FotoAnmerkungen zur Georeferenzierung – zum Geotagging – im Allgemeinen und zu den GPS-Taggern GPS-1 und Unleashed für Nikon im Besonderen:

Beim GPS-Geotagging (GPS = gobal positioning system) empfängt und speichert ein kleiner GPS-Empfänger die GPS-Signale von die Erde umkreisenden GPS-Satelliten – sind mindestens vier, besser mehr, solcher Satelliten in Empfangsreichweite, so kann die eigenen Position auf der Erde recht genau bestimmt werden. Werden diese Ortskoordinaten in bestimmten Zeit- oder Wegabständen immer wieder gespeichert, so zeichnet man eine Route auf. Moderne Systeme können, mit der Kamera verbunden, die Ortskoordinaten zum Zeitpunkt der Aufnahme auch gleich in die EXIF-Daten schreiben. Für einen Fotografen eine herrliche Erfindung.

Ich denke zum Beispiel an meine Reise in die Canyonlands im Jahr 2001 – da habe ich Hunderte von Aufnahmen in den verschiedensten Canyons und von vielen Formationen gemacht – und mir dann zu Hause den Kopf zerbrochen, wo wohl die eine oder andere Aufnahme entstanden ist. Hätte ich damals schon Geotagging gehabt, so wäre es ziemlich einfach gewesen, den Aufnahmen genaue Orte zuzuweisen.

Wie genau ist das Ganze? Ich hatte vorher absolut keine Erfahrung mit solchen Systemen und war der Meinung, das ginge auf einen oder zwei Meter genau – geht es nicht. In der Stadt ist die Genauigkeit etwa eine Straßenbreite, in freiem Gelände etwas besser. Die Routen-Genauigkeit hängt natürlich auch von der Einstellung der Ableseintervalle ab – denn wenn man beispielsweise nur alle 60 Sekunden oder etwa alle 500 m markiert, so kann man nicht erwarten, dass die Positionen in der Zwischenzeit korrekt angegeben werden – sie werden einfach als gerade Verbindungslinien zwischen den einzelnen Ablesepositionen eingetragen. Man muss eben die Intervalle nach den Örtlichkeiten und den Bedürfnissen einstellen und nicht mit einem einzigen Intervall arbeiten.

Da ich sehr viel mit Nikon-Kameras arbeite, hat mich das Nikon-eigene System GP-1 interessiert. Dieses kleine System ist GPS-Empfänger und Datenlogger für viele digitale Nikon-Kameras. Das GP-1 wird auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt und über ein Verbindungskabel mit dem Multipoleingang verbunden. Wenn man blitzen will, so kann man das GP-1 auch am Kamerariemen anhängen, dann besteht aber die Gefahr (auf die auch im Manual hingewiesen wird), dass die GPS-Daten durch die unrichtige Orientierung der eingebauten Antenne nicht korrekt aufgezeichnet werden. Eine All-in-one-Lösung, die recht praktisch ist, wobei mich aber das Kabel stört; zudem kann ich es nur an der Nikon nutzen.
 

Foto vom GP-1 von Nikon

GP-1 von Nikon: Die Verbindung von GPS und Kamera ist etwas irritierend – zumindest nicht sehr bequem; und auch manchmal im Weg.

 
Eine Alternative, die mir besonders attraktiv erscheint, bekam ich zum Test und ich habe sie dann prompt behalten (und gekauft): es ist das winzig kleine „Unleashed“ von Foolography aus Wiesbaden (für viele Nikon-D-Kameras geeignet – siehe unten und Unleashed). Zuerst, als ich es zum Testen bekam, wunderte ich mich: wo ist das System, ich kann es im Paket nicht finden? – Dann entdeckte ich ein kleines schwarzes „Schachterl“ und in dem befand sind ein noch kleineres, kabelloses (!) Ding, das einfach auf den Multipoleingang der Nikon aufgesteckt wird. Der GPS-Receiver und -Logger wird separat irgendwo in einer Tasche oder im Hosensack mitgetragen. Als GPS-System hatte ich ein Holux m-241 bekommen – sieht aus wie eine Kleinbild-Filmkassette, nur ein wenig größer. Zur Verbindung sind keine Kabel notwendig, weil Bluetooth!
 

Foto vom Unleashed von Foolography

Das Unleashed ist nicht nur so klein, dass man es fast übersieht, es hat auch kein störendes Kabel. Der kleine Anschluss an der Außenseite ist für einen elektrischen Drahtauslöser. Dieser kleine Winzling sitzt sehr gut und fest in der Steckdose und kann nicht herausfallen – es ist sogar einiges an Anstrengungen notwendig, ihn wieder herauszunehmen. Die Stromversorgung kommt aus der Kamera (wie bei dem GP-1) und bei Nichtgebrauch der Kamera schaltet er sich ab (wenn im Kameramenü die GPS-Einstellung entsprechend gewählt wurde), sobald sich auch die Belichtungsmessung abschaltet.

