuancen. Das Foto fasziniert durch seine besondere Farbgebung und die interessante Perspektive. Wunderbar!
 

Foto Lilian Feser   Foto Lilian Feser

Fotos: Lilian Feser

 
3. Preis: 200 Euro; Lilian Feser; Alter: 8 Jahre; 10435 Berlin

Jurybegründung: Einen ungewöhnlichen Bezug zur Fotografie stellt Lilian Feser in ihrer Serie dar. Der Betrachter folgt regelrecht Lilians Blick durch die Blende, die sich mal weit öffnet, mal geheimnisvoll verschließt und dabei Rätselhaftes vor der Linse erscheinen lässt. Ein Reh? Und einen Mond? Oder doch eher einen Strand? Dann: Wechsel der Blickrichtung und man sieht ein suchendes Auge. Durch diesen experimentierfreudigen Umgang mit der Kamera erzeugt Lilian Feser eine ganz besondere Wirkung, die den Betrachter schlichtweg verzaubert.

Förderpreise: Altersgruppe A (bis 10 Jahre); je 150 Euro
Carl Wahl; Alter: 3 Jahre; 34599 Neuental
Friedrich Aleister Becker; Alter: 6 Jahre; 10435 Berlin
Medienwerkstatt im KiKo; Alter: ca. 9 Jahre; Kindertreff Kostheim e.V., compfotokids im KiKo; 55246 Mainz-Kostheim
 
 
Preisträger der Altersgruppe B (11  – 15 Jahre)
 

Foto Aaron Schwerdtfeger

Foto: Aaron Schwerdtfeger. Aus der Serie „Klasse Fotos“

 
1. Preis: 500 Euro; Aaron Schwerdtfeger; Alter: 11 Jahre; 04105 Leipzig

Jurybegründung: Herkömmliche Klassenfotos sind irgendwie… langweilig. Dachte sich wohl auch Aaron Schwerdtfeger, als er zum Ende der Grundschulzeit seine Klasse fotografieren wollte. Sein originelles Klassenporträt erscheint in Buchform; jedem seiner Mitschüler ist eine Doppelseite gewidmet. In dem Fotobuch „Klasse Orte“ stellt Aaron nicht nur ihre jeweiligen Lieblingsorte vor, sondern lässt die Porträtierten selbst zu Wort kommen. So gelingt ihm ein ganz persönliches Porträt seiner Klassenkameraden. Nicht im schulischen Umfeld, sondern an privaten, selbst gewählten Orten. Die Idee, das Konzept und vor allem die konsequente fotografische Umsetzung zeichnen diese Arbeit aus. Ein durch und durch gelungenes Fotoprojekt, mit dem Aaron Schwerdtfeger zeigt, wie interessant „Klassenfotos“ sein können.
 

Foto Nina Krupadziorow

Foto: Nina Krupadziorow

 
2. Preis: 300 Euro; Nina Krupadziorow; Alter: 15 Jahre; 58455 Witten

Jurybegründung: „Mitten im Leben“ betitelt Nina Krupadziorow ihr Bild und führt uns direkt in eine Szene aus der Alltagswelt einer Clique: Zwei Jungs essen im Sitzen auf einer Halfpipe, ein junges Pärchen knutscht liegend auf einer Schaumstoffmatratze, ein weiterer Jugendlicher lehnt locker-lässig an der Pipe und blickt durch seine Sonnenbrille Richtung Kamera. Eine Welt, in die ein Fremder nicht eintreten, die er nur von außen betrachten kann. Die Jugendlichen haben ihren intimen Platz im öffentlichen Raum eingerichtet. Dem Spielplatz entwachsen, in der Arbeitswelt der Erwachsenen noch nicht angekommen, so haben sie ihren Ort zum Abhängen gefunden. Ein Stück Jugendkultur, festgehalten im Retro-Look eine aufschlussreiche Szene, die Geschichten erzählt. Ein toller Bildaufbau und ein hervorragendes Gespür für Farbgebung.
 

