Foto der 645D von PentaxHat die Pentax 645D das Zeug, die Marktanteile im Mittelformat umzukrempeln oder vielleicht gar den Mittelformatmarkt ganz generell zu reanimieren? Die (Preisgestaltung der) lieben Mitbewerber jedenfalls dürfte sie ganz gehörig aufmischen

… wie der Vergleich zeigt:
 

  Hasselblad H4D-40 Mamiya / Leaf DM40 Leica S2 Phase One P40+ Pentax 645D
Sensorgröße (mm) 33×44 33×44 30×45 33×44 33×44
Effektive Auflösung (Megapixel) 40 40 37,5 40 39
Pixelgröße (µm) 6 6 6 6 6
Empfindlichkeit 100-1600 100-800 80-1250 50-800 200-1000
Farbtiefe (pro Farbkanal) 16 Bit 16 Bit 16 Bit 16 Bit 14 Bit
Dynamik (Blendenstufen) k.A. 12 12 12,5 11,5
Serienbilder (B/s) 1,1 1,2 1,5 1,8 1,1
ungefährer Preis in Euro (Rückteil + Gehäuse bzw. Kamera mit Normalobjektiv; inkl. MWSt) 16.650 19.200
(nur in USA erhältlich)
22.200 20.200 9.000
(Eigenimport)

 
Die Mamiya DM40 haben wir hier außer Konkurrenz zu Vergleichszwecken aufgenommen. Es handelt sich dabei um ein amerika-typisches Paket aus Mamiya-Kamera und Leaf-Rückteil – höchstwahrscheinlich das Leaf Aptus-II 8 – nicht etwa um eine neue Kamera, wie die amerikanische Pressemeldung glauben machen will. (Leaf und Mamiya waren in den USA einst in Händen desselben Distributors, und der bündelte die beiden Firmen gerne mal; heute werden Leaf-Rückteile von Mamiya USA umetikettiert.) Auch bei uns kann man diese Kombination erwerben – einfach die Kamera von Mamiya mit dem Rückteil von Leaf kombinieren.

Foto der Oberseite der 645D von Pentax

Die Preise haben wir, wo notwendig, der Vergleichbarkeit halber in Euro-Preise inkl. deutscher Mehrwertsteuer (19 %) umgerechnet. Zur Berechnung des Import-Preises der 645D siehe Preisbrecher Pentax 645D kommt – in Asien.

Soweit die markttechnische Einschätzung. Wie sieht es nun mit einer ersten Einschätzung der Praxistauglichkeit aus?

  • Die 645D ist voll kompatibel mit dem bisherigen Pentax-645-AF-System.
  • Die 645D kann auf der breiten Objektivpalette der 645 aufbauen. Da gibt es Brennweiten – inklusive Zooms – von 33 mm bis 400 mm (bildwinkel-entsprechend 25 bis 300 an Kleinbild); wer bereit ist, sich auf manuelle Scharfstellung und ggfs. Adapter und Arbeitsblendenmessung einzulassen, dem stehen weitere Alternativen zur Verfügung; zum Beispiel auch die Pentax-67-Objektive. Wie gut sich diese noch fürs Analoge gerechneten Objektive mit einem digitalen Sensor schlagen, bleibt abzuwarten; allerdings waren die Pentax-Mittelformatobjektive immer hervorragend.
  • Formatdiagonale ist 55 mm – mit dem neuen 2,8/55 mm bietet Pentax also das exakt passende Normalobjektiv an.
  • Beim Format 4,5×6 (effektiv 41,5×56 mm) allerdings misst die Formatdiagonale knapp 70 mm, die vorhandenen 645er Brennweiten sind also tendenziell zu lang.
  • Der Formatfaktor der 645D gegenüber 4,5×6 beträgt 1,27, gerundet 1,3, womit sich im Weitwinkelbereich Lücken auftun: Das Zoom 4,5/33-55 mm (Bildwinkel 93° – 65° an 4,5×6) erfasst mit dem kleineren Sensor einen Bildwinkel von 72° – 50° (und ist damit einem Kleinbildzoom 25-43 mm vergleichbar). Kurz, im Extrem-Weitwinkelbereich klaffen noch Lücken. Allerdings hat Pentax auf der CP+ in Yokohama ein Weitwinkel ohne Beschriftung gezeigt – man darf gespannt sein, welche Brennweitenangabe es tragen wird.
  • Der mechanische Blendenring ist bei den neuen Objektiven leider weggefallen.
  • Unverständlich bleibt auch bei der 645D, warum Mittelformathersteller auf so geringe Empfindlichkeiten setzen. Wenn ein Kleinbildsensor ISO 102.400/51° schafft – rauschend zwar, aber doch – so sollte der größere Sensor doch auf jeden Fall zu wenigstens hervorragenden ISO 6400/39° taugen.
  • Die Seriengeschwindigkeit von 1,1 Bildern pro Sekunde ist nicht berauschend. 2-3 Bilder pro Sekunde sollten doch möglich sein.
  • Nur 1/125 Sekunde Blitzsynchronzeit.
  • Anmerkenswert sind u.a. die Ultraschall-Sensorreinigung, die Abdichtung von Kameragehäuse und neuem Objektiv, der 98-%-Prismensucher, der 3-Zoll-Monitor mit 921.000 dots.

Um den Aufreger der Woche zu komplettieren: Dank der 645D kostet eine digitale Mittelformatkamera nun nicht mehr 2-3 mal so viel wie ein Kleinbild-Bolide (bei angenommenen 7000 Euro inkl. Standardobjektiv), sondern nurmehr rund 30 % mehr. Das ist nicht billig, aber sehr preiswert.
 
 
Ihnen ein schönes Wochenende.

(thoMas)