Die 1990 in Frankfurt am Main eröffnete L.A. Galerie ist eine der wichtigsten Adressen für Fotokunst in Deutschland und ist seit längerer Zeit auf den führenden internationalen Kunstmessen vertreten. Wir sprachen mit Galerist Lothar Albrecht:

Portait Lothar Albrecht; Foto Georg Kumpmüller

photoscala: Lieber Herr Albrecht, die L.A. Galerie in der Frankfurter Domstraße – direkt am MMK – gibt es seit dem Jahr 1990. Können Sie beschreiben, wie sich der Markt für Fotografie seit der Eröffnung verändert hat?

Lothar Albrecht: Das ist heute eine andere Welt. Damals wurde diskutiert, ob Fotografie Kunst sei! Heute ist ein Teil der Fotografie ganz selbstverständlich in die Kunstwelt integriert – egal ob alt oder zeitgenössisch.

photoscala: Die Konzentration auf Positionen der Fotografie war von Anfang an ein Markenzeichen der L.A. Galerie. Wie kamen Sie eigentlich zur Fotografie? Sie haben schon in den Achtzigern gesammelt, richtig?

Lothar Albrecht: Gesammelt habe ich, seitdem ich 17 bin. Seit den frühen Achtzigern dann immer mehr Fotografie.

photoscala: 2005 hatten Sie gemeinsam mit chinesischen Partnern auch in Peking eine Galerie eröffnet. Diese gibt es nicht mehr. Was ist passiert?

Lothar Albrecht: Wir haben die Galerie ja schon 2003 in Schanghai eröffnet, waren also – gemeinsam mit Alexander Ochs – wirkliche Pioniere. Ochs hat mich vor den chinesischen Partnern gewarnt, die man damals aber noch brauchte, um etwas in China machen zu können. Ich habe leider nicht auf ihn gehört. Ich hatte falsche Partner, denen es nur ums Geld ging … Geblieben sind aber gute Kenntnisse der chinesischen Kunstszene – und einige sehr gute Künstler. Ich fliege ja noch fast jeden Monat nach China.
 

Foto John Hilliard, „Labour, Intellect and Celebrity

John Hilliard, „Labour, Intellect and Celebrity“, 2007, C-Type-Print auf Aluminium, ca. 125×156 cm

 
photoscala: Lassen Sie mich einige der von Ihnen vertretenen Künstler nennen. Ihr Programm umfasst so unterschiedliche Positionen wie Tracey Moffatt, Ken Lum, Naoya Hatakeyama, Peter Bialobrzeski, Oliver Boberg, Gosbert Gottmann, Edgar Lissel, Hiroshi Sunairi, Julian Faulhaber oder John Hilliard. Erzählerische, inszenierte, „politische“ und konzeptionelle Ansätze, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Was verbindet die Künstler der L.A. Galerie?

Lothar Albrecht: Die Künstler verbindet Qualität und ihre eigenständige Position. Einem allzu eng gefassten Programm stehe ich skeptisch gegenüber. Deshalb habe ich das Programm der Galerie auch in den vergangenen Jahren um Installationen, Videos und Zeichnungen erweitert.

photoscala: Im Jahr 1990, als Sie die L.A. Galerie in Frankfurt eröffnet haben, war Fotografie als Medium am Kunstmarkt noch nicht wirklich durchgesetzt. Der enorme Erfolg der Becher-Schüler war noch nicht auszudenken und auf Kunstmessen wurde allenfalls vereinzelt Fotografie gezeigt. Die Museen begannen erst, große Fotoausstellungen zu inszenieren. Sehen Sie sich heute als Pionier in der Vermittlung von Fotokunst?
 

Foto Julian Faulhaber, „Überdachung“

Julian Faulhaber, „Überdachung“, 2007, C-Type-Print auf Aluminium hinter Plexiglas, 85×170 cm

 
Lothar Albrecht: Die ersten waren wir ja nicht, diese Ehre gebührt anderen, aber ziemlich weit vorne dran.

photoscala: Werden noch neue Künstler ins Programm aufgenommen? Ihre Künstlerliste ist ungewöhnlich lang …

Lothar Albrecht: Ja, ich schaue und schaue und schaue, weltweit.

Foto von Liu Dings Platik „A girl with a golden scull standing on a kidney“

photoscala: Lassen Sie uns ein wenig über Preise sprechen. Wie entwickelt sich der Fotomarkt?

Lothar Albrecht: In den letzten Jahren hat sich der Fotomarkt wie die ganze Kunstwelt entwickelt. Ältere Kunst ist zu teuer. Junge Kunst ist zu teuer, in der Mitte gibt es etwas Ordentliches. Natürlich haben junge Fotokünstler eine Entschuldigung: Die Produktion von größeren Formaten auf Alu, hinter Plexi, in großen Rahmen ist teuer. Aber gerade jüngere Künstler müssen sehr aufpassen, dass ihr Markt nicht zu klein wird. Vielleicht zurück zu den Anfängen … kleinere Formate, einfach präsentiert? Zum Teil wurde die Präsentationstechnik wichtiger als das Werk.

photoscala: Von Anfang an waren Sie auf den wichtigen Kunstmessen vertreten – auf der Art Basel, der Art Cologne, auf der Armory Show in New York, auf der Arco in Madrid. Das Geld wird auf den Messen verdient, oder?

Lothar Albrecht: Jein, denn die Messen sind zu teuer geworden und es gibt vor allem zu viele Messen – fast 300 Messen für zeitgenössische Kunst auf der Welt! Aber das wäre ein naiver Traum, dass die Welt wieder zurückspringt und die Menschen in die Galerien strömen. Internet, Messen, Reisen sind die wichtigsten Kontaktmittel. Außerdem gebe ich sehr viel Geld für gute Einladungen mit einem guten Text in deutsch und englisch aus.

photoscala: Ein sehr erfolgversprechender Künstler Ihrer Galerie ist Julian Faulhaber. Die Arbeiten des 1975 geborenen Dortmunder Fotografen werden mittlerweile auch in den USA rezipiert: Das Metropolitan Museum in New York hat Arbeiten erworben, wo Faulhaber zur Zeit auch in der Gruppenausstellung „Reality Check: Truth and Illusion in Contemporary Photography“ zu sehen ist. Was zeichnet Julian Faulhaber Ihrer Meinung nach aus?

Lothar Albrecht: So jung ist er ja gar nicht mehr. Aber er hat sich eine schöne eigene Bildsprache erarbeitet: klassische Fotografie, die digital aussieht. Manche Motive werden mit Demand verwechselt. Die schönsten Bilder sind diejenigen, wenn er ganz banale Räume verzaubert.

photoscala: Welche weiteren Ausstellungen planen Sie im laufenden Jahr?

Lothar Albrecht: John Hilliard und eine Doppelausstellung von Peter Bialobrzeski und Oliver Boberg, die ein gemeinsames Thema bearbeiten.

Das Interview führte Marc Peschke.
 
 
Informationen:

L.A. Galerie, Frankfurt am Main
Dienstag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr; Samstags von 11 bis 16 Uhr
Domstrasse 6
60311 Frankfurt
Telefon 069-28 86 87

Ausstellungen von Künstlern der Galerie:

Julian Faulhaber:
„Reality Check: Truth and Illusion in Contemporary Photography“,
Metropolitan Museum New York
Bis 22. März 2009

Die L.A. Galerie auf Kunstmessen:

ARCO 09 Madrid
11. bis 16. Februar

Art Cologne
22. bis 26. April