Logo CESUnser Schlussrundgang über die CES: Kodak entdeckt die Speicherkarten-Chefin und Polaroid ist ganz und gar gaga

 
 
 

Foto: Theano Nikitas

Las Vegas bei Nacht

 
Die Hallen des Las Vegas Convention Centers waren zwar an den Folgetagen nicht ganz so voll wie an den ersten beiden Tagen, aber die Aussteller hatten dennoch genug zu tun – mitunter bildeten sich lange Warteschlangen, wenn ein Preis zu gewinnen oder eine Berühmtheit zu sehen war.

Die Stände von Canon, Sony, Samsung und Panasonic waren sehr belebt und die NX10 am Samsung-Stand bekam immer noch viel Aufmerksamkeit. Ein Kaufargument, das Samsung ins Feld führt, ist der große APS-C-Sensor. Man kann davon ausgehen, dass die Fotografen das so interpretieren, dass die NX10 weniger rauscht als die Micro-Four-Thirds-Konkurrenten von Olympus und Panasonic – was abzuwarten bleibt. Allerdings werden viele Kunden die Bildqualität nicht wirklich beurteilen können, und da sie glauben, dass größer auch besser ist (und dass mehr Megapixel immer auch besser sind), könnte dieses Argument funktionieren.
 

Foto: Theano Nikitas

NX10 von Samsung – siehe dazu auch unser NX10-Besuch an einem der Vortage: CES 2010: Volle Messehallen, viel zu sehen

 
Laut dem Mann am Samsung-Stand wird das NX10-Kit das 18-55-mm-Zoom enthalten und in der ersten Hälfte 2010 zu haben sein. Ich fragte bei Samsung auch nach den digitalen Spiegelreflexkameras (wie GX20 usw.; in Kooperation mit Pentax) und bekam zur Antwort „derzeit haben wir keine“. Das wusste ich auch schon. Ich denke, wir müssen bis zur PMA oder photokina warten, um zu sehen, ob noch was mit Samsungs Spiegelreflexlinie passiert. (Samsung USA ist immer sehr zurückhaltend mit Informationen und gibt zu neuen Produkten keine Vorabinformation heraus.)

Foto: Theano Nikitas

Wie zu erwarten, wurden keine digitalen Spiegelreflexkameras zur CES angekündigt, dafür aber viele neue Kompaktkameras. Die meisten davon werden in vielfältigsten Farben angeboten; neben den Standardfarben silber und schwarz entfaltet sich ein Regenbogen aus Aubergine, Traube (purpur), Pink, diversen Blauschattierungen, leuchtendem Orange und „Kiwi“ (grün), um nur einige zu nennen. HD-Video hält auch bei den preiswerteren Kameras unter 200 US-Dollar Einzug und die optischen Zoombereiche werden größer.

Unter Sonys 12 Kameraneuvorstellungen war die interessanteste die Cyber-shot DSC-H5V mit eingebautem GPS und einem Kompass, der die Himmelsrichtung angibt, in die der Fotograf fotografiert hat. Noch spannender ist die TransferJet-Technologie für den Nahbereichs-Dateitransfer, die sich in der H5V und TX7 findet. Obwohl nicht neu, wurde sie jetzt erstmals in eine Kamera eingebaut. Man braucht aber eine Zubehörbasis und einen speziellen Memory Stick, damit TransferJet funktioniert. Beide Kameras bieten auch Sonys Sweep Panorama und Full HD (1080i).

Die vielleicht beste Nachricht zu Sonys Digitalkompakten: Die Kameras haben jetzt zwei Speicherkartenschächte – einen für den Memory Stick und einen für SD- / SDHC-Karten. Das dürfte die Kunden schon deshalb freuen, weil SD-Karten am weitesten verbreitet und am billigsten sind. (Nebenbei: Auch Olympus setzt ja seit den diesjährigen Neuvorstellungen auf SD / SDHC.)

Foto: Theano Nikitas

Kodaks neue Digital-Kompaktkameras folgen dem allgemeinen Farb- und Stiltrend. Diese Kameras zielen auf den „Chief Memory Officer“ („Speicher-Direktor“) – Frauen zwischen 25-35, die aktiv fotografieren, und die sich um Aufnahme, Verwaltung und Weitergabe der Bilder kümmern. Kodak hielt dazu eine ganze Reihe Vorträge ab, die auch den „Tech Dad“ zum Thema hatten – sie sind auch hier zu finden: K-Zone.

Unter Kodaks neuen Digitalkameras ist die Slice die interessanteste. Mit dem Produktnamen zielt Kodak auf die Möglichkeit ab, bei Bildwiedergabe auf dem 3,5 Zoll großen Monitor mit einem Fingerwisch durch die Fotos zu blättern. Mit ihren 2 GB internem Speicher kann die Slice als Digitalkamera wie als portables Fotoalbum für bis zu 5000 Fotos genutzt werden. Es ist nicht die erste Kamera ihrer Art – Sonys DSC-G3, vorgestellt auf der letzten CES, hatte 4 GB internen Speicher – aber es ist ein Konzept, das den Frauen gefallen könnte, die Kodak aktuell umwirbt – zumal die Kamera interne Organisations- und Erkennungsfunktionen mitbringt. Die Slice nutzt microSD-Karten, wobei ich hoffe, dass das nicht zum Trend wird (auch Casio und Samsung haben ein oder zwei Kameras, die auf das microSD-Format setzen), denn die Karten sind so winzig, dass sie schwierig handzuhaben und sehr einfach zu verlieren sind. Und ich vermag auch nicht zu erkennen, dass die microSD-kompatiblen Kameras einen Deut kleiner sind als jene, die SD- / SDHC-Karten nutzen. Übersehe ich da was? Bringt der Einsatz von microSD Vorteile, die ich nicht verstehe?

