Foto: Eduard SpelteriniSchlichtweg atemberaubend ist ein Fotobuch aus dem feinen Schweizer Verlag Scheidegger & Spiess, das den Schweizer Ballonpionier und Fotograf Eduard Spelterini vorstellt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts nutzte er seine Ballonfahren auch zum Zweck der Fotografie:

Eduard Spelterini, eigentlich Eduard Schweizer, geboren 1852 im Kanton St. Gallen, war im späten 19. Jahrhundert ein Star auf seinem Gebiet. Er überflog seine Heimat, überquerte als erster Ballonfahrer die Alpen, flog über viele Länder Europas, über Johannesburg und die Goldminen von Transvaal, über die Pharaonen-Städte Ägyptens, über Asien und den Nahen Osten. Überall auf der Welt stieg er mit seinen Ballons in die Lüfte, um seit den neunziger Jahren aus dem Ballonkorb auch zu fotografieren.

Die handkolorierten Fotografien dienten Spelterini als Dokumentation für seine zahlreichen Lichtbildervorträge sowie kartografischen Zwecken und ernteten in ihrer Zeit großes Erstaunen – die Vogelperspektive, der Blick von oben, war in der Fotografie noch beinahe unbekannt. Doch auch noch heute währt diese Faszination, wie wir beim Blättern im neuen Buch feststellen.
 

Foto: Eduard Spelterini
 
 
Foto: Eduard Spelterini
 
 
Foto: Eduard Spelterini

 
Schlichtweg atemberaubend – auch in Zeiten von Google Earth – ist die Präzision dieser mit großen Plattenkameras entstandenen Bilder, der gefühlvolle Umgang mit Licht und Schatten, wie man jetzt auch bei der Ausstellung „Eduard Spelterini – Fotografien des Ballonpioniers” im Friedrichshafener Zeppelin Museum bewundern kann. Hier werden unter anderem auch Originalabzüge von den erhaltenen Glasplatten Spelterinis präsentiert, der das Ende der Ballon-Ära noch erleben musste: Verarmt und vergessen starb der schillernde Abenteurer und Ballonfahrer 1931 in Oberösterreich. In den letzten Lebensjahren hatte er vom Eier-Verkauf gelebt.

Foto: Eduard Spelterini

Ausstellung und das hervorragend gestaltet und gedruckte Buch erinnern an den Fotografen, über den der Schriftsteller Alex Capus geschrieben hat: „Das größte Geheimnis in Eduard Spelterinis Leben war, dass er, der von London bis Moskau und von Kopenhagen bis Kapstadt berühmt wurde als König der Lüfte und als Bezwinger der Schwerkraft, der mit Fürsten, Generälen und den größten Wissenschaftlern seiner Zeit auf vertrautem Fuß stand und in den mondänsten Hotels von Paris, Wien, Konstantinopel und Kairo ein- und ausging – dass er seiner Herkunft nach gar kein Weltbürger war, sondern am 2. Juni 1852 in einem weltabgeschiedenen Bauerndorf namens Bazenheid im schweizerischen Toggenburg zur Welt gekommen ist.“

(Marc Peschke)
 
 
Ausstellung:
Eduard Spelterini. Fotografien des Ballonpioniers
Zeppelin Museum Friedrichshafen
Bis 29. August 2010
Täglich 9 bis 17 Uhr

Buch:
Hilar Stadler (Hrsg.)
Eduard Spelterini und das Spektakel der Bilder (bei amazon.de)
Die kolorierten Lichtbilder des Ballonpioniers Eduard Spelterini
Katalog zur Ausstellung im Zeppelin Museum Friedrichshafen
Verlag Scheidegger & Spiess 2010
152 Seiten. Gebunden. Deutsch und Englisch
ISBN 978-3-85881-303-9
37 Euro