Foto Sandra Müller

Foto: Sandra Müller

 
3. Preis: 200 Euro; Sandra Müller; Alter: 15 Jahre; 91227 Leinburg

Jurybegründung: „Time runs“ hat Sandra Müller ihr Werk genannt. Doch die Motive suggerieren das genaue Gegenteil. Sie strahlen Ruhe aus, verbreiten eine melancholische Stimmung. In einem dreigeteilten Bild präsentiert uns Sandra Müller ihren Blick auf die Zeit: Vierblättrige Kleeblätter für die Glücksmomente das klassische Zeitsymbol in Form einer Uhr das Porträt eines Mädchens. Dieses hat die Augen verschlossen und wirkt in sich gekehrt. Es widersetzt sich dem Lauf der Zeit, entschleunigt. Einzig der nicht-stillstehende Uhrzeiger durchbricht die zeitlose Stille. Das gesamte Bild scheint die heutige Maxime von „höher-schneller-weiter“ drosseln zu wollen und wirft dabei viele Fragen und Rätsel auf. Sandra Müller untermalt diese mysteriöse Stimmung durch eine bestechende Grüntönung. Eine sehr überraschende Arbeit, die nie langweilig wird und immer wieder zum Nachdenken anregt. Ein großes Thema, das spannend umgesetzt wurde.

Förderpreise: Altersgruppe B (11  – 15 Jahre); je 150 Euro
Adrian Bajrami; Alter: 13 Jahre; 38302 Wolfenbüttel
Gundi Woll; Alter: 15 Jahre; 71642 Ludwigsburg
Johanna Hoffmann; Alter: 14 Jahre; 04932 Röderland / OT Saathain
Sarah Miller; Alter: 14 Jahre; 14476 Potsdam-Golm
Winona Pawelzik; Alter: 14 Jahre; 21394 Kirchgellersen
 
 
Preisträger der Altersgruppe C (16 – 20 Jahre)

 

Foto
 
 
Foto Artur Neufeld
 
 
Foto

Fotos: Artur Neufeld. Aus der Serie „The wasted youth“

 
1. Preis: 500 Euro; Artur Neufeld; Alter: 19 Jahre; 34513 Waldeck

Jurybegründung: Da wird geraucht, da wird getrunken, da wird getanzt, kurzum: ausgelassen gefeiert. Artur Neufeld katapultiert uns in seiner Serie „The wasted youth“ mitten in die Partykultur der Jugend. Von den Jugendlichen selbst ist auf den Bildern jedoch wenig zu sehen – sie treten nicht als Individuen auf, sondern als Stellvertreter einer Jugend. Dabei lebt die Serie gerade von Artur Neufelds Fototechnik, die in ihrer „Wegwerfkamera-Ästhetik“ eben nicht das Technische in den Vordergrund rückt; vielmehr gelingt ein ungeschönter Blick auf Jugendkulturen und Generationenkonflikte. Und dies innerhalb eines sehr gut ausgearbeiteten Langzeitprojekts, dessen Ergebnis durch seine Direktheit besticht. Die Bilder sind echt, spontan, unmittelbar. Ein tiefgehendes Thema, umgesetzt mit unkonventionellen Mitteln.
 

Foto Jana Stolzer

Foto: Jana Stolzer. Aus der „Amerika“

 
2. Preis: 300 Euro; Jana Stolzer; Alter: 20 Jahre; 76131 Karlsruhe

Jurybegründung: Ein abgesperrter Parkplatz mit Wohnwagen. Eine zerschundene Matratze im Gebüsch. Ein geschlossener Getränkemarkt im Nirgendwo. An einem nasskalten Wintertag. Menschenleer und grau. Nüchtern. Jana Stolzer sucht nicht das Spektakuläre, nicht das Außergewöhnliche. Und dennoch ist ihre Serie selbst außergewöhnlich. Sie zeigt Orte, deren Verlassenheit und Kälte beim Betrachter fast Berührungsängste auslösen. Orte, die dennoch gerade in ihrer Abgeschiedenheit anziehen. Der Beobachter steht dieser trostlosen Gegend gegenüber, ist von ihr getrennt und doch Teil von ihr. Jana Stolzer hat diese Unorte nicht nur inhaltlich, sondern auch formal sehr passend dargestellt. Ihre Fotos bilden eine stringente und gut kombinierte Serie. Ihr genauer Blick, der ihr Thema fotografisch auf den Punkt bringt, verdient Anerkennung.
 

