Foto der Peco Profia PL69DNach den zwischen 1979 und 1986 produzierten Kameras der Makina-67-Reihe wurde es ruhig um den Frankfurter Kamerahersteller. Doch die Plaubel GmbH ist noch heute aktiv und konzentriert sich auf Großformat-Fachkameras sowie Studiostative und Reparaturen:

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Gegründet wurde die Firma Plaubel & Co. im Jahre 1902 durch Hugo Schrader, der nach seiner Ausbildung bei Voigtländer in Braunschweig 1900 zur Firma Dr. R. Krügener wechselte. Der Firmenname wird zurückgeführt auf Karl Plaubel, den Schwager von Schrader. Nachdem zuerst nur Objektive produziert wurden, wurde 1909 mit der Präzisions-Peco eine erste Kamera produziert. 1912 folgte mit der Stereo-Makina die erste Scherenspreizenkamera.
 

Foto der Makina von Plaubel

 
1911 präsentierte Plaubel die Makina mit shiftbarem Objektiv. 1926 tritt Goetz Schrader, der Sohn von Hugo Schrader, in die Firma ein. Mit der Makinette wurde 1931 die erste von Goetz Schrader konstruierte Kamera im Format 3×4 cm vorgestellt. Ab 1936 gab es für die aktuellen Modelle der Schrerenspreizenkamera Makina drei Schnellwechselobjektive, die von Plaubel selbst hergestellt wurden. Die Makina für das Format 6×9 wurde von Plaubel als Makina IIIR bis 1960 produziert. Die in den 1950er Jahren bei Plaubel entwickelte einäugige Spiegelreflexkamera Makiflex für Roll- bzw. Planfilm mit Wechselobjektiven von Schneider-Kreuznach (Abbildung siehe Wolfgang Holzberger – Makiflex) konnte sich im Markt gegen Hasselblad nicht durchsetzen. Plaubel konzentrierte sich danach auf seine Peco-Großbild-Fachkameras nach dem Prinzip der optischen Bank.

Da es in der Familie keinen interessierten Nachfolger gab, verkaufte Goetz Schrader die Firma Plaubel 1975 an Kimio Doi, der in Japan als Fotohändler die Doi Group aufgebaut hatte. Schrader bleibt der Firma als Geschäftsführer erhalten. Mit dem neuen Eigentümer wird die Entwicklung einer Rollfim-Sucherkamera wieder aufgenommen. Foto der Makina 67 von PlaubelAls erstes Modell wird die in Frankfurt entwickelte Makinette 67 mit einem Nikon 2,8/80 mm als Prototyp vorgestellt, geht jedoch nicht in Serie.

1979 wurde mit der Makina 67 die Lieferung von Mittelformat-Sucherkameras wieder aufgenommen. Die Konstruktion dieses Modells erfolgte in Japan bei Konishiroku (später in KonicaMinolta aufgegangen). Als Objektiv wurde das 6-linsige Nikkor 2,8/80 mm beibehalten. Nikon und Konishiroku hatten zum damaligen Zeitpunkt teilweise die gleichen Gesellschafter. Die Serienmodelle sollen dann bei einem Tochterunternehmen des Verschlussherstellers Copal produziert worden sein, der auch den Zentralverschluss der Kamera mit der kürzesten Belichtungszeit von 1/500 Sekunde lieferte. Ab 1981 erfolgt die Fertigung der Makina-Kameras bei Mamiya. Teile kamen weiterhin von Zulieferern wie Nikon und Copal. Der für die Kamera typische Balgen soll aus deutscher Fertigung stammen.

Nach der Makina 67 folgte 1982 als spezielle Weitwinkelkamera die Makina W67 mit einem 4,5/55 mm Wide-Nikkor. Die Makina 670 war eine modernisierte Neuauflage der Makina 67 mit dem gleichen Nikkor 2,8/80 mm. Das neue Modell verfügte über einen Mittenkontakt im Zubehörschuh und konnte mit Rollfilmen des Typs 220 genutzt werden.

Foto der Plaubel 69W proshift

Auf einem völlig neuen Gehäuse baute die Ende 1981 vorgestellte Plaubel 69W proshift mit einem Schneider Super-Angulon 5,6/47 mm auf. Die Kamera bot eine Parallelverschiebung des Objektivs in zwei Richtungen (horizontal 13 mm und vertikal 15 mm), hatte aber im Gegensatz zu den Makinas keinen eingebauten Belichtungsmesser. Neben einem einfachen Rahmensucher hatte die proshift einen Weitwinkel-Fernrohrsucher, der mit der Parallelverschiebung des Objektivs nach oben oder zur Seite gekoppelt war. Dadurch wurde das erfasste Bildfeld nachgeführt, nicht aber die durch das Verschieben des Objektivs veränderte Perspektive. Auch die Plaubel proshift wurde in Japan gebaut. Nach dem Konkurs von Mamiya im März 1984 wurde die Fertigung der Makina-Kameras noch für zwei Jahre weitergeführt und im Jahre 1986 eingestellt. Aus der Fertigung der Makina-Kameras bei Mamiya lassen sich auch die Ähnlichkeiten mit der noch heute von Mamiya angebotenen Rollfilm-Sucherkamera erklären.