Kodak zeigte auch seinen neuen Digitalbildrahmen Pulse, der auf einfache Bedienung hin entwickelt wurde und mit eigener IP- und E-Mail-Adresse ausgestattet ist, so dass man ihm einfach Bilder mailen kann (der Bilderrahmen-Besitzer kann dabei entscheiden, ob er alle oder ausgewählte E-Mails akzeptiert). So kann man beispielsweise Familie und Freunden zuhause Bilder aus dem Urlaub mailen. Der Pulse kann aber auch via USB gefüllt werden und hat Schächte für CompactFlash und SD. Er speichert bis zu 4000 Fotos, kann aber keine Videos abspielen. Aber man kann ihn mit einem Facebook-Account verbinden; wobei zu bedenken ist, dass dann die Freunde Zugriff auf die Bilder bekommen. Man kann aber festlegen, welche Fotos automatisch zu Facebook hochgeladen werden.

Obwohl Kodak damit die Foto-Weitergabe via Bilderrahmen einfacher macht, bin ich ganz grundsätzlich nicht sicher, ob Digitalbildrahmen so populär werden, wie sich das die Hersteller wünschen. Es gibt sie schon lange und ich frage mich, wie viele Leute, die einen Digitalbildrahmen gekauft (oder geschenkt bekommen) haben, ihn tatsächlich benutzen.
 

Foto von Lady Gaga - Kreativdirektorin von Polaroid

Die Kreativdirektorin von Polaroid

 
Beenden möchte ich meine CES-Berichterstattung mit der wohl bizarrsten Ankündigung dieser CES: Lady Gaga wurde zur Kreativdirektorin bei Polaroid berufen. Seitdem Polaroid von einer fotofremden Firma übernommen wurde, ist es aus mit dieser Quelle künstlerischer Inspiration. Das Ableben des Polaroidfilms jüngst trug zu dieser Abwärtsspirale bei – wenigstens für diejenigen unter uns, die Bildtransfers, Emulsionslifts und die kreativen Möglichkeiten des SX-70-Films schätzten. Eine Digitalkamera mit eingebautem Drucker ist einfach nicht dasselbe wie eine filmbestückte SX-70. Trotz Fujifilms Instax, auf den ich in letzter Zeit zurückgreife, gibt es vielleicht doch noch Hoffnung bei Polaroid: Gezeigt wurde mit der PIC 1000 das Konzeptmodell einer Analogkamera (vergleichbar der alten One Step) – und The Impossible Project schickt sich an, Sofortbildfilme zu produzieren. Und vielleicht widmet sich Lady Gaga in ihrer Rolle als Kreativdirektorin ja dem Analogen ähnlich intensiv wie ihren extremen Frisuren. Wenigstens bleibt das zu hoffen.
 

Foto: Theano Nikitas

Konzeptmodelle der PIC 1000 von Polaroid

 
Ich jedenfalls freute mich, auch etliche Kunstausstellungen bei Polaroid gesehen zu haben. Darunter Maurizio Galimberti mit seinen „Alive Mosaics“, wobei er ausschließlich mit Polaroids arbeitet: Er fotografiert und montiert viele Aufnahmen eines Motivs zu einem Mosaik. Der Künstler demonstrierte seine Arbeitsweise am Polaroid-Stand; überraschend, wie schnell er arbeitet. Mir gefallen seine Arbeiten sehr. Wenn ich jetzt noch rausfinden würde, wo er heutzutage seine Polaroidfilme herbekommt, wäre ich glücklich.
 

Foto: Theano Nikitas

Maurizio Galimberti hat hier gerade ein „Alive Mosaic“ von einem von Bob Marleys Söhnen fertiggestgellt

 
Damit schalte ich meinen Computer aus, packe meine Koffer, und lasse das sonnige und warme Las Vegas hinter mir. Aber ich werde mich im Februar hier bei photoscala zurückmelden, um von der PMA in Anaheim in Kalifornien zu berichten.

(Theano Nikitas)
 

Foto: Theano Nikitas

 

(Nachtrag 11.1.2010): Wir haben im Text die Charakterisierung der PIC 1000 von Polaroid geändert: Von „Prototyp“ zu „Konzeptmodell“ – wurden doch auf der CES nicht etwa funktionierende Kameras gezeigt, sondern Kameragehäuse, die, soweit man das feststellen konnte, aus Holz geschnitzt waren. Die Kamera soll aber noch im Jahr 2010 auf den Markt kommen, ebenso wie der Film.