Foto Vanilla Burkhardt

Foto: Vanilla Burkhardt

 
3. Preis: 200 Euro; Vanilla Burkhardt; Alter: 20 Jahre; 74613 Öhringen

Jurybegründung: „The world through my eyes“ schreibt Vanilla Burkhardt unter ihr Bild. Zu sehen ist ihr Blick durch die Frontscheibe eines Busses. Die Scheibe ist von Regentropfen bedeckt, die die Sicht auf den abendlichen Straßenverkehr verzerren. Auf eigentümliche Art und Weise bestimmen sie die Schärfe- und Unschärfegrade des Motivs. Sie fangen die Lichter der Stadt ein, lassen sie zu großen und bunten Punkten auf der Frontscheibe verschmelzen. Die Lichter spiegeln sich auch auf dem nassen Asphalt und bewirken in ihrer Vielfalt eine tolle, warme Farbigkeit in dieser Mischlichtsituation. In dem stimmungsvollen Bild von Vanilla Burkhardt gibt es viel zu entdecken, gerade weil es vieles verbirgt. Ein Bild, das verzaubert.

Förderpreise: Altersgruppe C (16 – 20 Jahre); je 150 Euro
Aurel Dahlgrün; Alter: 20 Jahre; 14471 Potsdam
Christin Rochlitzer; Alter: 19 Jahre; 10179 Berlin
Janek Stroisch; Alter: 18 Jahre; 74821 Mosbach
Lea Glaser; Alter: 19 Jahre; 72072 Tübingen
Max Eicke; Alter: 20 Jahre; 72074 Tübingen
Moritz Wahl; Alter: 20 Jahre; 73547 Lorch
 
 
Preisträger der Altersgruppe D (21 – 25 Jahre)
 

Foto Andreas Hopfgarten

Foto: Andreas Hopfgarten. Aus der Serie „Berlin 2007. 1834 Strafverfahren gegen Polizisten. 3 Verurteilungen.“

 
1. Preis: 500 Euro; Andreas Hopfgarten; Alter: 23 Jahre; 21107 Hamburg

Jurybegründung: „Berlin 2007. 1834 Strafverfahren gegen Polizisten. 3 Verurteilungen.“ – so der Bilduntertitel. „Die Welt gehört uns!“ schreit das Graffiti von der Wand. Die Bilder: körnig, schwarzweiß und von harten Hell-Dunkel-Kontrasten gekennzeichnet. Überbelichtungen – im Eifer des Gefechts entstanden? Der Fotograf Andreas Hopfgarten befindet sich mitten in einer Protestaktion in Berlin, in einer Auseinandersetzung zwischen der Polizei und jungen Punkern. Seine Bilder beschönigen nichts, sie sind schroff, rau und voller Energie. Es brodelt. Und dieser Zustand überträgt sich auf den Betrachter. Diese kritische Serie überzeugt gerade durch ihre Grobheit – im Formalen wie in der Nähe zum explosiven Geschehen. Andreas Hopfgarten hat für seine Dokumentation dieses Ausnahmezustands eine eigene Bildsprache gefunden und ein kompliziertes Thema herausragend umgesetzt.
 

Foto Julia Sonntag   Foto Julia Sonntag

Fotos: Julia Sonntag; aus der Serie „Tausendschön“

 
2. Preis: 300 Euro; Julia Sonntag; Alter: 25 Jahre; 10249 Berlin

Jurybegründung: Mohn, Rainfarn, Madonnenlilie, Fingerhut und die Knospe einer Kastanie. Das sind die fünf Objekte, denen sich Julia Sonntag in ihrer Serie widmet. Ihre Pflanzenporträts bestehen jeweils aus einem Stängel und der entsprechenden Blüte, abgebildet in Seitenansicht, vor einer individuell gemusterten Wand. Rigoros und stringent, einheitlich und konsequent. Doch betreibt Julia Sonntag keine Strukturanalyse à la Blossfeldt. Ihre Pflanzen liegen nicht auf dem Seziertisch, im Gegenteil: sie erscheinen lebendig, weich und unberührt. Der Fotografin gelingt es, in sanften Pastelltönen und äußerst liebevoll, fotografische Gemälde dieser zarten Wesen anzufertigen. Gedanken an Kitsch entstehen beim Betrachter nicht. Stattdessen: Sinnlichkeit und Ruhe. Damit schafft Julia Sonntag die beste Voraussetzung für stundenlanges Anschauen und Verweilen. Fantastisch!
 

