Die Fußball-Weltmeisterschaft hätten wir überstanden. Statt in Fotobüchern zu blättern, starrten wir gebannt auf den Fernseher, den Flachbildschirm – oder die Beamer-Projektion beim öffentlichen Schauen. Abend um Abend. Aber jetzt ist es wieder Zeit, in Fotobüchern zu blättern. Der Herbst naht – die Verlage stellen ihre neuen Publikationen vor. Wir zeigen eine Auswahl und empfehlen Ausstellungen in Berlin, Bochum und Neuss:

Foto Peter Bialobrzeski
 
 
Foto Peter Bialobrzeski

Peter Bialobrzeski; aus „Informal Arrangements“

Mit immer neuen Fotobüchern tritt der Hamburger Fotograf Peter Bialobrzeski an die Öffentlichkeit. „Informal Arrangements“ heißt sein neuer Band, der Innenansichten südafrikanischer Slum-Hütten in unmittelbar Nähe zum WM-Stadion „Soccer City“ zeigt. Hütten, deren farbenfrohe Armut deutliche Kritik übt: Eine Karte für ein WM-Spiel kostete weit mehr als der Wert jener kargen Einrichtungen, die der Fotograf hier auf ziemlich ungesehene Weise zeigt.
 

Foto Max Krajewsky: Zerstörter Lehrter Bahnhof

Max Krajewsky: Zerstörter Lehrter Bahnhof, 24.10.1956

 
Eine andere Art der Architekturfotografie präsentiert der Band „Max Krajewsky. Architekturfotograf zwischen Handwerk und Kunst“, der gerade von der Stiftung Deutsches Technikmuseum in Berlin herausgegeben wurde. Auf 64 Seiten wird das Werk des 1972 verstorbenen Architektur- und Industriefotografen Max Krajewsky vorgestellt, der vor allem in Berlin tätig war.
 

Foto Frank Cousins: Treppenhaus in Daniel P. Parkers Mansion, Boston um 1910

Frank Cousins, 1851-1925. Treppenhaus in Daniel P. Parkers Mansion, Boston um 1910, Silbergelatinepapier. © SMB, Kunstbibliothek, Sammlung Fotografie
 
 
Foto Heinrich Heidersberger: 1906-2006. Osramhaus, München 1966

Heinrich Heidersberger, 1906-2006. Osramhaus, München 1966, Silbergelatinepapier Kunstbibliothek, Sammlung Fotografie. © Heinrich Heidersberger / Institut Heidersberger, Wolfsburg

 
Auch eine Berliner Ausstellung widmet sich zur Zeit der Architekturfotografie. „Ein neuer Blick. Architekturfotografie aus den Staatlichen Museen zu Berlin“ heißt sie und stellt bis zum 5. September 2010 die Schätze der Architekturfotografie aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im frisch restaurierten Kaisersaal im Museum für Fotografie vor. Das jetzt bei Wasmuth erschienene Katalogbuch präsentiert die schönsten Exponate von Fotografen wie F. August Oppenheim, Eugène Atget, Albert Renger-Patzsch oder Candida Höfer: ein langer Gang durch die Fotogeschichte entlang fotografischer Architekturbilder. Das Buch ist vollendet gedruckt und versammelt neben der Fotografien auch verschiedene Aufsätze zum Thema, vor allem zu Fragen des medialen Umgangs mit fotografischen Bildern.

Immer wieder weisen wir gerne auf das Programm des Schweizer Verlags Edition Patrick Frey hin. Und auch Olivia Heusslers Buch „Zürich, Sommer 1980“ ist wieder etwas ganz Besonderes. Der Fotoband entführt den Betrachter in die Zürcher Alternativszene des Jahres 1980: Bilder eines Sommers, Bilder der politischen Unruhen, welche die Schweiz damals mit unerwarteter Härte erschütterten. Ein Essay von Stefan Zweifel führt in das Thema ein.
 

Foto Rudolf Holtappel: Luftschacht Zeche Hugo Gelsenkirchen-Buer, 1959-60

Rudolf Holtappel: Luftschacht Zeche Hugo Gelsenkirchen-Buer, 1959-60. © Rudolf Holtappel
 
 
Albrecht Schnider: Landschaft I-III, 2008 (Detail)

Albrecht Schnider: Landschaft I-III, 2008 (Detail). © Albrecht Schnider

 
Kein reines Fotobuch, dennoch unbedingt empfehlenswert, ist ein Band aus dem Kölner Wienand-Verlag. „Landschaft als Weltsicht“ stellt Kunst vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart vor – Gemälde, Fotografien, Videoinstallationen und Arbeiten auf Papier. Dargestellt werden prägende Entwicklungslinien innerhalb der Landschaftsbetrachtung mit dem Ergebnis: Landschaftssicht ist immer auch Weltsicht. Bis 21. November zeigt eine Ausstellung in Bochum ausgewählte Exponate.
 

Titel „An die Natur“

 
Und noch ein weiteres Buch aus dem Wienand-Verlag beschäftigt sich mit dem Thema. „An die Natur“ präsentiert die „ALTANA Kunstsammlung“, die etwa 600 Werke zeitgenössischer Kunst unter dem Leitmotiv „Natur“ vereint – darunter auch viele fotografische Arbeiten. Eine Ausstellung in der Langen Foundation in Neuss zeigt die Sammlung noch bis zum 5. September.
 

Fotos: Karsten Kronas: Beyoglu Blue

Karsten Kronas: Beyoglu Blue

 
Karsten Kronas’ jetzt als Buch erschienene Serie „Beyoglu Blue“ entführt den Betrachter nicht in die Natur, sondern in die Metropole Istanbul – genauer gesagt ins subkulturelle, transsexuelle Milieu Beyoglus. Ein intimer Blick auf ein anderes, fernes Istanbul – mit einem Text von Mehmet Murat Somer, den man als Autor der erfolgreichen Hop-Çiki-Yaya-Krimiserie kennt.

Wir wünschen viel Freude mit unseren Lese-Tipps!

(Marc Peschke)