Logo PolaroidPolaroid wurde in einer Versteigerung am 16. April 2009 an Hilco Consumer Capital und Gordon Brothers Brands verkauft. Vom unterlegenen Bieter Patriarch Partners und betroffenen Gläubigern vorgebrachte Einsprüche blieben erfolglos. Damit scheint das weitere Schicksal der ehemaligen Sofortbild-Ikone besiegelt:

Ein Joint Venture, das von Hilco Consumer Capital, L.P. (HCC) und Gordon Brothers Brands, LLC (GBB) geführt wird und weitere Investoren wie Knight’s Bridge Capital Partners umfasst, hat den Markennamen Polaroid, Warenbestände, Rechte und Patente sowie weitere nicht näher spezifizierte Aktiva erworben. Nach einer von den Käufern nach der Versteigerung verbreiteten Erklärung will man nun die Marke Polaroid für eine globale „multi-channel“ Lizenz-Strategie nutzen. Aus Sicht der Käufer ist Polaroid eine Marke, die weltweit für technische Innovation und qualitativ hochwertige Produkte steht und in der Vergangenheit schon erfolgreich von Sonnenbrillen auf Sofortbild, Kameras, Flachbildschirme, portable DVD-Spieler, digitale Bilderrahmen, HD Camcorder und andere Produkte erweitert wurde.

Die Vorstellungen für die weitere Nutzung der Marke Polaroid erinnern dabei stark an die Pläne, die von Tom Petters nach dem Kauf von Polaroid Anfang 2005 formuliert wurden. Darauf deuten auch die Unternehmensziele der Käufer hin. Hilco Consumer Capital, L.P. (HCC) in Toronto ist eine Einheit der in Chicago angesiedelten „The Hilco Organization“ und erwirbt Markenfirmen, um deren Wert durch innovative Produktentwicklung, Marketing, Merchandising und Lizenzierung zu steigern. Ähnlich sieht die Situation bei Gordon Brothers Brands LLC (GBB) aus, die Marken aufkaufen, lizenzieren und wieder veräußern. GBB zählt zur 1903 gegründeten Gordon Brothers Group , die sich auf die Steigerung des Unternehmenswertes der von ihnen erworbenen Unternehmen spezialisiert haben.

Auch wenn der Verkauf von Polaroid jetzt offensichtlich besiegelt ist, so bleiben noch zahlreiche Fragen offen. Etwa zum Firmenstandort, der möglicherweise nach New York verlegt werden soll, und der Anzahl der von den Käufern übernommenen Mitarbeiter. Polaroid hatte zuletzt in Minnetonka noch 70 Mitarbeiter.

Bislang gibt es auch noch keine Informationen darüber, in welchen Umfang die von Großbritannien aus geführten europäischen Polaroid-Gesellschaften von der Entwicklung in den USA betroffen sind. Darüber hinaus ist derzeit nicht absehbar, ob sich die bei den Käufern vorhandene Expertise auch in der aktuellen wirtschaftlichen Situation zum Vorteil der inzwischen etwas altehrwürdigen Marke Polaroid nutzen lassen.

Polaroid, das war einmal nach Coca Cola eine der bekanntesten amerikanischen Marken. Die im Jahre 1937 vom Erfinder Edwin H. Land und George Wheelwright III gegründete Unternehmen war mit polarisierenden Filtern (daher der Name) und den in Millionenstückzahlen produzierten Sonnenbrillen schon erfolgreich im Markt, als Edwin Land mit der Entwicklung einer Sofortbildkamera begann, die 1947 nach vierjähriger Entwicklungszeit vorgestellt wurde und im November 1948 als Modell 95 im Handel war.

Was haben wir als Kinder gestaunt, wenn sich Bilder kurz nach der Aufnahme selbst entwickelten und wir nicht Ewigkeiten warten mussten, bis die Bilder vom Labor zurück waren. Mit der Entwicklung der digitalen Kameras begann sich der Vorteil der schnellen Verfügbarkeit der Bilder für viele Anwender in Luft aufzulösen. Der in den digitalen Kameras eingebaute Monitor ermöglicht es dem Fotografen, das Bildergebnis an Ort und Stelle sofort zu begutachten und sich dann wieder der Aufnahme zu widmen, ohne Unmengen von Sofortbildfilmen mit sich führen zu müssen.

Polaroid fiel es offensichtlich schwer, mit dem Wandel der Aufnahmetechnologien Schritt zu halten. Nach dem Tod des Polaroid-Gründers Land im Jahr 1991 fehlte dem Unternehmen der innovative Geist der Gründergeneration. Das alte, so lange erfolgreiche Geschäftsmodell – preiswerte Kameras und teueres Verbrauchsmaterial – wurde von der digitalen Entwicklung überrollt. Konnte man technologisch zu Beginn mit Kameras wie der auf der CeBit 1996 vorgestellten PDC 2000 oder den Filmbelichtern im professionellen Bereich durchaus mithalten, so verlor das Unternehmen im Consumer-Massenmarkt zunehmend den Boden unter den Füßen.

Im Jahre 2001 musste man dann Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. 2002 übernahm One Equity Partners, die später von JPMorgan Chase übernommen wurden, einen 53-Prozent-Anteil an Polaroid für 56 Millionen US-Dollar. Nach radikaler Kostenreduzierung, der Einsetzung eines neuen Managements – den üblichen Maßnahmen der Investmentbanker – wurde das Unternehmen 2004 wieder an die Börse gebracht. Man versuchte sich mit der Vermarktung des vorhandenen Patentportfolios und der Vergabe von Markenlizenzen über Wasser zu halten. Im Jahre 2005 griff Tom Petters, der seit 2002 den Namen Polaroid schon für den Verkauf in China günstig eingekaufter elektronischer Handelsware nutzte, zu und übernahm die Firma Polaroid für 426 Millionen US-Dollar in bar. In der Folge wurde Polaroid in den Unterhaltungselektronik-Konzern Petters Group Worldwide integriert und der Firmensitz nach Minnetonka (Minnesota) verlegt.

Im Jahre 2008 machte das Unternehmen nochmals mit dem Hinweis auf sich aufmerksam, dass die Produktion von Sofortbildfilm in den Werken in Mexico und in den Niederlanden (Enschede) eingestellt wird. 2009 folgte im Strudel der Insolvenz der Petters Group dann auch die Insolvenz von Polaroid in den USA.

(CJ)