Foto Jan BanningJan Banning liebt es, Blicke in Amtsstuben zu werfen. Man kann es ihm nicht verdenken, wenn man seine Fotografien sieht. Denn all das Gerede von der globalisierten Welt verblasst beim Betrachten – so exotisch, so individuell sind die Orte, die der niederländische Fotograf besucht hat:

 
 
 
 

Foto Jan Banning: Büro in den USA

Büro in den USA

 
„Bureaucratics“ ist der Name der Serie, die Jan Banning seit einigen Jahren verfolgt. Bürokraten dieser Welt sind zu sehen, hinter ihren Schreibtischen, in ihren Büros und Stuben. Und man darf sich wundern, wie unterschiedlich noch heute Bürokratie funktioniert: In Indien hat er fotografiert, in Russland, Bolivien, Liberia, Frankreich, China, im Jemen und in den USA.

Zumeist zeigt er die Staatsdiener verschanzt hinter ihrem Schreibtisch. Der Schreibtisch: ein treffliches Symbol der Staatsmacht, der Macht der Gesetze. So unterschiedlich sind die Menschen: Manche blicken verkniffen, manche ernst, manche offen, manche belustigt. Manche sind hohe Tiere, andere anonyme Rädchen im Getriebe, das „Verwaltung“ heißt. Bannings 250 Porträts der Serie „Bureaucratics“ gefallen in der Unterschiedlichkeit ihrer Protagonisten, im Chaos der Schreibtische, in der ungeordneten Stückelung des Mobiliars, in der Diversität des Interieurs.
 

Foto Jan Banning: Büro in Bolivien

Büro in Bolivien
 
 
Foto Jan Banning: Büro in Indien

Büro in Indien

 
Da trifft Persönliches, Familiäres, Nippes auf Insignien des Staates, manche Beamte haben sich in dunklen Kellern eingerichtet, andere residieren in prunkvollen Räumen, manche dieser Büros quellen über, Papierkram überall, andere wirken kahl und nüchtern. Manche wurden wohl erst kürzlich frisch getüncht – andere sind auf absurde Weise heruntergekommen.

Banning tritt dieser Unterschiedlichkeit mit großer Ruhe entgegen. Seine Fotografien zeigen die Dargestellten immer frontal, in sehr unmittelbarer Ansicht, hinter dem Schreibtisch, dem wichtigsten Ausstattungsstück einer Amtsstube. Ein wenig fühlen wir uns beim Betrachten wie Bürger, die aus irgendeinem Grund ebenjenes Amt besuchen müssen. Beklemmung macht sich breit: Wird der Beamte freundlich und hilfsbereit sein? Oder wird es uns seine Macht spüren lassen?

Wird er pflichtbewusst sein – oder autoritär? Bescheiden oder aufbrausend? Schön ist, dass die Bilder des 1954 geborenen Jan Banning kaum fertige Antworten parat haben. Sie erzählen vor allem vom echten, tiefen Interesse des Fotografen an seinem Gegenüber. Jetzt ist die Serie in der Städtischen Galerie in Iserlohn zu sehen.

(Marc Peschke)
 
 
Ausstellung:
Jan Banning: Bureaucratics
10. September bis 24. Oktober 2010
Städtische Galerie Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 24
58636 Iserlohn
 
 

Foto Jan Banning: Büro in Sibirien

Büro in Sibirien
 
 
Foto Jan Banning: Büro im Yemen

Büro im Yemen

 
Fotograf:
Jan Banning, geboren 1954 in den Niederlande, studierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, bevor er 1981 als freier Fotograf tätig wurde. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich der sozial-dokumentarischen Fotografie. Für seine Arbeit, die regelmäßig in internationalen Zeitungen und Magazinen erscheint, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter einen World Press Photo Award 2004, den Lead Award 2007, sowie insgesamt zehn Auszeichnungen und Nominierungen bei der Vergabe der Zilveren Camera für das beste niederländische Pressefoto des Jahres.