Was lange währt, wird endlich gut: Bibble 5, seit langem angekündigt und seit kurzem erhältlich, ist für die Bild-Entwicklung und -Bearbeitung unter Windows, Mac und Linux vorgesehen – und wir haben uns die finale Version mal näher angesehen:

Seit der ersten Vorstellung von Bibble 5 auf der photokina 2008 ist geraume Zeit vergangen, doch Ende Dezember 2009 war es dann soweit: die Entwickler von Bibble Labs schickten die neue Version ihres RAW- Konverters ins Rennen. Das Programm, das momentan nur in der Version „Bibble 5 Pro“ (149 €) zum Download erhältlich ist, soll bis voraussichtlich Ende Februar 2010 auch in einer Lite-Version (ca. 70 €) verfügbar sein. Die Unterschiede zwischen der Pro- und der Lite-Version sind bisher noch nicht bekanntgegeben worden. Für alle Kunden, die Bibble 4 nach dem 31.08.2006 gekauft haben, bietet Bibble Labs ein kostenloses Kulanzupdate auf Bibble 5 an.

Bibble 5 läuft unter Mac OS X 10.4.0 oder neuer, Windows (XP, Vista oder 7) oder Linux (Fedora Core 6 oder neuer, Ubuntu 6.06 oder neuer).

Bleibt zu klären, was Bibble 5 kann und ob es hält was es verspricht.

Wer schon den Vorgänger nutzte, der wird beim ersten Öffnen der Software feststellen, dass das Benutzerinterface zwar neu, aber so gehalten ist, dass es keine große Umstellung erfordert. Das Design ist zeitgemäß und übersichtlich strukturiert. Meiner Meinung nach hätten nur die Tabs an den Seiten zum Hin- und Herschalten, zwischen beispielsweise Katalog, Dateisystem und Ausgabe, etwas größer ausfallen können. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass Bibble 5 nicht wie andere RAW-Konverter modular aufgebaut ist. Dieser Verzicht auf einzelne Module ermöglicht es dem Nutzer von Bibble, eine ihm genehme flexible Bearbeitungsreihenfolge zu wählen.

Eine der interessantesten Neuerungen des RAW-Konverters ist die Möglichkeit der Katalogisierung von Bildern in einer Bilddatenbank. Dadurch schließt Bibble in der Funktionalität zu den Konkurrenten Lightroom und Aperture auf. Im Gegensatz zu diesen Programmen müssen bei Bibble 5 die RAW-Daten aber nicht zwangsläufig in die programminterne Bibliothek importiert werden.
 

Foto

 
Interna

Bibble Labs hat sich die Optimierung hin zu einem leistungsfähigeren Workflow auf die Fahne geschrieben. So wurde stark an der Arbeitsgeschwindigkeit gefeilt: sowohl die Geschwindigkeit bei der Konvertierung von RAWs, als auch die Bearbeitung der Fotos mit Hilfe der Werkzeuge wurde nochmals gesteigert; Mehrkern-Prozessorsysteme werden unterstützt. Ein Augenmerk lag allerdings auch darauf, das Programm auch auf leistungsschwächeren Rechnern (wie Laptops oder älteren Rechnern) schneller und effizienter zu machen. Nach meinen Tests auf einem älteren Laptop hat sich gezeigt, dass dies gut gelungen ist.

Direkt daran knüpft eine leistungsfähige Stapelverarbeitung an, die die Bearbeitung und Konvertierung ganzer Bildersammlungen oder vorhandener Archive in einem Arbeitsgang ermöglicht.

Ansonsten bietet Bibble 5 nahezu alles, was sich von einem modernen RAW-Konverter erwarten lässt, vom direkten Drucken aus der Software bis zum intelligenten Umbenennen von Daten, sowohl während des Im- und Exports, als auch zwischendurch.

Ein besonderes Feature ist die Programmierschnittstelle, mit der es auch für Drittanbieter und eigenständige Programmierer möglich ist, Plug-ins in Bibble 5 einzubinden und zu nutzen.

Entwicklung

Für die Bearbeitung der Bilder stehen viele Werkzeuge zur Verfügung, die alle nicht-destruktiv arbeiten: alle Bearbeitungsschritte werden in der History dokumentiert und können vollständig rückgängig gemacht werden; die Originaldatei bleibt unangetastet.

