Foto Renate AllerGanz neu ist das Sujet Renate Allers nicht. Der 1948 in Tokio geborenen Hiroshi Sugimoto fotografiert schon seit 1980 Ansichten des Meeres. Und so ähnlich wie die Wirkung von Hiroshi Sugimotos „Seascapes“ sind auch Renate Allers „Oceanscapes“: Sie strahlen Ruhe und kontemplative Schönheit aus

Es ist vor allem der Faktor Zeit, der hier zum fotografischen Thema wird: Immer wieder das selbe Stück Meer fotografiert die in den USA lebende Fotografin Renate Aller – seit 10 Jahren schon. Immer wieder das selbe Stück des Atlantischen Ozeans, fotografiert vom gleichen Standpunkt ihres Hauses in Long Island.

Es ist faszinierend zu sehen, wie wenig diese Bilder sich gleichen. Himmel und Wasser schimmern immer neu, in sich stetig verändernden Farben. Das Meer, der Ozean, ist ein erhabener Ort und die Wirkung dieser Bilder ähnelt auf frappierende Weise jener, die wir etwa beim Betrachten romantischer Landschaftsmalerei spüren: ein wenig erschaudert man – vor der Größe und Macht der Natur.
 

Foto Renate Aller

Dezember 2006
 
 
Foto Renate Aller

Januar 2007

 
Die fotografische Landschaft verweist bei Renate Aller stets auf Inneres: Sie ist eine Metapher für menschliche Emotionen, wie wir beim Blättern in dem jetzt im Kehrer Verlag erschienenen Band feststellen. Es ist eine Weite und Leere in diesen Bildern, die fasziniert. Eine Weite und Leere, in welcher der Betrachter auf sich selbst zurückgeworfen ist, sich selbst spiegelt, sich selbst in seiner Nichtigkeit und Ohnmacht erkennt.

Komplettiert durch Beiträge des New Yorker Kritikers Richard B. Woodward und der Leiterin der Abteilung für Zeitgenössische Kunst der Hamburger Kunsthalle, Petra Roettig, ist dieser Band das ideale Geschenk für Menschen, die schon alles haben. Denn beim Beschauen der Bilder ahnen wir die Größe der nicht-materiellen Welt.

(Marc Peschke)

Titelabbildung Oceanscapes

 
 
Renate Aller
Oceanscapes – one view – ten years (bei amazon.de)
52 Seiten
Kehrer Verlag, Heidelberg 2010
ISBN 978-3-86828-139-2
36 Euro