Venedig, die graue Stadt in der Lagune. So zeigen viele Fotografien die Serenissima. Jetzt ist ein Buch mit handkolorierten Fotos der Jahrhundertwende erschienen, die einen ganz anderen Blick auf die Stadt erlauben:
In der Fotokunst kennen wir Venedig vor allem so: Grau in grau, so wie Charles Aznavour einst die Lagunenstadt besang: melancholisch, morbide, eine brüchige Schönheit. Ganz anders die Bilder von Palazzi, Gondeln, Gondolieri und Kanälen, denen wir in dem jetzt erschienenen Buch „Venedig. Die Welt von gestern in Farbe“ begegnen: Melancholisch? Ja, ein wenig. Aber ganz und gar nicht grau.
Hier tragen Gondeln keine Trauer, hier ist alles leuchtende Fantasie, ein Fest aus Farben. Doch diese Farbe kommt nicht vom Farbfilm, denn der war zur Entstehungszeit dieser frühen Fotografien noch gar nicht erfunden. „Die Welt von gestern in Farbe“ ist eine Buchreihe, die Landschaften und Städte in handkolorierten Fotografien aus der Frühzeit der Fotografie vorstellt. Erst vor kurzem wurde eine große Wiener Sammlung solcher Bilder erstmals zugänglich gemacht, die nun nach und nach in der Reihe „Die Welt von gestern in Farbe“ erscheinen.
Nach der Steiermark, Niederösterreich, Wien, dem Salzkammergut und den Alpen ist auch der Venedig-Band ein kleines Schmuckstück, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Venedig zur Jahrhundertwende, vornehme Flaneure, Damen in bunt schillernden Kleidern vor der Kulisse der so einzigartigen venezianischen Architektur, so hat man die Stadt bisher kaum gesehen.
Farbenfroh, sinnlich, mit viel Liebe zum Detail sind die Fotografien koloriert. In Zeiten vor der Erfindung von Photoshop eine Heidenarbeit übrigens, denn die farbige Eiweiß-Lasur musste mit Pinsel oder Wattestäbchen in mehreren Schichten – mit äußerst ruhiger Hand – aufgetragen werden. Fazit: Eine überraschende Reise in die Vergangenheit der Lagunenstadt.
(Marc Peschke)
Venedig. Die Welt von gestern in Farbe (bei amazon.de)
Christian Brandtstätter Verlag
160 Seiten
September 2009
ISBN-13: 978-3-85033-270-5
€ 29,90
Wow,
diese handkolorierten Fotos haben schon etwas für sich. Das Buch werde ich mir näher anschauen. Ich hoffe, der Druck ist klasse, weil damit das Seherlebnis steht und fällt.