Über den Hotkey-Editor lassen sich einzelnen Funktionen Tastenkürzel zuweisen, um einen noch rascheren Arbeitsablauf zu ermöglichen.
 

Foto

 
Als größte Neuerung ist es nun möglich, Bilder zonenweise zu bearbeiten, somit können jegliche Bildeinstellungen ebenenweise auf bestimmte Zonen angewendet werden. Dabei können die Zonen mit Kreis- und Polygonformen angelegt, oder Bézier- und Freihandkurven genutzt werden. Diese Auswahl wird dann in einer neu erstellten Ebene wirksam. Dies funktioniert ähnlich wie das Erstellen einer Auswahl auf einer über dem Bild liegenden Ebene in Photoshop. So kann zielgerichtet aus bestimmten Bereichen der Bilder das Optimum herausgeholt werden.

Mit der Highlight-Recovery-Funktion lassen sich Details aus überbelichteten RAW-Daten herauskitzeln, dies funktioniert ausgesprochen gut, und ist simpel zu steuern. Das passende Gegenstück dazu findet sich in der Fülllicht-Funktion, mit der sich unterbelichtete Bereiche eines Bildes retten lassen. Sowohl Funktionsweise als auch Effizienz sind der Recovery-Funktion vergleichbar. Außerdem vereinfacht diese Funktion die Erstellung von Fotografien mit einem großen Dynamikumfang.
 

Foto
 
 
Foto

Fülllicht-Funktion: Oben das Original; im Beispiel unten wurden die Maximalwerte fürs Fülllicht gewählt.

 
Ein interessantes Feature ist der Vibrance-Regler, der im Grundprinzip wie das Stättigungswerkzeug funktioniert. Während sich aber mit dem Stättigungswerkzeug nur das ganze Bild bearbeiten lässt – das heißt, alle Farben werden mehr oder weniger intensiv dargestellt – ermöglicht die Vibrance-Regelung eine deutlich sanftere Bearbeitung. Hierbei werden nur die Bereiche des Bildes verändert, die über- oder untersättigt sind. Somit ist zum Beispiel bei Peopleaufnahmen eine schonende „Entrötung“ der Haut möglich, ohne dabei andere Bereiche des Bildes anzugreifen. Das funktioniert erstaunlich gut und zeigt ohne großen Aufwand tolle Ergebnisse.

Zur Rauschreduzierung setzt Bibble 5 auf die Rauschreduzierungssoftware von Noise Ninja, wobei allerdings nur eine Bearbeitung auf Basis der Standardeinstellungen möglich ist. Um den Prozess zu steuern, ist eine Registrierung bei Noise Ninja und der Erwerb einer Lizenz notwendig. Die Rauschreduzierung funktioniert aber immerhin so, wie sie sollte und wie es von Noise Ninja bekannt ist.

Im Bereich der Korrekturen kann Bibble auf über 350 kalibrierte Objektive zugreifen, was eine einfache und automatische Korrektur der Verzeichnung möglich macht. Darüber hinaus kann man auch manuelle Korrekturen ausführen. Gleiches gilt für Abbildungsfehler. So lassen sich Vignettierungen und chromatische Aberrationen entweder anhand einer hinterlegten Kamera- und Objektivdatenbank automatisch beseitigen, oder aber manuell. Dabei sind diese Werkzeuge auf der Höhe der Zeit und verrichten ihre Arbeit zuverlässig.

Gleiches gilt für die Qualität der RAW-Entwicklung, die auf einem Level mit vergleichbaren Programmen liegt. Ich konnte im direkten Vergleich zu Adobe Lightroom und DxO keinerlei qualitative Unterschiede erkennen.

Fazit

Bibble 5 ist eine grundsolide, schnelle Software , die alle notwendigen Werkzeuge enthält und teilweise flexibler genutzt werden kann als vergleichbare RAW-Konverter – und das alles bei einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Vor allem die nicht zwingende Einbindung von Daten in die programmeigene Bibliothek und der Verzicht auf einen modul-basierten Aufbau und die damit verbundene erhöhte Flexibilität bei der Auswahl der Bearbeitungsreihenfolge wissen zu gefallen.

(David Höpfner)
 
 
Informationen, Download von Kauf- und Testversion: Bibble 5 bei ASH
Liste der unterstützten RAW-Formate: Bibble 5 Camera RAW Support