Foto der NEX-5 von SonyEine Ersteinschätzung nach einer ersten kurzen Gelegenheit, Sonys neue NEX-5 auszuprobieren:

Zum Vorstellungs-Bericht und zu dem, was Sony zur NEX-Serie zu sagen hat, siehe hier:

Nex(t) digital System: Systemkameras Sony NEX-3 und -5 werden vorgestellt
Sony NEX-3 und NEX-5 – Konfigurationen und Preise.

Foto der NEX-5 von Sony

Warum nun auch Sony, und man munkelt, demnächst möglicherweise auch Canon und Nikon, in das Segment der kompakten Systemkameras ohne Spiegel einsteigt, die Sony fürderhin wohl als „CSC“ – als „compact system camera“ – bezeichnen wird, liegt einfach daran, dass es sich hier um ein interessantes Marktsegment mit Wachstumspotential handelt. Während die Marktforscher davon ausgehen, dass der Spiegelreflex-Markt seinen Höhepunkt erreicht hat und die Verkaufs-Kurve deutlich abflacht, sind die CSCs ein Wachstumsmarkt. In Japan halten sie derzeit bereits rund 20 % des Systemkameramarktes, weltweit sind es 4-5 %, wobei die Prognose von einem Anteil von 15-20 % ausgeht, die die CSCs am Markt der Kameras mit Wechselobjektiven bald erreichen werden.

Nun zur NEX, und da zunächst ein wenig Begriffs-Erklärung. E-Mount heißt das Bajonett, weil es ein Auflagemaß von 18 mm hat (englisch = eighteen, 18) und NEX ist dann die „new e-mount experience“ – die neue E-Bajonett-Erfahrung.

Das Design gefällt mir sehr gut, die Handhabung ist noch gut: die Kamera liegt recht gut in der Hand. Bajonett und Objektive sind (immer) silberfarben und damit auch bestimmendes Gestaltungselement an der NEX. Sony wollte ganz offensichtlich das weltweit kleinste Gehäuse mit dem größten Sensor bauen – deshalb der Verzicht auf einen kamerainternen Bildstabilisator und einen internen Blitz. Das Pancake 2,8/16 mm ist nicht stabilisiert, die beiden Zooms 3,5-5,6/18-55 mm und 3,5-6,3/18-200 mm hingegen schon.

Foto der NEX-5 mit Blitz von Sony

Der kleine externe Blitz, der immer beiliegt, hat eine Leitzahl 7 (was wirklich nicht viel ist). Er wird aufgesetzt und mit einer Schraube gesichert und funktioniert dann ganz logisch: ans Kameragehäuse geklappt ist er aus, aufgeklappt wird geblitzt (soweit das die Kameraeinstellungen zulassen). Unverständlich bleibt mir dabei, warum Sony, wenn schon ein externes Blitzgerät, das nicht etwas größer und leistungsstärker konzipiert hat. Laut den japanischen Systementwicklern ist der Zubehöranschluss nicht für einen elektronischen Aufstecksucher ausgelegt: „Es wird keinen geben“, so die einhellige Aussage. Es gibt auch keinen Adapter für die alpha-Blitzgeräte.

Spartanisch ist die Tastenausstattung – das Meiste muss übers Kameramenü gesucht und eingestellt werden: Belichtungsprogramm, Empfindlichkeit, Bildstabilisierung des Objektivs … Das geht einigermaßen fix und ist für alle jene kein Problem, die meist eine bestimmte Automatik bzw. Einstellung präferieren (intelligente Automatik, Zeit-, Blendenautomatik), aber wer da gerne mal wechselt, dem werden ein oder zwei Bedienräder lieber sein. Wer beispielsweise RAW+JPEG in iA (intelligenter Automatik) fotografiert, dem steht eine kleine Menüorgie bevor, bevor er HDR-Aufnahmen machen kann, denn das geht erstens nur mit JPEGs und zweitens nicht in iA. Und wissen muss man auch, dass in dem Fall zwei Einstellungen geändert werden müssen, denn die Kamera sagt einem nicht, warum eine Einstellung nicht wählbar ist. Perfekt wäre, wenn die Kamera das Gewünschte einfach – ggfs. nach einem Hinweis – einstellt, und mit dem Ausstellen der HDR-Funktion wieder zurück in die ursprünglichen Werte wechselt.

Die Sache mit dem Menü soll man einerseits nicht überbewerten, andererseits bleibt sie zu bedenken. Wer von einer digitalen Kompakten kommt, dem wird das wohl gar nicht auffallen, wohingegen derjenige, der die Spiegelreflex gewöhnt ist, doch die ein oder andere Taste vermissen mag, mittels derer sich nun einfach mal schneller ein- und umstellen lässt. Kurz, das Bedienkonzept ist dem einer digitalen Kompakten (mit wenigen Tasten) sehr ähnlich. Was insofern wieder Sinn macht, als Sony davon ausgeht, dass das vor allem eine Aufsteigerkamera ist für jene, denen die Kompaktqualität nicht mehr ausreicht.