Foto Mario Wezel

Foto: Mario Wezel. Aus der Serie „Ein Sommer auf der Alm“

 
3. Preis: 200 Euro; Mario Wezel; Alter: 22 Jahre; 30451 Hannover

Jurybegründung: Tagesablauf auf der Rifair-Alm in Südtirol: Morgens die Kühe melken und auf die Wiese treiben, mittags eine Pause in der Küche, nachmittags Käseproduktion und abends „Kräftemessen in der Schlafstube“. So beschreibt Mario Wezel den Alltag von drei Jugendlichen, die in ihren Sommerferien nicht dem „Sonne-Strand-und-Meer-Motto“ folgen, sondern sich als Ferienarbeiter für die Abgeschlossenheit der Alm entschieden haben. Mario Wezel begleitet die Jungen, er ist stiller Beobachter des Geschehens. Er fängt tolle Szenen ein, die eine lebendige Geschichte erzählen. Durch seine Art zu fotografieren gelingt es ihm, selbst das Gewöhnliche unglaublich interessant zu machen. Ein schlichtes Thema, das handwerklich super umgesetzt wurde.

Förderpreise: Altersgruppe D (21 – 25 Jahre); je 150 Euro
Anna Meyer; Alter: 24 Jahre; 65201 Wiesbaden
Starfighter – A. Dlugos / M. Kaufmann; Alter: 25 Jahre; 44135 Dortmund
Ansgar Dlugos; Alter: 25 Jahre; 44135 Dortmund
Shantala Fels; Alter: 24 Jahre; 38300 Wolfenbüttel
 
 

Foto Robin Hinsch   Foto Robin Hinsch

Fotos: Robin Hinsch. Aus der Serie „Strasbourg“

Reportagepreis: 500 Euro; Robin Hinsch; Alter: 23 Jahre; 21376 Garlstorf

Jurybegründung: Ein brennendes Hotel. Rauchschwaden. Ein Steinwerfer. – Auch eine Welt, die im Chaos versinkt, braucht ihren Chronisten an der Kamera. Diesen Part hat Robin Hinsch beim Straßburger Nato-Gipfel übernommen. Allerdings geht er nicht klassisch journalistisch vor. Mit seinen artifiziellen Zugaben erweitert Robin Hinsch das klassische Reportagegenre. Besonders ausdrucksstark sind die Porträts: Der Fotograf hat sich Zeit genommen, Menschen aus dem Strom der Ereignisse herauszuziehen und sie in aller Ruhe zu porträtieren. Seine Serie folgt keiner narrativen Erzählstruktur, vielmehr taktet sie den Blick des Betrachters. Die Bilder sind formal durchdacht und in der gleichen Farbigkeit gestaltet; sie überzeugen in ihrer herausragenden fotografischen Qualität. Eine sehr einprägsame Reportage, die Lust auf mehr künstlerische Dokumentationen macht.
 
 
Sonderthema „Wunderland“
 

Foto Maria Jungmann

Foto: Maria Jungmann

 
1. Preis: 500 Euro; Maria Jungmann; Alter: 10 Jahre; 10243 Berlin

Jurybegründung: Willkommen im Wunderland! Im Land der Kobolde, Wichte und Nixen, im Reich der Einhörner, Phönixe und Greife. Und der weißen Elfe. Was? Sie kennen die weiße Elfe nicht? Dann besuchen Sie einmal die 10-jährige Maria Jungmann, die ist ihr nämlich begegnet. Mehr noch: Ihr ist mit einfachen Mitteln ein außergewöhnliches Bild dieser leuchtend weißen Lichtgestalt gelungen. Maria hat ihr Spielzeugpferd samt Reiterin fotografiert, aus allernächster Nähe und dabei voll angeblitzt. Mit dem Ergebnis, dass das Pferd in seiner Konturlosigkeit traumartig erscheint, fast unwirklich. Der fotografierte Gegenstand ist alltäglich – das Wunder liegt in seiner Verwandlung. Das Pferd ist nicht mehr einfach nur ein Pferd und seine Reiterin ist nicht mehr einfach nur eine Spielzeugfigur – sie ist eine weiße Elfe. Mit einfachen Mitteln gelingt es Maria Jungmann, uns regelrecht zu verzaubern und unsere Fantasie anzuregen. Einfach fabelhaft!
 

