Foto vom Mexikanischen KofferDer Fund des „Mexikanischen Koffers“ mit Negativen von Robert Capa, Gerda Taro und David Seymour erweist sich als bedeutender Beitrag zur historischen Forschung des spanischen Bürgerkriegs. Alle 126 Filmrollen mit den rund 4.300 Aufnahmen sind mittlerweile eingescannt worden:

70 Jahre lang lagen die 126 Filmrollen dicht aufgerollt in drei kleinen Pappschachteln. Die Negative von Robert Capa, Gerda Taro und David Seymour (Chim) aus den Jahren 1936 bis 1939 galten lange als verschollen. Ende 2007 dann gelang es, die Negative ins International Center of Photography (ICP) in Manhattan zu überführen, das von Robert Capas Bruder Cornell gegründet wurde. Der „Mexikanische Koffer“ enthält Aufnahmen, die die drei Pioniere der modernen Kriegsberichterstattung zwischen Mai 1936 und 1939 im spanischen Bürgerkrieg machten.
 

Foto vom Mexikanischen Koffer

 
Der Zustand der rund 70 Jahre alten Kleinbildnegative ist für ihr Alter sehr gut. Und das, obwohl die Filme auf Nitratbasis anfällig für Zersetzung sind. Das ICP vermutet, dass die günstigen klimatischen Verhältnisse in Mexiko City die Filmrollen konservierten und sie in den Pappschachteln gut gegen den Zahn der Zeit geschützt waren.
 

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Gerda Taro: Opfer eines Luftangriffs im Leichenschauhaus, Valenzia; Mai 1937. © International Center of Photography/Magnum

 
Im Mexikanischen Koffer wurden auch die letzten Fotos von Taro entdeckt, die im Juli 1937 in der Schlacht von Brunete getötet wurde. Interessant auch die Fundstücke, die Chim zugeordnet werden. Chim wurde bislang eher als Fotograf des spanischen Lebensstils (unter Kriegseinwirkung) bewertet. Die gefundenen Aufnahmen zeichnen jedoch ein völlig neues Bild vom Wirken des Fotografen im spanischen Bürgerkrieg. Nun will das ICP diese Aufnahmen in einer Retrospektive Chims im September 2010 der Öffentlichkeit zugänglich machen.
 

Foto Robert Capa

Robert Capa: Essensausgabe in einem Internierungslager für spanische Flüchtlinge, Bram, Frankreich; März 1939. © Cornell Capa/International Center of Photography/Magnum

 
Die Hoffnung, man könne anhand dieses Fundes endgültig die Frage klären, ob Capas Foto vom gefallenen Soldaten nun echt oder gestellt sei, erfüllten sich nicht. Aufnahmen dieses Motivs waren nicht im Koffer.

Um die Filme der Marken Agfa, Agfa Isopan, Kodak Super X, Kodak Pancro, Kodak Panchromatic und Gevaert der Nachwelt zu erhalten, wurden sie eingescannt. Für die Einzelnegative wurde ein Nikon Filmscanner benutzt. Die Filmrollen wurden in einen speziell entwickelten Filmhalter eingelegt, der das flache Abrollen ohne Beschädigung erlaubte, und mit einer Canon EOS-1Ds Mark III abfotografiert bzw. digitalisiert.
 

Foto David Seymour

David Seymour: Dolores Ibárruri spricht vor republikanischen Soldaten und Zivilisten in Spanien; Juli 1936. © David Seymour Estate/Magnum

 
Das lange Verschwinden der Filmrollen ist noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Wahrscheinlich hat Robert Capa, als er 1939 nach Amerika flüchtete, die Aufnahmen seinem Mitarbeiter Imre „Csiki“ Weiss in Paris zur Aufbewahrung ausgehändigt. Weiss, selbst auf der Flucht vor den Nazis, übergab die Filmrollen in Bordeaux einem Südamerikaner mit der Bitte, diese in der Botschaft aufzubewahren. Anscheinend gelangte dann der mexikanische Botschafter General Francisco Aguilar González in den Besitz der Aufnahmen. Nach dem Tod des Generals erhielt ein Filmemacher in Mexiko City, Benjamin Traver, die Filmrollen. 1995 wurde bekannt, dass der Mexikanische Koffer doch nicht verloren war. Nach langem Hin und Her übergab Traver die historischen Aufnahmen im Jahr 2007 dem ICP.
 
 
Siehe auch:
Inside the Mexican Suitcase (The New York Times)
The Mexican Suitcase
Inside the “Mexican Suitcase” (IPC; PDF-Datei)
 
 
(agün)