Foto vom TX-P65VT20E von PanasonicDie aktuelle 3D-Welle wird im Gegensatz zu früheren Realisierungen, die meist auf die räumliche Wirkung der Standbilder setzten, vorwiegend vom Bewegtbild, von Kino und Video, getrieben – und nimmt auf diesem Weg einen erneuten Anlauf in die Wohnzimmer der Endverbraucher:

Nach unserem ersten Teil mit einem geschichtlichen Kurzabriss der Geschichte der Stereofotografie – „3D in der Endlosschleife?“ – folgt nun der zweite Teil, der sich aktuellen Entwicklungen widmet. Leicht verspätet, und nicht wie geplant am gestrigen Freitag, sondern am heutigen Samstag, doch hier ist er:

Mit 3D-Filmen wie Avatar erhofften sich die Film- und die Consumer-Electronics-Branche einen weiteren Auftrieb für die jeweils eigenen Absatzzahlen. HD ist noch bei Weitem nicht flächendeckend verbreitet, da wird mit 3D schon der nächste Hype provoziert. Im Gegensatz zu den früheren 3D-Entwicklungen soll die Nutzung heute einfacher sein. Damals musste man für die Betrachtung von dreidimensionalen Aufsichtsvorlagen auf Anaglyphen-Drucke mit der obligatorischen Rot-Grün-Brille oder auf die mit Lentikularfolien bestückten Postkarten-großen Papierbilder („Wackelbilder“) zurückgreifen. Für Dias gab es Gucki-artige Betrachter oder mehr oder weniger aufwendig zu justierende Projektionseinrichtungen mit Polfilter, metallisierter Leinwand und Polfilterbrille (siehe auch: 3D in der Endlosschleife?). Heute gibt es 3D-fähige Flachbildfernseher und Beamer.

Foto vom TX-P65VT20E von Panasonic

In immer kürzeren Abständen präsentieren Firmen wie Samsung und LG aus Korea oder Panasonic und Toshiba aus Japan neue, verbesserte 3D-fähige Flachbildfernseher. Benötigen manche TV-Geräte und die mit bis zu 600 Bildern pro Sekunde arbeitenden Beamer noch aktive Shutterbrillen oder passive Polfilterbrillen, so können die neueren TV-Geräte auch ohne Brille eine 3D-Wirkung erzeugen. Auf der kommenden IFA in Berlin werden mit Sicherheit viele neue Modelle gezeigt werden. So will Sunny Ocean Studios aus Singapur beispielsweise eine Videowand mit einer Diagonale von 2,1 Metern vorstellen, die brillenfreies 3D ermöglichen soll. Präsentiert wird in Berlin auch die aktuelle Entwicklung bei mobilen 3D-fähigen Videobrillen wie dem geplanten Cinemizer OLED von Carl Zeiss.

Foto Nintendo 3DS

Auch bei den 3D-fähigen Abspielgeräten gibt es mit Blu-ray-Playern wie dem DMP-BDT300 von Panasonic oder 3D-fähigen Spielkonsolen immer mehr Geräte, die auch zuhause einen 3D-Kino-Effekt ermöglichen sollen. So stellte Nintendo im Juni während der Messe E3 in Los Angeles die Konsole Nintendo 3DS vor, auf der Spiele in 3D laufen, ohne dass der Nutzer eine Spezialbrille benötigt. Ende September 2010 will Nintendo sagen, wann das Produkt auf den Markt kommen wird.

Da die aktuelle 3D-Entwicklung von den in 3D produzierten Spielfilmen getrieben wird, ist sie auch in starkem Maße vom Zuspruch des Kinopublikums abhängig. Eines der Hauptrisiken hinsichtlich des Erfolgs der aktuellen 3D-Entwicklung liegt darin, dass der durch die Kinos induzierte 3D-Boom schneller abflacht, als eigenständige, vom Kino unabhängige Produkte verfügbar sind. Mögliche Anzeichen, dass sich der 3D-Boom möglicherweise schon wieder dem Ende zuneigen könnte, bevor er richtig begonnen hat, liefert der aktuelle Film Toy Story 3: Ihn wollten wohl weniger Besucher in 3D als in 2D sehen, berichtet die Süddeutsche.

Für die Hersteller von 3D-Produkten besteht damit die zwingende Notwendigkeit, sich möglichst schnell mit eigenständigen Produkten von der Kino-Abhängigkeit zu lösen. Nur wenn 3D sich unabhängig von den kurzfristigen Moden des Kinos entwickelt, besteht Hoffnung, dass es sich dieses Mal nicht um eine Eintagsfliege handelt.

So bietet Sony bei den neuen NEX-Kameras neben dem 3D-Panorama-Modus, der ein abgewandelter Schwenk-Panorama-Modus ist, inzwischen auch die Möglichkeit, digitale 3D-Bilder zu erzeugen. Zumindest die 3D-Panorama-Funktion gibt es auch bei den kürzlich vorgestellten Sony-Kameras alpha 33 und 55V.

Panasonic hat für Ende des Jahres – möglicherweise aber schon für September 2010 – ein doppeläugiges 3D-Objektiv für Micro-Four-Thirds-Kameras angekündigt. Noch ist jedoch nicht bekannt, mit welchen Kameras sich das Objektiv konkret einsetzen lässt. Panasonic hat auch 3D-Versionen seiner Video-Kameras angekündigt.

Foto der FinePix REAL 3D W3 von Fujifilm

Der japanische Hersteller Fujifilm hat nach dem Vorreiter FinePix 3D W1 kürzlich mit der FinePix 3D W3 ein weiteres, verbessertes Modell einer 3D-Kamera vorgestellt.

Vom koreanischen Hersteller CompoBank Co Ltd, der im Frühjahr 2009 eine 3D-Kamera ankündigte, hat man seither leider nichts mehr gesehen. Auch um das von Samsung auf der CES gezeigte 3D-Modell ist es seither ziemlich ruhig geblieben.

Der taiwanesische Hersteller Aiptek, der mit einfachen, von Webcams abgeleiteten, Digitalkameras frühe Erfolge feiern konnte, will auf der IFA 2010 (Halle 3.2, Stand 131) und auf der Photokina 2010 (Halle 5.2, Stand C30) den 3D-Camcorder „i2“ für unter 200,- Euro und einen 3D-fähigen digitalen Bilderrahmen namens „P8“ präsentieren.

Foto von 3D Lens in a Cap 9005

Wer mit geringen Kosten in die Welt der 3D-Aufnahmen einsteigen will, kann dies mit Vorsätzen wie „3D Lens in a Cap“ von Loreo Asia Ltd. aus Hong Kong bewerkstelligen. Er verfügt über eine Brennweite von 40 mm und eine Stereobasis von 90 mm. Die „3D Lens in a Cap 9005“ etwa ist in Deutschland beispielsweise für 175 Euro bei Monochrom erhältlich.

An 3D-Angeboten fürs Erstellen und Betrachten von stereoskopischen Stand- und Bewegtbildern herrscht also kein Mangel. Doch entscheidend dafür, ob 3D dieses Mal von Dauer ist, oder schon bald als Eintagsfliege weitgehend wieder in der Versenkung verschwinden wird, ist die Antwort auf die Grundfrage: Bei welchen Inhalten können die Nutzer dauerhaft einen Vorteil gegenüber 2D erkennen? In der Vergangenheit gab es für die Einführung neuer Technologien im AV-Bereich zwei Haupttreiber: Fußball und Erotik. Ob sich damit der Erfolg auch für 3D einstellt, wird die Zukunft zeigen.

(CJ)