AGFA LogoMit dem Ende der industriellen Produktion der Agfa-Fotosparte in Deutschland ging unter teilweise abenteuerlichen Umständen eine große Zahl von Arbeitsplätzen verloren. Manche traditionsreiche Fertigung wie die Laborchemie wird jedoch bis heute fortgeführt:

Während einzelne Fertigungsstätten wie das Münchner Kamerawerk der Spitzhacke zum Opfer fielen und so im wahrsten Wortsinne von der Bildfläche verschwunden sind, haben andere bis heute überlebt, wenn auch manchmal auf verschlungenen Wegen. Wie die Agfa Laborchemie in Vaihingen. Gab es im Herbst 2007 nochmals ein Lebenszeichen mit der Meldung über die Vermeidung der Braunfärbung bei Rodinal, so herrschte seither weitgehend Schweigen im Walde. Dabei gibt es die fotochemische Produktion in Vaihingen noch heute.

Das Werk in Vaihingen an der Enz geht zurück auf die Firma Hauff AG, Photochemische Fabrik, in Stuttgart-Feuerbach, die seit 1891 zu den führenden Herstellern im Bereich der Fotochemie zählte und im Jahre 1892 die von Bogisch gefundenen Entwickler Metol, Glycin und Amidol einführte. 1948 verlagerte die Hauff AG ihren Firmensitz nach Vaihingen/Enz. Ab 1962 führte das Werk den Namen „Chemische Fabrik Vaihingen/Enz GmbH (CFV), um im Jahr 1964 in die neu gegründete AGFA-Gevaert AG einzugehen. Ab 1965 übernahm man in Vaihingen einen Teil der Agfa-Fotochemikalien Produktion für den Amateurbereich.

Im Jahre 1977 übernimmt das Werk in Vaihingen die Produktion sämtlicher Agfa-Fotochemikalien für den Amateurbereich weltweit. Daneben erfolgt der Ausbau der Synthese-Chemie. Mit der Ausgliederung des Fotosektors der Agfa-Gevaert-Gruppe im Jahre 2004 in die AgfaPhoto GmbH geht das Werk auf dieses Unternehmen über. Nach der Insolvenz der AgfaPhoto GmbH wird die Chemische Fabrik Vaihingen/Enz (AgfaPhoto GmbH) im November 2005 durch die a & o Gruppe erworben und die a & o imaging solutions GmbH gegründet. Das Fotochemikaliengeschäft wird weitergeführt, der Nicht-Foto-Chemie-Bereich weiter ausgebaut.

Die dahinter stehende Geschäftsidee war damals, den technischen Service für Fotolaborgeräte mit dem Vertrieb eigener Fotochemikalien zu verbinden. Da das Unternehmen jedoch keinerlei Erfahrungen im Vertrieb von Chemikalien hatte, ließ sich diese Idee nicht umsetzen, so dass nach zwei Jahren unerfüllter Umsatzerwartungen ein erneuter Verkauf anstand. Bereits im November 2007 hatte a&o imaging den von Neuss aus betriebenen technischen Service an ein englisches Unternehmen verkauft.

Für die Fabrik in der Vaihinger Steinbeisstraße fand sich die 1998 gegründete Connect Chemicals GmbH mit Sitz in Ratingen als Investor und Gründer des neuen Unternehmens Connect Chemicals Production & Services GmbH.

Das mittelständische Mutterunternehmen in Ratingen ist überwiegend im Handel für Spezialchemikalien tätig. Es besitzt Verkaufsbüros in den wichtigsten Industrieländern sowie mehrere Produktionsstätten in China. Mit dem Erwerb der Chemischen Fabrik in Vaihingen hat sich die Connect Chemicals GmbH ein europäisches Standbein mit eigener Fertigung geschaffen.

Die bisherige Fotochemikalienfertigung in Vaihingen wurde auch unter neuer Flagge beibehalten. Der Vertrieb erfolgt über die Firma Foto & Minilabsysteme Saal GmbH, die mit der Minilab Factory GmbH die Produktion der Agfa-Minilabs in Peiting übernommen hat. Damit wurde auch die Gebindegröße auf den Bedarf der Minilabs abgestimmt. Die bekannten Schwarzweißchemikalien nach Original-Agfa-Rezepturen wie Rodinal, Neutol oder Sistan werden heute nur noch in Großgebinden (200 Liter) hergestellt.

Wer kleinere Mengen benötigt, findet die Original-Rodinal-Rezeptur derzeit beispielsweise als R09 ONE SHOT in einer von Connect Chemicals Production & Services GmbH für compard in Geesthacht produzierten Version bei Maco.

(CJ)