Foto Jennifer Schäfer

Foto: Jennifer Schäfer. Aus der Serie „bright on“

 
2. Preis: 300 Euro; Jennifer Schäfer; Alter: 24 Jahre; 20357 Hamburg

Jurybegründung: Brighton im 19. Jahrhundert: Die Menschen strömen ins mondäne Seebad. Stadtflucht. Erholung. Vergnügungssucht. Leben. – Brighton im 21. Jahrhundert: Leere und Zerfall. Jennifer Schäfer spielt in ihrer Serie mit den Zeiten: Sie zeigt das Seebad von heute in der fotografischen Ästhetik von damals. Einzig ein Karussell scheint noch intakt und verweist auf den Glanz vergangener Zeiten. In bester Holga-Ästhetik muten ihre Bilder nostalgisch an: Sie sind unscharf, unbunt, flau, verblichen. Ein echtes Wagnis in der heutigen High-tech-Fotowelt. Das Ergebnis ist eine lyrische Stimmung, die fesselt. Grandios!
 

Foto Anja Plonka

Foto: Anja Plonka. Aus der Serie „RaumZeitRaum“

 
3. Preis: 200 Euro; Anja Plonka; Alter: 24 Jahre; 44135 Dortmund

Jurybegründung: Was kreucht und fleucht denn da? Anja Plonka entführt uns in die wundersame Welt der Flora und Fauna. Doch zeigt sie uns nicht deren tierischen Bewohner, im Gegenteil: Ihre Bilder sind aus der Käfer-Perspektive aufgenommen. Ganz klar: Zu sehen sind Pflanzen und eine Frau. Und dann ist wieder gar nichts klar, ist nichts zu sehen, denn die Fotografin geht ganz nah dran. Sie provoziert Unschärfen, verschleiert den Blick auf die Natur. Und arbeitet mit der Farbigkeit. Die Serie ist leuchtend und bunt, doch ist jedes Bild nur einer einzigen Farbe gewidmet: Ein grünes Grasbild, ein lila Lavendelbild, ein rosa Rhododendronbild. Anja Plonka verzaubert das Gewöhnliche. Sie spielt herrlich mit Farben und Perspektiven und schafft eine Traumwelt, in der sie dem Betrachter Raum für eigene Fantasien gibt.

Förderpreise: „Wunderland“; je 150 Euro
Cedric Vilim; Alter: 23 Jahre; 12109 Berlin
Erik Seth; Alter: 23 Jahre; 38518 Gifhorn
Jule Steinberg; Alter: 14 Jahre; 28205 Bremen
Fotogruppe Lichtgraffiti; Alter: ca. 14 Jahre; 41464 Neuss
Leonie Schnetz; Alter: 9 Jahre; 91094 Langensendelbach
Mirjam Fauser; Alter: 20 Jahre; 94330 Oberpiebing
 
 
Preise des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

„Next Level 10“: Digitale Bilderfindungen
 

Fotocollage Miriam Hüning

Fotocollage: Miriam Hüning

 
1. Preis 500 Euro; Miriam Hüning; Alter: 20 Jahre; 46244 Bottrop

Jurybegründung: Uuuund: Action! Da brummt der Hubschrauber, kreisen die Scheinwerfer, rollt die Limousine. Hollywood? Nein, Feldhausen! Schnitt. Yellow cabs stauen sich im Schatten der Wolkenkratzer, umgeben von Broadway-Werbung und Leuchtreklame. Times Square? Mitnichten! Feldhausen! In ihrer Serie „Dreaming in higher dimensions“ lässt Miriam Hüning ihren Heimatort Feldhausen Teil des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten werden. In charmanter Collagetechnik verwandelt die junge Bilderfinderin unscheinbare Nebenstraßen und Reihenhäuser in eine glänzende Metropole wie New York, versetzt sie nach Hollywood, gestaltet sie zur Route 66 um. Gerade dadurch, dass ihre digitale Collage so handgemacht wirkt, gewinnt die Serie an Ironie und Humor, ohne naiv zu erscheinen. Miriam Hüning schafft mit beispielloser Kreativität ein kurioses Wunderland, das einfach fantastisch gemacht ist.
 