Gut gelöst in den Kameramenüs sind die Tipps und die Hilfe. Zum einen hält die NEX Tipps für Fotos bereit, was insbesondere dem Einsteiger gefallen dürfte, zum anderen wird jede Funktion kurz erklärt, so dass man weiß, was man da gerade einstellen will, so dass die Wahl der passenden Einstellungen leichter fällt.

Zur Bildqualität kann angesichts der Kürze der Zeit und dem Vorserienmodell-Status noch nichts Fundiertes gesagt werden. Nur soviel: Sorgen muss man sich diesbezüglich keinerlei machen. Da sind der relativ große Sensor (APS-C) und Sonys Erfahrung mit diesen Sensoren vor.

Foto der Rückseite der NEX-5 von Sony

Zur NEX gibt es zunächst drei Objektive. Das Pancake 2,8/16 mm und die beiden Zooms 3,5-5,6/18-55 mm und 3,5-6,3/18-200 mm. Die Bedienringe für Zoom und Scharfstellung sind griffig und drehen satt. Mit dem E-Mount-Adapter LA-EA1 (199 Euro) lassen sich alle Objektive mit A-Bajonett anschließen und es funktioniert, so Sony, alles bis auf den Autofokus. Die Scharfstellung erfolgt manuell, aber alle Belichtungsautomatiken sind uneingeschränkt nutzbar. Das geht soweit, dass beispielsweise auch die Gesichtserkennung funktioniert, wohingegen die Gesichtsverfolgung am fehlende AF scheitert. Dem E-Mount-Adapter LA-EA1 ist ein abnehmbarer Stativhalter beigelegt.

Der Autofokus mit 25 AF-Punkten arbeitet leise und flott – er soll so schnell sein wie die schnellsten Kontrast-Autofokussysteme der Konkurrenz, was wir mangels eigener Messung einfach mal glauben wollen. Auch die NEX beherrscht den von den alphas her bekannten „DMF-Modus“ (direct manual focus), in dem die Kamera automatisch scharfstellt, wobei jederzeit via Scharfstellring am Objektiv korrigiert werden kann. Laut Sony wurden eigens neue Mikromotoren entwickelt, damit der AF auch besonders leise zu Werke geht, was beim Filmen wichtig ist. Auch ohne externes Mikrofon lassen sich Tonfilme drehen; wobei aber Handhabungsgeräusche naturgegeben deutlich zu vernehmen sind. Fürs kleine Familienfilmchen aber geht das sehr gut; bei höheren Ton-Ansprüchen braucht es aber schon das externe Mikrofon. Scharfstellung und Brennweitenverstellung sind während des Filmens möglich; die Belichtung wird automatisch bestimmt. Die Scharfstellung wird durch Auslöserdruck angestoßen, wobei es beim Filmen besser ist, sofern möglich, mit fixem Fokus zu arbeiten, da ja auch das „Pumpen“ bei der Scharfstellfindung, wie es besonders bei weniger Licht auftritt, mit aufgezeichnet wird.

Der Modus 3D Panorama ist ein abgewandelter Schwenk-Panorama-Modus. Auch hier macht die NEX erstmal viele Einzelaufnahmen, aus denen sie sich dann wechselweise die passenden Ausschnitte fürs rechte + linke Auge holt. Das funktioniert freihand und überraschend gut – die Beispielfotos auf dem 3D-TV sahen mit 3D-Brille jedenfalls sehr beeindruckend aus. Abgelegt werden die Fotos in einem offenen CIPA-3D-Format, betrachtet werden können sie vor allem auf 3D-Fernsehern. Diese Funktion wird erst mit einer neuen Firmware verfügbar sein, die im Juli 2010 kommen soll.

Bleibt als Ersteindruck: Eine – besonders in der Ausführung mit Metallgehäuse – elegante und feine Kamera, die im Kameramenü viele Möglichkeiten bereithält. Das freihändige Schwenk-Panorama etwa macht richtig Spaß. Auch sonst bietet die Kamera im Grunde alle Einstellmöglichkeiten auch für den engagierten Fotografen – so er sie denn in den Menüs ergründet.

(thoMas)
 

Nachtrag (12.5.2010; 15:45 Uhr): Hier die NEX-5 im Größenvergleich mit einer alpha 550:
 

Foto thoMas
 
 
Foto thoMas

Sonys NEX-5 und alpha 550; die NEX-5 einmal mit Zoom 3,5-5,6/18-55 mm, einmal mit Festbrennweite 2,8/16 mm (unten). An der alpha 550 ist das DT 1,8/50 mm SAM montiert.