Foto: Reiner RiedlerMan muss nicht allzu weit reisen, um im Urlaub zu sein. Manchmal muss man keine Grenzen überwinden, manchmal sind die Ferien ganz nah. Etwa in der neuen Form von Themenparks, von künstlichen Ferien-Paradiesen, die überall entstehen. Jetzt illustriert und hinterfragt ein Fotobuch des österreichischen Künstlers Reiner Riedler dieses Phänomen:

Die tropischen Insel, der Traumstrand, die ewige Sonne, das exotische Ferien-Paradies – all das ist ganz in der Nähe. „Fake Holidays“ heißt eine Fotoserie des Wiener Fotografen Reiner Riedler. Sie zeigt die überall grassierende künstliche Nachbildung von Urlaubswelten, die, wie Jens Lindworsky schreibt, ein „Schlaglicht auf die Sehnsüchte und Träume der Menschen“ wirft.
 

Foto: Reiner Riedler

Reiner Riedler: Indoor-Skihalle Ski Dubai, Dubai 2006

 
Die Fotografien in diesem Buch dokumentieren Monstrositäten und Absurditäten: Tropische Inseln in Berlin-Brandenburg. Niagarafälle in China. Ein venezianisches Hotel in Las Vegas. Ski-Paradiese im Ruhrgebiet. Die Moskauer Basilius-Kathedrale in einer Ferienanlage in Antalya: Alles ist möglich – und alles gibt es. Die kunterbunten ästhetischen Grausamkeiten der Exotik um die Ecke zeigt dieser Bildband, den der „Spiegel“ als einen „der amüsantesten dieser Saison“ beurteilt hat. Doch das trifft es nicht wirklich. Vor allem ist dieses Buch ein fotografischer Beweis einer Sehnsucht und ihrer Unmöglichkeit: Die hier gezeigten Fantasiewelten entlarven sich unter der fotografischen Ägide Riedlers in ihrer öden, simulierten Unvollkommenheit.
 

Foto: Reiner Riedler

Reiner Riedler: Superman über dem Roten Platz, Topkapi Palace Hotel, Antalya, Türkei 2006

 
Ganz neu ist diese fotografische Sicht auf die Dinge freilich nicht. Fotografen wie Thomas Wrede haben schon in den neunziger Jahren ihren Blick auf jene künstlichen Welten gerichtet. Doch das Thema ist heute noch wichtiger geworden, wie der Fotograf sagt: „Ich sehe diese Parks als eine Art Bedrohung … Beispielsweise im World Disney Resort Epcot: Da hat man das Oktoberfest in Miniatur neben der Sphinx und Venedig. Da wird alles durcheinandergemischt, da lernt man nichts. Es geht nur um Reize. Man wird bombardiert mit Eindrücken – mehr nicht.“ „Fake Holidays“ ist ein grellbuntes Buch mit präzisen, komischen, doch zumeist traurigen Bildern. Was unsere Stimmung aber sicher heben dürfte ist dieser Gedanke: Das echte Leben ist um vieles spannender als die hier porträtierten Fantasie-Paradiese.

(Marc Peschke)

Titelabbildung Reiner Riedler - Fake Holidays

 
 
Buch:
Bill Konwenhoven (Hrsg)
Reiner Riedler
Fake Holidays (bei amazon.de)
Gebunden. 144 Seiten. Deutsch, Englisch
Moser Verlag
München 2009
ISBN 978-3981234442
59 Euro

Siehe auch:
Like a bear on a wire (Reiner Riedler bei democratic books; in Form einer kostenlosen PDF-Datei)