Foto Valentina Galata

Foto: Valentina Galata. Aus der Serie „wunderland“

 
2. Preis 300 Euro; Valentina Galata; Alter: 21 Jahre; 66115 Saarbrücken

Jurybegründung: Bionik einmal anders. Valentina Galata bringt in ihrer Serie Biologie und Technik zusammen. Doch gehen hier Pflanzen und Früchte mit technischen Elementen eine Symbiose ein, so dass vollkommen neue, überraschende Konstrukte entstehen. Da mutiert die Apfelsine zum Propeller, der das Obststück halbiert. Da kriecht das Kabel einer Schlingpflanze gleich aus der Steckdose und scheint eine Allegorie auf die Ausbreitung des Ökostroms zu sein. Die Bilder von Valentina Galata sind klar und ruhig gestaltet, nicht überladen, sondern auf das Wesentliche konzentriert. Stillleben, handwerklich gekonnt ausgearbeitet. Ein Wunderland, das nicht auf schrille Bilder setzt, aber dennoch für reichlich Aufsehen sorgt. Eine bizarre Idee, großartig umgesetzt.
 

Fotogramm: Jahrgangsstufe 8 des Gymnasiums Oberursel

Fotogramm: Jahrgangsstufe 8 des Gymnasiums Oberursel

 
3. Preis 200 Euro; Gymnasium Oberursel; Alter: ca. 14 Jahre; 61440 Oberursel

Jurybegründung: Schrill. Schriller. Fotogramme. Passt nicht? Passt doch! Denn die Jahrgangsstufe 8 des Gymnasiums Oberursel hat es nicht bei klassischen Fotogrammen belassen. Sie hat die Fotogramme analog im Schwarzweiß-Labor erstellt, danach digitalisiert und am Computer bearbeitet. Dabei sind die Schattenobjekte mit knalligen Farben übermalt, sind deren Konturen nachgezeichnet und vervielfältigt, sind neue Strukturelemente hinzugefügt worden. Als Vorlage dienen echte Pflanzen oder Tierschablonen, aber auch Flugzeuge und Engel fehlen nicht. Das Motivspektrum reicht vom Kriegsszenario mit dem Titel „Unverwundbar“ bis zur Natur pur im „Waldgeflüster“. Diese vielfältigen Bilderwelten und die spielerische Art, alte und neue Medien zu verbinden, sind beispielhaft und ragen aus der Bilderflut heraus. Ein nachahmenswertes Projekt, dessen farbenfrohen Ergebnisse Freude machen.

Förderpreise: „Next Level“; je 150 Euro
Christoph Laidig; Alter: 24 Jahre; 76185 Karlsruhe
Daniel Dettinger; Alter: 18 Jahre; 75328 Schömberg
Elisabeth Schröder; Alter: 16 Jahre; 56479 Irmtraut
Jens Becker; Alter: 25 Jahre; 50823 Köln
Mareike Gast; Alter: 15 Jahre; 24107 Kiel
Margo Schuster; Alter: 14 Jahre; 64287 Darmstadt
Marlen Mansfeld; Alter: 10 Jahre; 75433 Maulbronn-Schmie
 
 
Förderpreise des Photoindustrie-Verbandes e.V. für die besten Schulgruppenleistungen
 

Foto: Foto AG GGS Nützenberg

Foto: Foto AG GGS Nützenberg. Aus der Serie „Wunderland Wald“

 
Schulgruppenpreis Altersgruppe A (bis 10 Jahre) 500 Euro

Foto AG GGS Nützenberg; Alter: ca. 10 Jahre; Nützenberger Naturorte; 42115 Wuppertal

Jurybegründung: „Wunderland Wald“ haben die acht Jungfotografen ihre Serie genannt. Um dieses Wunderland zu entdecken, hat sich die Foto-AG der Gemeinschaftsgrundschule Nützenberg ein Schuljahr lang in die Tiefen des Waldes begeben. Und der Betrachter ist immer mit dabei, auf Kinderhöhe. Er düst an Spielkameraden vorbei, schleicht über das Laub und verfolgt den angeleinten Hund. Auf dieser experimentellen Entdeckungstour lacht dem Betrachter die ungehemmte Spielfreude der Kinder in jedem Motiv entgegen. Im Gestaltungsmittel der extremen Unschärfe kommt das Wilde, das Ausgelassene, das Ungestüme zum Ausdruck. Die Serie lebt von ihrer Dynamik, von ihren sanften Farbtönen und ihrer Natürlichkeit. Die Foto-AG präsentiert fantastische Bilder, die einfach Spaß machen.
 