Da zum Zeitpunkt der Kameraentwicklung noch keine flexiblen Leiterplatten verfügbar waren, wurden die einzelnen Baugruppen mit Kabeln verbunden. Eine dieser Kabelverbindungen verläuft zwischen dem im Objektiv eingebauten Verschluss und dem Kameragehäuse. Durch die mechanische Belastung beim Öffnen und Schließen der Kamera unterliegt dieses Kabel einem nicht vermeidbaren Verschleiß. Eine Reparatur bei Plaubel in Frankfurt ist jedoch noch heute möglich. Da die Entwickler der elektronischen Komponenten der Makina-Kameras für die Stromversorgung nicht auf die damals zumeist eingesetzten Quecksilberbatterien setzten, sondern zwei Silberoxidbatterien des Typs G3/S76 vorsahen, sind die Plaubel Makina Kameras der 67er Reihe noch heute nutzbare Kameras.

Die Marke Makina wurde auch von dem japanischen Hersteller Makina Optical genutzt, der Objektive der Marke Makinon produzierte. Er hatte mit Plaubel offensichtlich nichts zu tun. In Deutschland wurden die Makinon-Objektive von Supra in Kaiserslautern vertrieben, die heute noch den Markennamen maginon nutzen, nicht zu verwechseln mit den Projektionsobjektiven der Marke Maginon von Will Wetzlar. Makina Optical ging 1983 in Konkurs.
 

Foto der Peco Profia PL69D

 
Die Firma Plaubel in Frankfurt gibt es jedoch noch heute, zwar seit 2004 nicht mehr am alten Standort in der Bosigallee, aber in der Carl-Zeiss-Straße in unmittelbarer Nachbarschaft. Zum Sortiment zählen neben den noch in kleinen Stückzahlen verkauften Studiostativen die Optische-Bank-Kameras Plaubel Peco Profia PL1, NT/ZT und Peco Profia PL69D, Fachkameras von Toyo und Horseman, sowie Großformat-Objektive von Scheider-Kreuznach und Linos / Rodenstock. Auch Reparaturen von Kameras und Objektiven sind heute bei Plaubel noch möglich.

(CJ)
 

Nachtrag (8.5.2009; 19:12 Uhr): Der Hinweis zur Fertigungs-Auslagerung im Jahre 1979 basierte möglicherweise auf einer fehlerhaften Information und wurde daher bis zur Klärung oben aus dem Artikel entfernt. (Es geht um diesen Satz: „Die mechanische Fertigung von Plaubel-Optik am Standort Borsigalle wurde 1979 an die Firma Wilhelm Gutmann Feinmechanik und Vorrichtungsbau GmbH verkauft, die als Lohnfertiger in den folgenden Jahren weiter Großbildkameras und Studiostative an Plaubel lieferte.“)
 

Plaubel 69W ProShift; Foto Jens Benthien
 
 
Plaubel 69W ProShift; Foto Jens Benthien

 
Leser JB wiederum hat freundlicherweise spontan Fotos seiner Plaubel 69W ProShift gemacht und uns zukommen lassen, denn zu der gehöre doch noch der Sucher, der auf der Abbildung im Artikel fehlt, und natürlich das Center Filter II MC von Schneider-Kreuznach. Hier sind die Verstellungen zu erkennen, und wie der Sucher mitgeführt wird. Und nein, diese Kamera sei nicht zu verkaufen, sondern fast täglich im Einsatz. Danke schön!
 

Nachtrag (19.5.2009): Nach weiterer Recherche zur Auslagerung der Teile-Fertigung bei Plaubel stellt sich die Situation wie folgt dar: Im Jahre 1979 wurde die Teile-Fertigung für das damalige Herstellungsprogramm ausgelagert. Die Firma Wilhelm Gutmann Feinmechanik und Vorrichtungsbau GmbH übernahm die dafür benötigten Maschinen von Plaubel. Auch die in diesem Bereich Beschäftigten wechselten zur Firma Gutmann, die dann für einige Jahre mechanische Bauteile an Plaubel lieferte, wo sie von Plaubel-Mitarbeitern montiert wurden.