 
Wie funktioniert nun das gesamte System? Nachdem der kleine Unleashed an der Kamera angesteckt und der Holux eingeschaltet wurde, paart man die beiden – einfach und schnell, so wie man einen Ohrhörer mit dem Handy paart . Und dann geht es auch schon los. Beim Fotografieren schreibt die Kamera die Ortskoordinaten, die der Holux an das Unleashed sendet, automatisch in die Bilddaten. Daheim stehen einem dann die lokalisierten Aufnahmen z.B. in Adobe Lightroom zur Verfügung. Da der externe Holux m-241 auch ein unabhängig arbeitender Logger ist, kann man auch die gesamte Strecke in Google Earth ansehen und mit den entsprechenden Aufnahmen verbinden – einfacher geht es kaum.

Zu beachten ist, dass die Ortskoordinaten nicht sofort aufgezeichnet werden, sondern mit einer Verzögerung von etwa 1-2 Minuten, die der Holux nach dem Einschalten braucht, um die Position zu bestimmen. Dann aber merkt er sich die Koordinaten und ist, wenn man mal außerhalb der Reichweite eines Satelliten war ( zB in einem Geschäft), in wenigen Sekunden wieder online. Auch sollte man die eingebaute kurze Antenne vertikal tragen, dann werden die Koordinaten genauer – habe ich ausprobiert, es macht einen wirklichen Unterschied.

Es macht Spaß, mit dem Unleashed zu fotografieren, und es hilft sehr, die Aufnahmen zuzuordnen. Ich habe zum Beispiel eine Reihe von Aufnahmen eines kleinen Flusses in einem Tal in Niederösterreich gemacht – die sehen sich alle sehr ähnlich, aber dank Geotagging kann ich alle Aufnahmen eindeutig zuordnen.
 

Screenshot Map View von Google

Die Zuordnung von Aufnahmen, die mit einer GPS Marke versehen wurden, kann auf viele Arten erfolgen. Hier die Möglichkeit mit Map View von Google mit einem automatisch platzierten Bild – ziemlich genau in diesem Fall.
 
 
Screenshot von Microsoft Pro Photo Tools

Eine andere Methode ist die Positionierung mit Microsoft Pro Photo Tools – die GPS-Koordinaten sind auf der linken Seite zu sehen und im „Map Browse Modus“ kann man den Ort der Aufnahme gut erkennen – auch hier recht gut sichtbar und ziemlich korrekt platziert. Im freien Gelände ist die Genauigkeit des gesamten Systems, wie zu erwarten war, deutlich besser als in der Stadt in relativ engen Straßen und Gassen.
 
 
Screenshot Nikon NX2

Nikons NX2 mit den GPS-Daten (links) einer Aufnahme. Die neueren Nikon-Programme für den digitalen Workflow sind alle so ausgelegt, dass die GPS-Daten in die Bildinformation einfließen.
 
 
Screenshot von Google Earth

Man kann natürlich auch die Aufnahmen, die mit einem Geotag versehen sind, direkt in Google Earth laden: dann sieht die Verknüpfung von Aufnahme und Ort so aus. Etwas verwirrend, weil die Aufnahme und der Aufnahmeort nicht identifizierbar überlagert werden, aber für die Kennzeichnung einer größeren Route mit relativ wenigen Aufnahmen verwendbar.

 
Funktioniert das Ganze auch mit analogen Aufnahmesystemen? Im Prinzip „Jein“. Wenn ich klassisch analog fotografiere, dann ist es natürlich nicht möglich, die digitalen Koordinaten automatisch einer Aufnahme zuzuordnen. Und die vorhandenen Datenrückwände sind fast nie für die Aufzeichnung von Ortskoordinaten geeignet. Ich kann aber meine Route mit einem GPS-Logger aufzeichnen und die Fotos zuhause an Hand der Zeit-Ortskoordinaten zuordnen – das ist etwas komplizierter, aber durchaus machbar.

Fazit: Unleashed ist ein kleines digitales Zubehör, das viel Spaß macht und durchaus noch leistbar ist (wenn auch mit ca. 270 Euro inkl. GPS-Modul nicht eben billig) – für die digitale Fotografie ist es sehr empfehlenswert und dank des externen GPS-Receivers / -Loggers ist es auch für analoge Fotografien eine Hilfe, die viel Zeit und Mühe sparen kann.

(Georg N. Nyman)
 
 

Spezifikationen Unleashed D200+
Verbindungszeit 3 Sek (durchschnittlich)
Bluetooth Konform mit Bluetooth 2.0
Kompatible Bluetooth-Empfänger alle modernen Bluetooth-GPS-Empfänger
Kompatible Kameras Nikon D200, D300, D300s, D700, D2X, D2Xs, D2Hs, D3, D3X, D3s und Fuji S5 Pro
Reichweite > 10 m
Größe 18,5x13x11 mm
Gewicht 5 g