Foto von Klasse 8c/9c des Goethe-Gymnasiums

Arbeit: Klasse 8c/9c des Goethe-Gymnasiums

 
Schulgruppenpreis Altersgruppe B (11 – 15 Jahre) 500 Euro

Goethe-Gymnasium; Alter: ca. 14 Jahre; Klasse 8c/9c; 22547 Hamburg

Jurybegründung: „Wissen Sie, wer Lurup ist?“ ist die Frage, mit der uns die Klasse 8c des Goethe-Gymnasiums Hamburg konfrontiert. In ihrem Fotoprojekt versuchen sie, darauf eine Antwort zu finden. Nüchtern betrachtet ist Lurup einer von vielen Hamburger Stadtteilen. Doch bleiben die Achtklässler nicht bei dieser pauschalen Feststellung, sondern gehen weiter in die Tiefe. Sie erstellen kurze poetische Texte und ausdrucksstarke Fotos, um sich in ihrem Stadtteil zu präsentieren. Dabei sind ihre Beiträge sehr facettenreich und individuell. Jeder ist anders und jeder berührt. Nicht eine Geschichte, sondern viele Geschichten werden erzählt. Mal humorvoll, mal anekdotisch, und immer nah am Leben. Entstanden ist ein höchst subjektives Stadt(teil)porträt in professioneller Zeitungsform, das eine faszinierende Lebendigkeit ausstrahlt.
 

Collage: Herderschule Foto-AG

Collage: Herderschule Foto-AG

 
Schulgruppenpreis Altersgruppe B (11 – 15 Jahre) 500 Euro

Herderschule Foto-AG; Alter: ca. 12 Jahre; 60316 Frankfurt am Main

Jurybegründung: Ja, es gibt sie noch: die klassische Collage, die nicht mit dem Ausschneidewerkzeug am Computer, sondern mit Schere und Kleber aus Papier erstellt wird. So auch die handgemachte Fotocollage der Foto-AG der Herderschule aus Frankfurt am Main, die eine willkommene Abwechslung in das digitale Zeitalter bringt. Ihr Thema: Identität. Die Jugendlichen haben sich neu erfunden, indem sie die realen Proportionen und Perspektiven ignoriert haben. Ihre Ganzkörperporträts zeigen unerwartete Blicke auf menschliche Körper, sie setzen erfrischend anders Schwerpunkte in der Wahrnehmung. Doch geht es nicht nur um die zusammengesetzte Identität eines Individuums, sondern um die der gesamten Gruppe. „Wer sind wir?“ fragt die Foto-AG – und überzeugt mit einer sehr ausgefallenen Arbeit.
 

Foto Fotogruppe kidz@artwork

Foto: Fotogruppe kidz@artwork

 
Schulgruppenpreis Altersgruppe C (16  – 20 Jahre) 500 Euro

Gymnasium der Stadt Kerpen; Alter: ca. 17 Jahre; Europaschule kidz@artwork; 50171 Kerpen

Jurybegründung: Christo inspiriert! Die Fotogruppe kidz@artwork aus Kerpen hat sich eine Verhüllungsaktion ausgedacht, bei der kein statisches Objekt verhüllt wird – die Schüler selbst werden zum Gegenstand des Versteckspiels. Eingehüllt in schwarze Laken streifen sie durch eine Gartenanlage. Mal in Bewegung und in einem performativ künstlerischen Akt. Mal im Stillstand und einer Statue gleich. Kunst im öffentlichen Raum. Der Schülergruppe kidz@artwork gelingt eine formal schlüssige Schwarzweiß-Serie, in der Spannung herrscht. Weder weiß der Betrachter, was als erstes passiert ist, noch lässt sich einordnen, was als nächstes passieren könnte. Die Gruppe führt uns in eine andere Welt, die nicht zuletzt wegen der Verhüllungen Neugier weckt, zahlreiche Assoziationen hervorruft und doch stets spannend und rätselhaft bleibt. Eine interessante Mischung voller Originalität.
 

(thoMas)